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Raum für Begegnungen geplant

Gaggenauer Flüchtlinge wünschen sich mehr Kontakt

Mittlerweile leben 50 Flüchtlinge in der Containeranlage am Gaggenauer Traischbachstadion. Damit das Zusammenleben gut gelingt, soll hier ein Begegnungsraum entstehen. Nicht nur für Flüchtlinge, sondern für alle Gaggenauer.

Asmaa Alrifaii, aus Syrien geflüchtet, inzwischen Gaggenauerin
Asmaa Alrifaii will ihre Erfahrungen als Geflüchtete in einer fremden Kultur an die neuen Flüchtlinge in Gaggenau weitergeben. Foto: Swantje Huse

Es scheint ein Widerspruch zu sein: Während draußen auf dem Platz am Traischbachstadion Kinder Fußball spielen, heften drinnen Flüchtlinge Zettel an eine Pinnwand, auf denen steht: „Wir wollen Sport machen.“ Die Situation ist ein Sinnbild dafür, dass Integration eben doch kein Selbstläufer ist.

Flüchtlinge und Einheimische gehen zusammen auf Ideensuche

Genau deshalb hat die Stadt am Dienstagabend auch in die ehemalige Gaststätte am Traischbachstadion eingeladen. Hier, wo früher schon Menschen gesellig zusammen gekommen sind, soll wieder ein Begegnungsraum entstehen. „Für Alt- und Neu-Gaggenauer“, wie Carmen Merkel erklärt. Und zwar aus dem ganzen Stadtgebiet.

Gemeinsam mit ihrem Team vom Amt für Familie und Gesellschaft steht sie nun im künftigen Begegnungsraum. Um sie herum knapp 30 Personen. Flüchtlinge genauso wie Einheimische. „Das freut mich besonders.“

Traischbachstadion Gaggenau
In der ehemaligen Gaststatte am Traischbachstadion soll ein Begegnungsraum entstehen. Im Hintergrund sieht man die Containeranlage für die Flüchtlinge. Foto: Swantje Huse

Derzeit sieht es noch karg aus in der ehemaligen Gaststätte. Die Stühle stehen in Stapeln vor dem Fenster. An einer Wand reihen sich Kisten mit gespendeten Spielsachen. Und davor: die Pinnwände, die sich verblüffend schnell mit Vorschlägen füllen. „Wir wollen nicht nur Angebote“, betont Merkel noch, „sondern auch Bedarfe.“ Und schon geht es los.

„I need to go to the doctor“, schreibt ein Mann auf einen Zettel und pinnt ihn unter der Rubrik „Männer“ an die Wand. Kurz darauf kann ihm einer der anwesenden Gaggenauer schon helfen. Auch der Wunsch nach einen Fernseher wird vermutlich schnell erfüllt werden können, da die Stadt noch einen Geldtopf zur Verfügung hat.

Der Fernseher soll übrigens nicht dazu dienen, einen Blick in die Heimat zu werfen. Ganz im Gegenteil, erklärt Ludmila Brucker. Sie leitet die Flüchtlingsunterkunft in Freiolsheim und dolmetscht an diesem Abend für die ukrainischen Flüchtlinge. „Die Menschen wollen gerne Nachrichten schauen und so die Sprache lernen“, übersetzt sie.

Vor allem der Alltag ist Flüchtlingen oft ein Rätsel

Mehr Unterstützung beim Deutschlernen steht gleich auf mehreren Zetteln, die nach einer guten Viertelstunde an den Wänden hängen. Carmen Merkel würde deshalb gerne Sprach-Tandems aus Deutschen und Flüchtlingen bilden. Einfach, um bei einem Spaziergang oder beim Kaffee zu sprechen. „Das wäre so wichtig.“

eine Pinnwand mit Zetteln, auf denen Ideen für den neuen Begenungsraum notiert sind
Bei dem Treffen sind schnell viele Ideen zusammengekommen. Immer wieder geht es um Sprache, Sport und Begegnung. Foto: Swantje Huse

Immer wieder der Wunsch nach mehr Begegnungen – mit Deutschen genauso wie mit Flüchtlingen, die inzwischen in Gaggenau Fuß gefasst haben. Eine von ihnen ist Asmaa Alrifaii. Die Syrierin ist inzwischen seit sieben Jahren in Deutschland und hat gerade den Einbürgerungstest abgelegt. Sie erinnert sich noch genau, wie schwer das Ankommen im neuen Land und der neuen Kultur war.

Vor allem der Alltag sei ihr ein Rätsel gewesen. „Was ist Mülltrennung und wie funktioniert das mit Kindergarten und Schule?“, nennt die sechsfache Mutter ein paar Beispiele. Alrifaii hatte die Hilfe von deutschen Ehrenamtlichen und anderen syrischen Geflüchteten, die ihr und ihrer Familie den Start erleichtert haben.

Das möchte sie nun auch für neu Angekommene leisten. Auf ihren Zetteln steht daher „Info-Treffen zum Alltag in Deutschland“ und „alte und neue Flüchtlinge zusammenbringen“.

Jetzt muss ich nur noch genügend Ehrenamtliche finden.
Carmen Merkel, Leiterin Amt Familie und Gesellschaft

Carmen Merkel und ihr Team sind mit dem Abend hochzufrieden. „Jetzt muss ich nur noch genügend Ehrenamtliche finden“, sagt Merkel lachend, aber nicht ohne Zuversicht. „Und das hier, werden wir ganz leicht umsetzen können.“ Sie zeigt auf einen Zettel – und es ist nicht der mit dem Wunsch nach einem Fernseher. Da steht: „Willkommensfest für die Menschen im Traischbach“.

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