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Mehrwertsteuer

Gaggenauer Gastronomen geben höhere Kosten meist nicht komplett an die Gäste weiter

Gaststättenbesuche sind schon als Folge der Inflation teurer geworden. Jetzt kommt der erhöhte Steuersatz obendrauf. Die Gaggenauer Gastronomen haben wenig Spielraum.

Kasimir Narloch, der Pächter des Restaurants am Waldseebad, hofft darauf, dass seine Gäste für die zu Jahresbeginn gestiegenen Preise Verständnis haben.
Kasimir Narloch, der Pächter des Restaurants am Waldseebad, hofft darauf, dass seine Gäste für die zu Jahresbeginn gestiegenen Preise Verständnis haben. Foto: Joachim Kocher

Die Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent in der Gastronomie war zeitlich begrenzt. Das wussten die Gastronomen. Viele hofften dennoch, dass der verminderte Satz über den Jahreswechsel beibehalten wird. Doch die Bundesregierung entschied anders. So werden seit 1. Januar wieder 19 Prozent fällig. Dies gilt für Speisen und Getränke.

Wie gehen die Gastronomen mit den veränderten Rahmenbedingungen um? Wird von ihnen ein Teil der Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwölf Prozentpunkte selbst geschultert? Diese Redaktion befragte Gaggenauer Gastronomen.

Kasimir Narloch, Pächter des Waldseebad-Restaurants, kündigt an, dass er die Erhöhung nicht komplett an seine Gäste weitergebe. „Ich habe seit 1. Januar die Speisen um durchschnittlich zehn Prozent erhöht. Bei den Getränken beträgt der Zuschlag 20 Cent. Für mich gab es keine andere Möglichkeit“, beteuert der 64-jährige Gastronom.

Teurere Lebensmittel setzen Branche unter Druck

Erhöht worden sei schließlich nicht nur die Mehrwertsteuer. Schon in den zurückliegenden Monaten sei alles teurer geworden, insbesondere Lebensmittel. „Einen Spielraum, die Erhöhung aus eigener Tasche zu tragen, habe ich nicht.“ Insgesamt, so Narloch, sei es ruhiger geworden. „Wenn ich keine Hoffnung auf Besserung hätte, würde ich meinen Betrieb schließen. Aber dies tue ich nicht, da mir meine Arbeit nach wie vor Freude bereitet.“

„Wir haben seit langer Zeit keine Preiserhöhung vorgenommen“, sagt Patrick Raum, Geschäftsführer des Christophbräu in Gaggenau. „Jetzt sahen wir keine andere Möglichkeit.“ Die Preisanpassungen seien erforderlich, um zu überleben. „Wir müssen unseren Mitarbeitern gute Löhne bezahlen, sonst sind sie weg. Daher reichen wir die Mehrwertsteuererhöhung komplett an unsere Gäste weiter.“

Personalkosten sollen eingespart werden

Anders sieht es Michael Füchtenschnieder vom Restaurant Mönchhof in Moosbronn. „Wir werden die Erhöhung der Mehrwertsteuer nicht an unsere Gäste weiterreichen“, verspricht er. „Das muten wir unseren Gästen nicht zu.“ Vielleicht würden einzelne Gerichte um den einen oder anderen Cent teurer, aber nicht mehr. „Wir haben unsere Karte umgestellt und versuchen, günstiger einzukaufen. Wir haben auch unsere Arbeitszeit angepasst und teilweise die Öffnungszeiten verkürzt. Damit möchten wir Personalkosten einsparen.“ Die gesamte Familie sei durch mehr persönlichen Einsatz gefordert. Keinerlei Verständnis zeigt Füchtenschnieder für die Mehrwertsteuererhöhung. Die Gastronomie sei zuletzt ständig mit Erhöhungen konfrontiert worden.

Agostino Mimmo, Chef von Tonis Pizzeria in Gaggenau, wird seine Preise nicht um zwölf Prozentpunkte erhöhen. „Ich bin derzeit dabei, meine Speisekarte neu zu erstellen. Ich gehe von einer durchschnittlichen Erhöhung von 50 Cent aus. Dabei wird es auch Speisen geben, die mehr oder weniger angepasst werden.“ Zwölf Prozentpunkte würden seine Gäste nicht akzeptieren, befürchtet Mimmo. Der Gastronom erinnert an ein Versprechen von Kanzler Olaf Scholz. Demnach sollte die Mehrwertsteuer für Speisen und Getränken nicht erhöht werden. „Jetzt müssen wir feststellen, dass er nicht einhält, was er uns versprochen hat.“

Mehr Abholservice, weniger Restaurantbesuche

Auch Robin Schneider von Schneiders Spoga (früher Schmausers Spoga) in Ottenau, wird die Erhöhung nicht komplett an seine Gäste weitergeben. Im Durchschnitt werden es rund acht Prozentpunkte sein. „Die Differenz muss ich einsparen.“ Schneider sagt, dass es nicht nur um die Erhöhung der Mehrwertsteuer gehe. Gestiegen seien auch die Personalkosten. Zudem verursache die Maut und die CO2-Steuer höheren Kosten. Auch sein Getränkehändler erhöhe zum 1. Februar die Preise um sieben Prozent. Es gehe also nicht nur um die zwölf Prozentpunkte Mehrwertsteuer, sondern um deutlich mehr.

Schneider hat die Befürchtung, dass es in Zukunft noch schwieriger wird. Viele Familien werden sich einen Restaurantbesuch möglicherweise nicht mehr leisten können. Anstelle eines gemeinsamen Essens mit den Kindern im Restaurant werden stattdessen Abholungen treten, wie während Corona. Denn bei Abholung werden nur sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig.

Klaus Heck, Inhaber der „Krone“ im Stadtteil Selbach wird bei den Speisen im Durchschnitt zehn Prozentpunkte an seine Gäste weiterreichen. Bei den Getränken dagegen verzichtet er auf eine Anpassung.

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