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Blick in Rathäuser

(K)ein Mann-Frau-Ding? Auch Verwaltungen setzen sich mit gendersensibler Sprache auseinander

Gendern ja oder nein? So gehen die Rathäuser in Gaggenau und Gernsbach und der Landkreis mit dem heißen Thema um.

Tafel mit Gender-Varianten des Wortes „Kursteilnehmer“
Vielfältig: Es gibt zahlreiche Varianten für gendergerechte Sprache. Foto: Uli Deck picture alliance/dpa

Zwei Kinder spielen miteinander Puppen. Offenbar besucht eine Puppe die andere, denn das eine Kind sagt: „Du bist unsere Gästin.“

Ob grammatikalisch korrekte Wortneuschöpfungen, das Binnen-I, der Unterstrich, das Sternchen, der Doppelpunkt oder aber der Griff zu gendersensiblen Varianten wie Studierende oder Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – das sogenannte Gendern, also die Berücksichtigung des Geschlechteraspekts, spielt in vielen Bereichen eine große Rolle. Auch in den Verwaltungen.

Ziel überall: Möglichst alle Menschen zu erreichen

Dabei sind die Herangehensweisen ähnlich vielfältig wie die sprachlichen Möglichkeiten. „Grundsätzlich ist einmal festzuhalten, dass es keine Gender-Pflicht gibt“, erklärt die Pressesprecherin der Stadt Gaggenau, Judith Feuerer.

Dennoch habe sich die Stadt bereits mehrfach mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Gleichstellungsbeauftragte arbeite zudem an Empfehlungen zu gendergerechten Formulierungen.

Grundsätzlich ist einmal festzuhalten, dass es keine Gender-Pflicht gibt.
Judith Feuerer, Pressesprecherin von Gaggenau

Dabei verfolgt Gaggenau ein klares kommunikatives Ziel: „Schon jetzt wird in sehr vielen Bereichen versucht, alle Menschen zu erreichen“, betont die Stadtsprecherin. Da dies auch Menschen betreffe, die das Deutsche nicht so gut beherrschen oder kognitive Einschränkungen haben, werde dabei „ein pragmatischer Weg mit Kompromissen“ gegangen. Der Lesefluss stehe bei den Entscheidungen im Vordergrund.

Stellenanzeigen müssen gegendert werden

Heißt: Bei Texten für die Medien orientiert sich die Stadt an der dort geübten Praxis, das generische Maskulinum zu verwenden und Texte nicht zu verkomplizieren.

In Flyern und städtischen Publikationen greift Gaggenau dagegen auf die Doppelnennung zurück, so Feuerer: „Die gleichwertige Nennung beider Geschlechter ist nicht nur die eindeutigste Form der geschlechtergerechten Sprache, sondern auch die höflichste und wird vor allem in der persönlichen Anrede verwendet.“

In Stellenanzeigen taucht zudem neben männlich und weiblich auch divers auf – wie es der Gesetzgeber seit Anfang 2019 vorschreibt, um zu dokumentieren, dass die Bewerberauswahl geschlechtsneutral erfolgt.

Auch wenn drei Männer da wären, wäre es doch genauso wichtig.
Nicoletta Arand, Pressesprecherin von Gernsbach

Auch in Gernsbach ist das Gendern in der Verwaltung ein Thema, wie die dortige Pressesprecherin Nicoletta Arand bestätigt. „Wenn wir können, versuchen wir so zu formulieren, dass es alle betrifft“, erklärt sie.

Das Vorgehen ist dabei aber weniger strukturiert als in Gaggenau: Der Umgang mit gendersensibler Sprache in der Kommunikation nach außen ist nicht festgelegt, so Arand. Das heißt nicht, dass nicht gegendert wird, sondern lediglich, dass die Form des Genderns freigestellt ist. Je nachdem finden sich in Pressemitteilungen oder Texten im Stadtanzeiger mal Doppelpunkt, Binnen-I oder die Doppelnennung.

Eher ein Generationen- als Geschlechterthema

Sowohl die Gaggenauer als auch die Gernsbacher Pressestellen werden von Frauen geführt. Daran liege die Sensibilität für das Thema aber nicht, so Gernsbachs Pressefrau Arand.

Gendern sei einfach zeitgemäß. Eher sei das Thema eine Generationenfrage als geschlechterabhängig. „Auch wenn drei Männer da wären, wäre es doch genauso möglich und wichtig“, ist sie überzeugt.

Noch gibt es keine entsprechende Dienstvereinbarung zum Gendern.
Michael Janke, Pressesprecher des Landkreises Rastatt

Quasi den Beweis für diese Theorie tritt die von zwei Männern geführte Pressestelle des Landkreises Rastatt an. In der Außenkommunikation sei man bereits gendersensibel unterwegs, heißt es auf Anfrage der Redaktion.

Hier werde die weibliche und die männliche Form verwendet oder „noch besser“, übergeordnete Begriffe wie Teilnehmende. „Noch gibt es keine entsprechende Dienstvereinbarung zum Gendern“, sagt Kreissprecher Michael Janke und ergänzt: „Aber die ist geplant.“

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