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„Der Ring des Kaisers“

Cornelia Renger-Zorn entführt Zuhörer in Gernsbach mit ihrem Roman ins 11. Jahrhundert

So viel Historie wie möglich, so viel Fiktion wie nötig – das ist das Credo der promovierten Historikerin Cornelia Renger-Zorn, die in den Gernsbacher Zehntscheuern mit ihrem Roman „Der Ring des Kaisers“ das alte Gemäuer mit neuem Leben durchflutet hat.

Cornelia Renger-Zorn
Cornelia Renger-Zorn ist so tief in die Geschichte des 11. Jahrhunderts eingedrungen, dass sie sich, nach eigenem Bekunden, mittendrin fühlt. Foto: Sigrid Preuss-Fieting

Die Autorin ist so tief in die Geschichte des 11. Jahrhunderts eingedrungen, dass sie sich, nach eigenem Bekunden, mittendrin fühlt. So findet sie sich Gedränge des Hoftags zu Worms wieder, als der junge, mal eben 18-jährige König Heinrich IV. öffentlich um die Aufhebung seiner Ehe mit der jungen Bertha von Turin bittet, was zur damaligen Zeit politischen Selbstmord bedeutete.

Mit der gelungenen Mixtur aus packender Lesung und Erzählung gelang es der Verfasserin, ihre Leser mitzunehmen in die Zeit der intriganten Ränke- und Machtspiele der Fürsten, Bischöfe und der Mächtigen. Drei Erzählungen greifen in spannender Weise ineinander. Zum einen geht es um die römisch-deutsche Geschichte, die wiederum eng verbunden ist mit den Bistümern Worms und Speyer. Das dritte fesselnde Element spielt im Nordschwarzwald, im Murgtal, wo die Herren von Michelbach und Eberstein ihre Macht ausüben.

Fast lässig hat die Autorin den roten Faden aufgenommen, der konsequent durch die gesamte Historie führt und nicht auf Anhieb erkennen lässt, was verbürgtes Geschehen ist und wo der fantasievolle Esprit mit seinem imaginären Ideenfluss einsetzt. Mit sensibler Feinsinnigkeit schafft sie filigrane Bilder, die das Kopfkino der Zuhörer in Bewegung setzt.

Grundlage des Romans sind historischen Quellen

Die Grundlage des Romans sind verbriefte Ereignisse aus historischen Quellen. Diese belebt sie mit der Ärztin Mirjam, Mitglied der jüdischen Gemeinschaft in Worms, sowie deren Onkel Jakob. Cornelia Renger-Zorn hat intensiv recherchiert, bevor ihr die Erzählung sozusagen aus der Feder floss.

Ein Fachbuch wollte sie nicht schreiben, wie sie am Abend ihrer Lesung verlauten ließ. Darum entschied sie sich, ihr tiefgreifendes Wissen unterhaltsam in eine Romanform zu packen. „Es gab mir die Freiheit, ausschmückende und belebende Details einzufügen“, sagt die Schriftstellerin, die ihre Zuhörer allerdings auch in die Machenschaften fernab jeglicher Burgenromantik führte.

Religion und Seelenheil waren unheilvolle Bestandteile jener Zeit, in der es vor allem dem Hassprediger Emicho von Leiningen im Mai 1096 gelang, die Bevölkerung gegen die jüdische Gemeinschaft aufzuhetzen. Ein Massaker unvorstellbaren Ausmaßes war die Folge. Hunderte jüdische Mitbürger wurden ermordet oder brachten sich selber um.

Der König und spätere Kaiser Heinrich wurde aufgrund seines zwiespältigen Charakters immer wieder mit dem Kirchenbann belegt. Der bedeutsame Ring des Kaisers wurde bei seiner Umbettung im Jahre 1900 an seiner rechten Hand gefunden und gehört heute zum Speyrer Domschatz. Wer mit dem Lesen des Buches „Der Ring des Kaisers“ beginnt, kann es nur schwerlich wieder zur Seite legen, denn der Leser wird hineingeschleudert in die geschichtsträchtige Vergangenheit.

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