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Ständig Abwägen

Generation „Z“: Zwei junge Menschen aus dem Murgtal sprechen über Sorgen und Ängste vor ihrer Zukunft

Inflation, Krieg, Orientierungslosigkeit: So werden junge Menschen durch globale und gesellschaftliche Probleme belastet. Hannah Bangert und Thalib Ahmad erzählen, wie sie damit umgehen.

Thalib Ahmad, CDU-GR in Gernsbach und Vorsitzender des Ortsvereins
Trotzdem optimistisch: Student und Gemeinderat Thalib Ahmad. Foto: Sophie Gorjup

Inflation. Ukraine-Krieg. Klimawandel. Themen, die nicht nur Erwachsene, sondern auch junge Leute beschäftigen. Studien haben immer wieder gezeigt: Viele Jugendliche und junge Erwachsene, die sogenannte Generation „Z“, haben Angst vor der Zukunft.

Um von erster Hand über die Gemütslage der Jugend zu berichten, haben sich zwei junge Menschen aus dem Murgtal dazu bereit erklärt, ihre Empfindungen und Sorgen dieser Problematik gegenüber zu schildern.

Wir durchleben gefühlt eine Krise nach der anderen.
Thalib Ahmad, 23 Jahre alt

Thalib Ahmad beispielsweise ist 23 Jahre jung, Vorsitzender der CDU Gernsbach und Mitglied im Gernsbacher Gemeinderat. Ihm ist die schwierige Lage, in der sich seine Generation befindet, durchaus bewusst.

„Was mich vor allem beschäftigt ist die Tatsache, dass unsere Generation gefühlt eine Krise nach der anderen durchleben muss“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Zuerst kam Corona und zwei Jahre später dann plötzlich der Ukraine-Krieg.“ Eine Pause zum Durchatmen fehle einfach.

Junge Leute aus dem Murgtal sorgen sich um Studienfinanzierung

Vor seiner beruflichen Zukunft hingegen habe er zwar aufgrund seines Interessenfeldes keine direkte Angst, jedoch belasten ihn dafür umso mehr die steigenden Kosten. „Ich studiere Jura und arbeite im Rettungsdienst. Das sind beides sehr gefragte Bereiche“, erklärt er. „Ich mache mir deshalb eher Sorgen um die Finanzierung meines Studiums.“

Hannah Bangert, Schülersprecherin am ASG Gernsbach
Kriegt viel mit: Schülersprecherin Hannah Bangert. Foto: Hannah Bangert

Ahmad überlegt deshalb durchaus, ob es der Kinobesuch werden kann oder doch lieber ein gemütlicher Filmabend mit Freunden. Auch die Studien zeigen: Vor allem die Inflation bringt die Jugend dazu, ständig zwischen Wunsch und Vernunft abzuwägen.

„Am Ende bleibt einfach deutlich weniger für den Geldbeutel übrig, weshalb es uns jungen Leuten erschwert wird zu sparen“, betont er. „Große Träume, die sich unsere Eltern verwirklichen konnten, wie der Besitz eines Hauses, fallen für unsere Generation erst mal weg.“

Trotz allem habe er jedoch auch Taktiken in petto, die ihm dabei helfen, seine Sorgen zu besänftigen. „Der Glaube gibt mir hierbei viel Kraft, aber auch die Gespräche mit Freunden“, offenbart Ahmad. „Es ist wichtig über seine Ängste zu sprechen und sich jemandem anzuvertrauen. Es ist ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, dass man nicht alleine damit ist.“

Er will den Mut besitzen, optimistisch statt pessimistisch zu denken. „Man darf die Hoffnung nicht verlieren und sollte versuchen, das Beste aus seiner Situation zu machen“, meint er.

Murgtäler Schüler machen sich Gedanken um eigene Zukunft

Ähnliche Eindrücke teilt auch die 18-jährige Hannah Bangert. Als Schülersprecherin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Gernsbach hat sie einen guten Draht zu ihren Mitschülern. Bangerts Einschätzung nach tragen viele von ihnen Sorgen über ihre Zukunft mit sich herum. Die größte Furcht bestehe aber nicht vor den globalen Problemen.

„Diese Themen sind zwar sehr präsent und bereiten oft Sorgen, jedoch scheinen sie auch gleichzeitig für viele Jugendliche in gewisser Weise fern“, ist Bangerts Eindruck. Die eigene Zukunft sei ihnen näher. „Ich glaube, die meisten beschäftigen sich primär mit der Identitätsfindung, weil dieses Problem einfach greifbarer für sie wirkt.“

Die Orientierungslosigkeit macht vielen Schülern zu schaffen.
Hannah Bangert, 18 Jahre alt

Der Druck, sich direkt nach dem Schulabschluss für eine berufliche Richtung entscheiden zu müssen, belaste die Jugend sehr. „Die Orientierungslosigkeit macht vielen Schülern zu schaffen“, erzählt die Schülersprecherin. „Sie fragen sich, was sie einmal werden möchten oder was ihre Aufgabe in der Welt ist.“

All die Zerstörung und Gewalt lassen Bangert trotzdem nicht kalt. Ganz im Gegenteil. „Mittlerweile existiert so viel Leid, Trauer und Not auf dieser Welt, dass ich mich persönlich wirklich frage, wo die Menschlichkeit geblieben ist“, gesteht sie.

Lange habe sie deshalb mit hoffnungsvollem Denken nichts anfangen können. Jedoch habe sie die Erfahrung der letzten zwei Pandemiejahre eine wichtige Lektion gelehrt.

„Die Zukunft kann man nicht vorhersehen und schon gar nicht kontrollieren“, sagt Bangert. „Auch, wenn es mir nicht immer gelingt, versuche ich darauf zu vertrauen, dass alles wieder gut wird.“ In ihrer Stimme ist die Hoffnung zu hören: „Ich versuche also, dem Leben zu vertrauen.“

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