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Begleitung auf dem letzten Weg

Hospizgruppe Murgtal hat eine neue Koordinatorin

Die Hospizgruppe Murgtal hat eine neue Koordinatorin: Sandra Gerstner ist seit Juni für den Bereich Gernsbach/Forbach zuständig.

Hat ihre Berufung gefunden: Sandra Gerstner will ihren Teil dazu beitragen, dass ehrenamtliche Sterbebegleitung in der Region mehr Präsenz erfährt.
Sandra Gerstner will ihren Teil dazu beitragen, dass ehrenamtliche Sterbebegleitung in der Region mehr Präsenz erfährt. Foto: Nora Strupp

Schwerstkranken Menschen ein Leben in Würde und Selbstbestimmung bis zuletzt zu ermöglichen, das ist ein Herzensanliegen von Sandra Gerstner.

Als solche bietet sie Beratungen an und sorgt dafür, dass Sterbende und deren Angehörige zu Hause, im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen professionell begleitet werden. Dabei steht zu jeder Zeit vor allem eins im Vordergrund: Der Mensch mit all seinen Wünschen und Bedürfnissen.

„Schon als junges Mädchen haben mich das Sterben und der Tod fasziniert. Und dass Leute das Thema so unter den Teppich gekehrt haben“, erzählt Sandra Gerstner.

Dem will die Hospizbewegung entgegenwirken. „Sie möchte dazu beitragen, dass Sterben, Tod und Trauer wieder als ganz normaler Teil des Lebens angesehen werden. Die Hospizbewegung will die Hemmschwelle und die Angst davor nehmen, dass das was ganz Schlimmes und Dunkles ist.“

25 Jahre lang war Gerstner medizinische Fachangestellte in der Arztpraxis für Allgemein- und Palliativmedizin von Dr. Daniela Lerch-Kazakis in Forbach und fünf Jahre Betreuerin für behinderte Menschen im Wohnheim der Lebenshilfe in Ottenau.

Durch Zufall beim Hospizdienst Rastatt gelandet

Doch irgendwann reifte in der 55-Jährigen der Wunsch heran, den Weg der Fürsorge noch weiterzugehen. In Baden-Baden absolvierte sie deshalb innerhalb von zwei Jahren eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Hospizbegleiterin.

Durch einen glücklichen Zufall landete sie schließlich beim Hospizdienst Rastatt, dem die Hospizgruppe Murgtal angehört, die wiederum in den Räumlichkeiten der Sozialstation Gernsbach in der Eisenlohrstraße 23 untergebracht ist.

Durch ihre Ausbilderin hatte die gebürtige Forbacherin erfahren, dass der Hospizdienst Rastatt eine Koordinatorin für Gernsbach/Forbach sucht. Es sollte jemand sein, „der von dort kommt, der vom gleichen Menschenschlag ist, viele kennt und vor Ort ist“. Ihre Ausbilderin habe dabei direkt an sie gedacht.

„Ich habe sofort Ja gesagt“, erinnert sie sich an den Moment zurück, als das Jobangebot kam. Neben Gernsbach und Forbach betreut Gerstner auch die Gemeinden Loffenau und Weisenbach.

Wenn ein schwerstkranker oder sterbender Mensch die Hilfe der ehrenamtlich tätigen Hospizbegleiter wünscht, wird Gerstner von der Sozialstation oder Ärzten kontaktiert. „Ich komme nur, wenn die Leute es möchten“, betont sie.

Man muss sich selbst zurücknehmen, Bindung und Vertrauen aufbauen.
Sandra Gerstner, ehrenamtliche Hospizbegleiterin

„Ich fahre für ein Erstgespräch zu ihnen, berate zu den Angeboten der Hospizgruppe, zur Schmerztherapie, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.“

Trauerbegleitung in Form von Einzelgesprächen oder einem Trauerfrühstück werden ebenfalls angeboten. Anschließend schaut sie, wer von den Hospizbegleitern am besten zu der betreffenden Person passt.

Hospizarbeit verlangt viel Einfühlungsvermögen

Die Wünsche der sterbenden und schwerstkranken Menschen haben für Gerstner und die Hospizbegleiter stets oberste Priorität: „Es geht darum, was derjenige braucht. Wir gehen mit ihnen spazieren und Eis essen. Wir lesen ihnen etwas vor oder sitzen einfach nur bei ihnen. Wenn sie Körperkontakt wünschen, halten wir ihre Hand. In der Zeit können Angehörige zum Arzt oder einkaufen gehen.“

Dieser Beruf erfordere viel Einfühlungsvermögen, macht Gerstner deutlich. „Man muss sich selbst zurücknehmen, Bindung und Vertrauen aufbauen. Dann öffnen sich die Menschen mit der Zeit.“ Außerdem brauche es viel Toleranz („Wir machen keine Unterschiede in Religion, Nationalität oder Hautfarbe.“).

Zum Beruf der Hospizbegleiterin gehört auch eine Erkenntnis: „Nicht jeder stirbt friedlich. Viele haben unverarbeitete Themen, vor allem die ältere Generation, die im Krieg war. Sie sind unruhig, schreien oder stehen auf“, weiß die 55-Jährige. Genauso wichtig seien gute Selbstfürsorge und Selbstreflexion, da der Beruf nicht immer einfach sei.

Trotzdem sind für Gerstner ihre neuen Aufgaben als Koordinatorin bei der Hospizgruppe Murgtal mehr Berufung als Beruf. „Man bekommt so viel zurück von den Leuten. Und man kann so viel lernen, wenn man sich dem Thema öffnet, zum Beispiel das Leben bewusster zu leben und sich zu fragen, was man bereuen würde, wenn man jetzt sterben würde. Man fragt sich, ob man das dicke Auto und ein großes Haus wirklich braucht oder nicht die Begegnungen mit den Menschen wichtiger sind.“

Service

Wer mehr über die Arbeit der Hospizgruppe Murgtal erfahren möchte oder Beratung wünscht, kann Sandra Gerstner unter (01 74) 3 11 22 61 oder per E-Mail an sandragerstner@hospizdienst-gernsbach.de kontaktieren.

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