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Nachhaltigkeit

Die Zukunft bei den Imkern in Gaggenau ist jung und weiblich

Im Bezirksimkerverein Gaggenau wagen sich mittlerweile mehr junge Menschen und mehr Frauen an die Bienenstöcke. Das wirkt einerseits der fortschreitenden Überalterung entgegen, die der Verein auf seiner Webseite beklagt. Andererseits bröckelt so das Bild der Imkerei als Männerdomäne.

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Der Umgang mit Bienen zwingt zur Ruhe. Dadurch habe er auf sie eine entspannende Wirkung, berichtet die Gaggenauer Hobby-Imkerin Gloria Stößer. Im Durchschnitt kümmere sie sich einmal pro Woche um ihre Völker. Foto: Bezirksimkerverein Gaggenau

Selbermachen ist in. Das gilt besonders für Dekoration und upgecycelte Möbel oder Taschen. Doch auch für Honig scheint sich eine Nische aufzutun. Im Bezirksimkerverein Gaggenau wagen sich mittlerweile mehr junge Menschen und mehr Frauen an die Bienenstöcke. Das wirkt einerseits der fortschreitenden Überalterung entgegen, die der Verein auf seiner Webseite beklagt. Andererseits bröckelt so das Bild der Imkerei als Männerdomäne.

„Bei mir im Kurs war’s schon gut gemischt“, berichtet Gloria Stößer. Sie ist die Schriftführerin des Vereins und wirkt wie das Paradebeispiel beider Trends: jung und weiblich. 2014 hat die Lehrerin einen Anfängerkurs in der Gaggenauer Imkerschule besucht. Seither engagiert sie sich im Verein und verschenkt gläserweise Honig.

Einsteigerkurs ausgebucht

Die größeren Anmeldewellen seien erst in den Jahren nach ihrem Einstieg eingelaufen, sagt sie. Dann aber gleich so stark, dass der Verein die Teilnehmerzahl für den Anfängerkurs mittlerweile auf 20 begrenzt hat. Das Interesse hält weiterhin an: Schon jetzt, keine zwei Wochen nach Beginn der Anmeldefrist für 2020, ist der Einsteigerkurs in Gaggenau ausgebucht.

Wer sich jetzt noch beim Verein meldet, kommt auf eine Warteliste. Falls ein Teilnehmer nach dem Schnuppertreffen am 18. Januar abspringt, kommen die Nachrücker an die Reihe. Wenn nicht, müssen sie sich bis 2021 gedulden.

Mit der Begrenzung wolle der Verein gewährleisten, dass die Teilnehmer ausreichend intensiv betreut werden können, sagt Stößer. Denn das zuständige Team bestehe nur aus fünf bis sieben Personen nebst sieben Schulvölkern. Außerdem solle sichergestellt werden, dass jeder Teilnehmer nach dem Kurs einen Ableger – sprich: ein eigenes Bienenvolk – vom Verein kaufen kann.

Wie sie dieses pflegen müssen, lernen die Teilnehmer übers ganze Jahr hinweg. Die Imker zeigen ihnen beispielsweise, wie sie die Bienen beim Wabenbau unterstützen können. Oder wie und wann sie Ameisen- und Oxalsäure gegen Varroamilben einsetzen sollten. Und freilich lernen sie, wie sie im Frühjahr und Sommer eigenen Honig aus den Waben schleudern.

Bei mir im Kurs war’s schon gut gemischt.
Gloria Stößer, Schriftführerin des Bezirksimkervereins, zum Trend, dass mehr junge Menschen und mehr Frauen mitmachen.

Theoretisches Hintergrundwissen vermittelt Siegfried Dietrich, Fachberater für Imkerei des Regierungspräsidiums Karlsruhe, zu Beginn des Kurses.

Stößer vermutet, dass das gestiegene Interesse an der Imkerei mit dem Bienensterben und dem allgemeinen Trend zu nachhaltigem Handeln zusammenhängt. Imker greifen nur wenig ein, helfen den Bienen aber mit natürlichen Mitteln gegen Milben oder Zementhonig, den die Insekten im Winter nicht zu sich nehmen können. Imker ersetzen ihn durch Zuckerlösungen – und schützen die Bienen so vor dem Verhungern.

Ein Garten ist kein Muss

Um Bienen halten zu können, brauchen Imker keinen eigenen Garten. Sie können auch auf einem Balkon oder einer Dachterrasse die sogenannten Bienenbeuten als Behausung aufstellen. Gerade in der Nähe von Stadtparks und Gärten finden die Insekten ein vielfältigeres Nahrungsangebot als in der Nähe monokulturell bestellter Felder. Es empfiehlt sich jedoch, vorher mit Nachbarn und gegebenenfalls den Vermietern zu sprechen.

Alternativ empfiehlt Gloria Stößer, die Kommune oder Obstbauern anzusprechen, ob auf deren Gelände Bienen gehalten werden dürften. Gerade für Obstbauern ist es von Vorteil, wenn Bienen die Blüten bestäuben.

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