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Zauberflöte

Der Schatten ist beim Klassik-Frühstück in Gaggenau-Bad Rotenfels heiß begehrt

Gute Musik, leckeres Essen, Sekt und kräftiger Espresso: Beim Klassik-Frühstück in Gaggenau-Bad Rotenfels ist alles da, was es für einen gelungenen Picknickstart in den Tag braucht.

Klassikfrühstück Schloss Rotenfels, Gaggenau
Hitzeschlacht: In der prallen Sonne spielen die Musiker des Orchesters der Musikschule mit vollem Einsatz Mozarts „Zauberflöte“ vor der malerischen Kulisse von Schloss Rotenfels. Foto: Swantje Huse

Sonnenhüte, Baseball-Caps und Schiebermützen, dazu kurze Hosen und bunte Kleider und Shirts – ein eher ungewöhnlicher Anblick für ein klassisches Orchester. Doch anders wäre der knapp einstündige Einsatz der Musiker in der prallen Sonne vor Schloss Rotenfels kaum möglich gewesen: Bei strahlendem Sonnenschein fand nach drei Jahren Pause am Sonntag das fünfte Klassikfrühstück vor der malerischen Kulisse statt.

Mittendrin, und ganz in schwarz: Martin Rheinschmidt und Roman Speck – der eine musikalischer Leiter und Moderator, der andere Dirigent. Und beide schweißgebadet.

„Ich habe in letzter Sekunde noch Sonnencreme ergattert“, sagt Rheinschmidt an einem schattigen Plätzchen, kurz bevor er als Erzähler der Zauberflöte in den Sonnenschein muss. Ob die Idee mit der schwarzen Kleidung klug war? „Ich weiß es noch nicht, das wird sich rausstellen.“

Der Musikalische Leiter kann wegen Corona beim Klassik-Frühstück nicht dabei sein

Jetzt geht es erst mal los mit dem ersten Programmpunkt des Vormittags, der musikalischen Geschichte um die Königin der Nacht, den Zauberer Zarastro, Tamino und Tamina und vor allem den Vogelfänger Papageno und seine Papagena.

Die Leute strömen so wie in den Vorjahren her.
Heidrun Haendle, Kulturamtsleiterin

Hitze hin oder her, nicht nur bei Rheinschmidt überwiegt die Freude, dass das Klassikfrühstück nach jahrelanger pandemiebedingter Pause endlich wieder stattfinden kann. Wenngleich ohne den zweiten musikalischen Leiter der Veranstaltung: Jochen Baier ist an Corona erkrankt und kann die über Monate geplante Veranstaltung nicht miterleben.

Dafür steht Gaggenaus Kulturamtsleiterin Heidrun Haendle mit einem Strahlen im Gesicht am Rande der großen Wiese und freut sich. „Das Format ist sehr beliebt und die Kulisse einfach schön. Die Leute strömen so wie in den Vorjahren her.“

ein Mann und eine Frau sitzen auf Campingstühlen
Hitzefest: Als Cabriofahrer sind Klaus Dieck und seine Frau Angela Sonne gewöhnt und haben sich einen Platz mitten auf der Wiese mit bester Sicht auf die Musiker gegönnt. Foto: Swantje Huse

Die große Wiese vor dem Schloss bleibt allerdings nahezu leer, die meisten Besucher tummeln sich weit weg vom Geschehen im Schatten. Nur Klaus Dieck und seine Frau Angela Müller-Dieck haben sich einen Logenplatz mitten auf der Wiese gesichert – ganz ohne Sonnenschirm. „Wir sind Cabrio-Fahrer und Sonne gewöhnt“, sagen sie lachend.

Und darüber Klassikfans, die extra aus Baiersbronn nach Gaggenau gekommen sind. „Es hat uns beim letzten Mal so gut gefallen, dass wir wiederkommen wollten.“

eine Familie auf einer Picknickdecke
Lieber im Schatten: Matthias, Peggy und Maurice Richter haben sich ein schattiges Plätzchen für ihr Musikerlebnis gesucht – leider nah an der Bundesstraße. Foto: Swantje Huse

Auch für Familie Richter war klar, dass sie zum Klassikfrühstück gehen: „Das ist ein idealer Format, um Kindern klassische Musik näherzubringen.“ Auf die pralle Sonne verzichten Matthias, Peggy und Sohn Maurice allerdings lieber. Um ihre Picknickdecke im Schatten ausbreiten zu können, mussten sie allerdings ganz ans andere Ende der Wiese ziehen.

Das Orchester ist hier kaum noch zu erkennen. „Aber hören können wir es schon, und darauf kommt es ja an“, sagt Mutter Peggy. Und wenn man sich richtig hindrehe, dann seien auch die Motorengeräusche der nahen Bundesstraße kein Problem. Peggy scherzt: „Vielleicht kann man die ja nächstes Mal sperren?“

Das war schon fast nicht mehr zu ertragen.
Roman Speck, Dirigent

Eine andere Lösung haben Susanne Detscher und ihr Mann Dirk Sommer gefunden. Sie sitzen im Schatten eines verblichenen Sonnenschirms und haben beste Sicht auf das Schloss und die Musiker. „Ich bin echt froh, dass wir den alten Sonnenschirm noch gefunden haben“, sagt Sommer.

Auch bei Hitze haben beim Klassik-Frühstück in Bad Rotenfels alle Spaß

Nach einer knappen Stunde spricht Martin Rheinschmidt die erlösenden Worte für das Orchester: „Nun ist die Zauberflöte aus und alle geh’n vergnügt nach Haus.“

Das stimmt zwar nicht ganz, es treten noch das Saxofonensemble, die Querflöten und Blockflöten und ein Gitarren-Duo auf, doch vor dem großen Abschluss kann das Orchester nun erstmal pausieren und in den Schatten flüchten. Mit hochrotem Kopf und Wasserflasche in der Hand ruft Rheinschmidt: „Ich fühl mich großartig. Es war toll.“

Martin Rheinschmidt
Verschwitzt, aber froh: Martin Rheinschmidt nach seinem Einsatz als Erzähler der Zauberflöte. Foto: Swantje Huse

Auch Dirigent Roman Speck ist zufrieden mit dem Auftritt. Er hat sich in einen Nebenraum verzogen und genießt mit einigen Musikern die Kühle. „Das war schon fast nicht mehr zu ertragen“, sagt er. Einige der jungen Musikerinnen nicken wissend. Was man gegen die Hitze tun kann? „Leiden“, rufen sie lachend.

Ein Espresso geht immer.
Andreas Erber, Barista

Oder einen perlenden Sekt trinken. Den kredenzt der Förderverein „Kunst und Theater Schloss Rotenfels“ zugunsten der Kinderferienkurse, die an der Akademie angeboten werden. Und er kommt gut an. Trotz der Hitze ist bis zur Pause schon ein ganzer Karton voll mit leeren Flaschen.

Und auch das Kaffeemobil „Erbolino“ wird gut besucht. Andreas Erber und Ehefrau Corinna haben ordentlich zu tun. „Denn“, verraten die beiden grinsend, „ein Espresso geht immer.“ Auch bei Hitze. Und zum Klassikfrühstück sowieso.

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