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Wald steht unter Druck

Brennholz wird in Loffenau trotz Trockenheit und Hitze weiter „gerecht“ vergeben

Der Loffenauer Wald befindet sich wegen des Klimawandels im Umbruch. Brennholz gibt es aber vorerst noch genügend für die interessierten Bürger.

Bezirksleiter Markus Krebs (links) und Revierleiter Raphael Knapp stehen vor Brennholz-Stapeln
Bezirksleiter Markus Krebs (links) und Revierleiter Raphael Knapp wollen auch im neuen Jahr dafür sorgen, dass das Brennholz „gerecht“ an alle Interessenten aus Loffenau verteilt wird. Foto: Adrian Mahler

„Nichts ist für mich mehr Abbild der Welt und des Lebens als der Baum. Vor ihm würde ich täglich nachdenken, vor ihm und über ihn …“ Der Satz des 1914 verstorbenen Dichters Christian Morgenstern hat nichts von seiner Aussagekraft eingebüßt – ja, 109 Jahre später scheint die Weisheit richtiger denn je.

Der Klimawandel bildet sich auch am Zustand der Bäume ab. „Das Ökosystem steht zunehmend unter Druck“, betonte Markus Krebs gegenüber dem Gemeinderat in Loffenau.

Die roten Spitzen sieht man von den Loffenauer Küchenfenstern aus.
Raphael Knapp
Loffenauer Revierleiter

„Alte Bäume sterben ab“, berichtete der Gaggenauer Bezirksleiter des Forstamts und begründete dies, während draußen der Himmel seine Schleusen geöffnet hatte. „Die Niederschlagsmenge ist aktuell hoch, aber es erfolgt eine Verlagerung vom Sommer in den Winter.“

Die Trockenheit während der Hitzeperioden führt dazu, dass im Loffenauer Wald „rote Spitzen“ herausragen. Die geschädigten Nadelbäume wie die Kiefern „sieht man von den Küchenfenstern in Loffenau aus“, beschrieb Revierleiter Raphael Knapp im Rathaus das Schreckensszenario und fürchtet, „das wird weiter zunehmen.“

Fiel der Holzhandel bis zum April erfreulich aus, ließ danach „der Borkenkäfer nicht lange auf sich warten“. Überdies sorgte ein „erhöhter Befall durch Kupferstecher“ sowie Buchdrucker, „die sich über das ganze Revier verteilen“, für erhebliche Einbußen.

„Käferholz“ mindert in Loffenau die Qualität der Ernte

Der Anteil an Käferholz wird so am Ende von 2023 mit 865 Festmeter fast exakt zehn Prozent der geplanten Erntemenge von 8.600 Festmeter betragen. Fallende Preise konstatiert deshalb Krebs angesichts der „oft geringen Qualität des Holzes“.

Hinzu gesellte sich die sinkende Nachfrage: Es wird weniger gebaut, und die Panikkäufe wegen des Gasmangels durch den Ukraine-Krieg gingen ebenfalls zurück.

Knapp ist froh, dass diese „Spitze an Bestellungen für Brennholz“ überstanden ist, denn: „Wir können nicht jedes Jahr so viel Brennholz liefern!“, hob der Loffenauer Förster hervor, obwohl er und seine Waldarbeiter „alle Bestellwünsche“ der 159 Loffenauer Kunden erfüllen konnten.

Die Sorge von Wolfgang Reik, Fraktionssprecher der SPD&ALB, dass die einheimischen Bürger nicht genügend Brennholz im kommenden Jahr bekommen, konnte Knapp zerstreuen.

Loffenauer sollen ihr Brennholz weiter zum bisherigen Festpreis erhalten

Der Förster glaubt, die Nachfrage auch 2024 „gerecht“ bedienen zu können. Damit es nicht zu einem „Brennholz-Tourismus“ innerhalb des Murgtals kommt, legten die Reviere die Preise einheitlich auf 85 Euro für Buchenholz und 55 Euro je Raummeter für Nadelbaumholz fest. „Der Preis gilt weiterhin!“, überbrachte Knapp dem Gremium die frohe Botschaft, dass in dem Bereich die Inflation außen vor bleibt.

Trotz der negativen Einnahme-Tendenzen darf sich der Gemeindesäckel auf einen höheren Gewinn 2023 freuen. „Das Ergebnis wird besser ausfallen als die geplanten 160.000 Euro“, kündigte Krebs an. „Weil wir Fördertöpfe anzapften, werden wir wohl Ende des Jahres bei 220.000 Euro landen“, prognostizierte der Bezirksleiter angesichts der auf 115.218 Euro gestiegenen Zuschüsse.

2022 lag das Einnahme-Plus bei 265.000 Euro. Nicht nur wegen der Finanzen heimsten die Förster ein dickes Lob aus dem Rat ein. Das Gremium nahm den Forst-Haushalt 2023 zur Kenntnis und segnete den kommenden einstimmig ab.

Loffenauer Förster kalkulieren vorsichtig für das Jahr 2024

Angesichts der „unsicheren Rahmenbedingungen“ durch Nachfrage und Klimawandel kalkulieren die Förster vorsichtig mit nur 150.000 Euro Gewinn im Jahr 2024 – obwohl die Holzernte um knapp zehn Prozent auf 9.515 Festmeter steigen soll. Um die Summe überhaupt zu erreichen, bedarf es einiger Anstrengungen, betonte Krebs mit Blick auf die Bundesförderung „Klimaangepasstes Waldmanagement“.

So müssen für eines der zwölf Kriterien 6.818 Habitatsbäume (fünf je Hektar Waldfläche) markiert werden. Ein anderes Kriterium schreibt vor, ein Zwanzigstel der rund 1.360 Hektar für 20 Jahre stillzulegen, um eine „natürliche Waldentwicklung“ zu ermöglichen.

Experimente mit drei Nuss-Arten und robusten Bäumen

Ohnehin ist Knapp bestrebt, den Loffenauer Wald fit für die Zukunft zu machen, auch entlang der Straßen. Die Sanierungsarbeiten auf der L564, die laut Bürgermeister Markus Burger Mitte 2024 für drei Monate anstehen, will er für einen „Verkehrssicherungshieb“ nutzen.

Zudem plant der Förster auf 0,3 Hektar eine Nuss-Saat. Bei der Kleinpflanzung von Hickory-, einer indischen Nuss und der Schwarznuss will er „sehen, wie sich die Nüsse in Loffenau anlassen“.

Die Experimente auf 6.000 Quadratmetern mit 450 Atlaszedern, 300 Douglasien, 100 Orientbuchen und 75 Hopfenbuchen gelangen dieses Jahr: „Die sind gut angewachsen“, stellte Knapp fest. Aufgeben ist für den Förster schließlich keine Option: Er hält es mit Konfuzius. Der weise Chinese befand schon vor 2.500 Jahren: „Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen.“

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