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Neue gesetzliche Regelungen

Mehrweg-Pflicht sorgt bei Gastronomen im Murgtal für Verunsicherung

Beschichtete Pappschalen, Einwegkaffeebecher und Plastiktüten sollen seit Anfang des Jahres durch Mehrwegalternativen ersetzt werden. Bisher ist das aber noch nicht überall der Fall.

Einwegbecher
Ein Einwegbecher einer Bäckerei in Gernsbach. Foto: Silas Grittmann

Kaum sind die To Go-Kaffeebecher geleert und die leckeren Mittagspausengerichte verspeist, sammelt sich in den Mülleimern der Region der Einwegverpackungsmüll an.

Aus den Öffnungen der Eimer quellen unter anderem Pizzakartons, Plastiktüten und beschichtete Pappschalen, in denen bis vor einigen Momenten noch leckere Pommes, Pizzen und andere Gerichte vor sich hin dufteten.

Gastrobetrieben in Deutschland müssen Mehrwegalternativen anbieten

In Deutschland entstehen allein durch die Takeaway-Einwegverpackungen von Speisen und Getränken täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherzentrale Berlin.

Um dieses Problem anzugehen, gibt es seit dem ersten Januar neue gesetzliche Regelungen. Das Anbieten von Mehrwegbehältern für Essen und Getränke zum Mitnehmen und bei Bestellungen wird für Betriebe verpflichtend.

Neben Aluverpackungen und Einweg-Kaffeebechern müssen die Gastronomiebetriebe in Deutschland nun immer auch eine Mehrwegalternative anbieten. Allerdings sind Papiertüten und Pizzakartons auch ohne Alternative weiterhin erlaubt.

Besonders Verpackungen aus Kunststoff oder mit einer Kunststoffschicht sowie Einwegbecher sollen in Zukunft vermieden und im besten Fall durch Mehrwegverpackungen ersetzt werden. Doch sind die Restaurants, Bäckereien und Cafés der Region überhaupt auf diese Umstellung vorbereitet?

In Gernsbacher Bäckerei gehören Papiertüten und Pappbecher zum Alltagsgeschäft

In Gernsbach sind die Gastronomiebetriebe wegen der neuen Regeln verunsichert. In einem Restaurant in der Altstadt gibt es noch keine Mehrwegbehälter. „Bei uns holen die Leute aber nur noch ab und zu Essen ab“, erklärt eine Mitarbeiterin. Das Hauptaugenmerk liegt dort nach den Lockdowns wieder auf Speisen im Haus.

Anders ist es in einer Gernsbacher Bäckerei. Dort gehören Papiertüten und Kaffeebecher aus Pappe samt Plastikdeckel zum Alltagsgeschäft. Während unbeschichtete Papiertüten auch mit der neuen Mehrweg-Pflicht kein Problem sind, muss zu den Kaffeebechern in Zukunft auch eine Alternative her.

Ich habe jetzt mal angefragt beim DEHOGA-Verband, wie man da weiter vorgeht.
Evangelos Laios, Inhaber Restaurant Syrtaki

Die Mitarbeiter, die gerade süße Torten und knusprige Brötchen in die Papiertüten verfrachten, wissen allerdings noch nicht, wie in der Bäckerei zukünftig geplant wird.

Auch im Restaurant Syrtaki der Familie Laios ist die Verunsicherung zur Mehrweg-Pflicht derzeit groß. Im Restaurant gibt es noch einen Vorrat an Papptellern und anderen Verpackungen aus Pappe. Doch sind die unbeschichtet und somit noch erlaubt? „Ich habe jetzt mal angefragt beim DEHOGA-Verband, wie man da weiter vorgeht“, erklärt Laios.

Größere Gastronomie-Ketten sind bereits besser vorbereitet

Der deutsche Hotel- und Gaststättenverband hat auf seiner Webseite schon einmal erste Informationen für die Betreiber zusammengefasst. Einen klaren Leitfaden gibt es allerdings noch nicht. „Es ist alles Neuland jetzt“, sagt Evangelos Laios. „Wir lassen uns überraschen, was noch auf uns zukommt.“

Größere Gastronomie-Ketten sind schon etwas besser vorbereitet. Die McDonalds-Filiale in Bad Rotenfels beispielsweise hat bereits seit Ende Dezember ein neues Mehrwegpfandsystem im Angebot.

„Seit Ende Dezember 2022 haben unsere Gäste nun in allen McDonalds-Restaurants die Möglichkeit, alle unsere Kalt- und Heißgetränke sowie Eissorten in einer Mehrwegverpackung zu bestellen“, heißt es aus der Presseabteilung. Pro Mehrwegverpackung zahlt man dort dann zwei Euro als Pfand und kann die Verpackungen nach der Benutzung in allen Filialen zurückgeben.

Ein ähnliches Pfandsystem für alle Gernsbacher Gastronomen als gemeinsame Lösung könnten sich auch die beiden Besucher eines Bistros in Gernsbach vorstellen. In ihren Händen halten sie eine Einweg-Plastiktüte mit ihren übrig gebliebenen Essensresten, mit denen sie sich nun nach dem Mittagessen auf den Heimweg machen.

„Heute wird so viel weggeworfen, da ist eine Mehrweg-Pflicht nicht schlecht“, finden sie. „Früher wurden auch viele Lebensmittel in Papiertüten verpackt. Das sollte man auch heute wieder öfter machen.“

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