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Poetry Slam im klag

Dichterwettstreit begeistert das Publikum in Gaggenau

Beim Poetry Slam in der Kleinkunstbühne klag in Gaggenau wird es heiter und politisch. Wer setzt sich am Ende durch?

v.l.n.r. Natalie Friedrich, Niklas Rosche, Lena Stockhoff, Adrian Mulas, Tülin Bitzik, Silke Weißenrieder und Marvin Suckut
Natalie Friedrich, Niklas Rosche, Lena Stockhoff, Adrian Mulas, Tülin Bitzik, Silke Weißenrieder und Marvin Suckut (von links) gestalten den Abend im Gaggenauer klag. Foto: Sigrid Preuss-Fieting

Wenn auf kleiner Bühne Großes geschieht und die Organisatoren ein ausverkauftes Haus vermelden können, kann es sich nur um die klag-Kultbühne handeln.

So war es wieder einmal am Samstagabend, als Besucher zu einem Poetry Slam, zu einem Dichter-Wettstreit der modernen Gattung, eingeladen waren. Charmant und charismatisch übernahm Natalie Friedrich, die U20-Landesmeisterin Baden-Württemberg 2019, die Moderation. Sie gab die Spielregeln bekannt, bevor der poetische Rock’n‘ Roll startete.

Ausschließlich selbstgeschriebene Texte, die nach Stoppuhr in nur sechs Minuten vorgetragen werden mussten, durften es sein. Nur ein Textblatt in der Hand war erlaubt, keine Verkleidung. Am Ende sollte das Publikum mit Händen, Füßen und Rufen entscheiden, wer Gewinner des Abends wird.

Poetry-Slam im klag: Marvin Suckut startet Wortgewitter in Gaggenau

Außerhalb des Wettbewerbs trat Tülin Bitzik ans Mikrofon, um mit einer lyrischen, mit Selbstzweifeln, Traurigkeit gewürzten „Vorspeise“, die Zuhörer auf den Abend einzustimmen. Marvin Suckut startete das Wortgewitter.

Minutiös hatte er die kuriosen Augenblicke seiner Mallorca-Reise festgehalten. Mit Ingo, der so gerne das Unten von Oben sehen wollte, tauschte er seinen Fenster- gegen den Mittelplatz, was ihm nun das Vergnügen einbrachte, neben einer mit Flugangst behafteten dummen Gudrun zu sitzen, die während des Fluges ihre Fingernägel in seine Oberschenkel versenkte.

Der ausgelassenen, durch den schmalen Gang Polonaiseziehenden Junggesellengruppe gehörte sein Kopfschütteln. Seine lange humorige, im Galopptempo dargebotene Geschichte, wie auch die der merkwürdigen VHS-Kurse, erntete tosenden Beifall. Der Kurs Kinderkochen gab ihm zu denken.

Die Lehrerin Silke Weißenrieder setzt mit Anti-Conny-Büchern ein Zeichen und beschrieb desweiteren sehr realistisch eine Klassenfahrt nach Rimini. Auch hier gab es Regeln zu beachten, eine davon war: „Wer kotzt, der potzt“.

Niklas Rosche rückt mit Dichtkunst der rechten Szene auf den Pelz

Rasant, mit geschliffener Wortgewalt, rückte Niklas Rosche der rechten Szene auf den Pelz. Im zweiten Teil seiner Performance stemmte sich der junge Poet gegen Homophobie und Vorurteile, denn „Love is Love“. Umwelt und Nachhaltigkeit war das Thema von Lena Stockhoff, das Oma nicht verstand. Ihre Umweltrettung nahm groteske Formen an, denn zuletzt wäre sie gerne nur ein Fisch.

Originell und geistreich ließ Adrian Mulas einen Schneckerich, einen Igel und eine Krähe à la Ringelnatz, Erhardt und Busch zum Vergnügen der Zuhörer durch seine fabelhafte Dichtkunst schleichen.

Diese heitere Mixtur des Physik-Studenten beeindruckte. Eindeutig ließ der trampelnde, schallende Applaus des Publikums Marvin Suckut und Adrian Mulas zu Siegern werden. Der symbolische Preis, ein Pokerspiel, ging an Marvin. Einig war sich das Publikum, dass die Denk- und Sprach-Akrobaten den Abend mit spannender Vielfalt und humorvollem Esprit gestaltet haben. 

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