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Pflanzen wachsen ohne Erde

„Tomatenpapst“ stellt in Gaggenau einzigartige Anbaumethode vor

Rudi Beihofer, bekannt als der „Tomatenpapst“, hat bei einem Vortrag in Gaggenau seine revolutionäre Anbaumethode vorgestellt. Rund 50 Zuhörer erfuhren dabei so einiges über die Vielfalt der Sorten und die Anpassung an den Klimawandel.

Rudi Beihofer vor seinen Tomaten.
„Tomatenpapst“ Rudi Beihofer hat eine Methode entwickelt, mit der keine Erde gebraucht wird. (Archivbild) Foto: Manfred Schott

Gedeihen Tomaten ohne Erde, ohne sie zu gießen, nur mit Regenwasser? Bei Rudi Beihofer schon. Der „Tomatenpapst“ hat am Montagabend bei einem Vortragsabend in Gaggenau rund 50 Besucher über den Anbau von Tomaten im Stroh- oder Heubeet informiert.

Seine einzigartige, ja „revolutionäre Methode“ stößt inzwischen auf „international ansteigendes Interesse“, wie er bei der Veranstaltung im Gemeindehaus der Markuskirche sagte. Gastgeber war der Förderverein Streuobstwiesen an Murg und Oos (SOMO).

Für Beihofer sind Tomaten „die gesündesten Früchte der Welt“. Wenn er Appetit auf die Paradiesäpfel bekommt, muss er sie nicht kaufen. Er baut sie auf seiner eigenen Plantage in Kämpfelbach-Ersingen im Enzkreis an. Dort kultiviert er aktuell etwa 300, „früher sogar mehr als 450 verschiedene Sorten“ in ganz verschiedenen Formen und Farben.

Bunte Tomaten-Vielfalt: Weltweit gibt es bis 200.000 Sorten 

Neben dieser bunten Vielfalt stellte er beim SOMO-Stammtisch seine Methode des Tomatenanbaus im selbst entwickelten Substrat aus Stroh oder Heu und anderen Zutaten vor. Beihofers Leidenschaft für Tomaten begann vor 56 Jahren in Südost-Asien. Dort war er beruflich unterwegs und aß zum ersten Mal eine Tomate.

Weltweit gibt es nach seinen Angaben 50.000 bis 200.000 Sorten, und die wenigsten davon sind rot. Diese Farbe dominiert indes bei den Industrietomaten. Die meisten roten Tomaten werden in China produziert. „Hierzulande stammen sie zu 98 Prozent aus Gewächshäusern“, sagte Beihofer, dem es bei seinen Freilandtomaten vor allem auf den Geschmack und die Inhaltsstoffe ankommt.

Sein Wissen über den Anbau erlangte er von einem Klostervorsteher in Südost-Asien, wo er nach unbekannten Sorten und Anbaumethoden suchte. Dabei erkannte er, dass es wichtig ist, die Natur als Ganzes zu betrachten und sich auf die Selbstregulierung der Pflanzen zu verlassen.

Nachhaltiger Tomatenanbau in Anpassung an den Klimawandel

Seit 2008 baut er seine Tomaten im Freiland auf vierlagigen Stroh- oder Heuschichten an, die er schon im Vorjahr mit diversen Zusätzen, zum Beispiel Sand, Holzasche, Kaffeesatz, Farnkraut oder Kräuter, vorbereitet. Die Wurzelausbildung dieser „unglaublich anpassungsfähigen, extrem veränderbaren und zauberhaft mystischen Pflanzen“ ist für ihn von größter Bedeutung.

Daher achtet er schon bei den Jungpflanzen auf deren Wuchs und eine frühzeitige Abhärtung. Er beginnt ab Mitte Januar mit der Aussaat und stärkt die Pflanzen, um sie widerstandsfähiger gegen Extremwetter mit längeren Dürreperioden und plötzlichem Starkregen im Zuge des Klimawandels zu machen. Der Fachmann manipuliert die Pflanzen auch, um bestimmte Eigenschaften und die Widerstandskraft gegen Krankheiten und Fraßfeinde zu verstärken.

Dabei fiel ihm auf, dass dunkle Tomatensorten mit schwarzen, blauen oder braunen Früchten den Klimawandel besser aushalten als helle. Das hat seinen Angaben zufolge auch ein Test des Fraunhofer-Instituts gezeigt. Beihofer gießt die Pflanzen übrigens nur beim Anpflanzen, „danach müssen sie sich selbst helfen und warten, bis ein Regenschauer kommt“.

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