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Flugzeugabsturz am Bernstein 1945

Gedenkstein in Gaggenau zerstört und mit Farbe beschmiert

Bei einem Flugzeugabsturz am 1. November 1945 kamen am Bernstein in Gaggenau 26 Menschen ums Leben. An die Tragödie erinnert ein Gedenkstein. Der ist jetzt von Unbekannten massiv beschädigt worden.

Beschädigter Gedenkstein am Bernstein.
Der im Jahr 2021 aufgestellte Gedenkstein erinnert an den Flugzeugabsturz am Bernstein am 1. November 1945. Jetzt haben Unbekannte die Erinnerungstafel an der Unglücksstelle beschädigt. Foto: Volker Schnepf

Peter Bittmann ist schockiert. Er, sein Bruder Roland und weitere Beteiligte haben im Jahr 2021 einen Gedenkstein aufgestellt. Er erinnert an den Flugzeugabsturz am Bernstein am 1. November 1945. Jetzt haben Unbekannte die Erinnerungstafel an der Unglücksstelle mutwillig beschädigt.

Am Montag erstattete Roland Bittmann Anzeige bei der Polizei. Der Schaden ist massiv. „Die müssen das ganz bewusst geplant haben“, erzürnt sich Peter Bittmann über die Aktion.

Der oder die Täter haben das Bernstein-Denkmal, das an das schwerste Flugzeugunglück in der Region erinnert, mit Farbe und Werkzeug verunstaltet.

Großer ideeller Schaden am Bernstein-Denkmal

Nach ersten Bewertungen richteten die Vandalen damit einen Sachschaden von 3.000 bis 5.000 Euro an. Der ideelle Schaden ist aber weitaus größer. „Es ist eine Wahnsinnsarbeit, das alles wieder zu richten“, blickt Bittmann gegenüber dieser Redaktion voraus.

Die Tat muss sich in der Woche nach Karfreitag ereignet haben. An diesem Tag war die Reservisten-Kameradschaft Gaggenau am Bernstein und machte ein Foto. Darauf ist auch der Gedenkstein zu sehen. Mit ihm war zu diesem Zeitpunkt noch alles in Ordnung.

Das war eine gezielte Aktion.
Peter Bittmann
Initiator des Gedenksteins

Volker Schnepf, der sich zusammen mit den Bittmann-Brüdern ehrenamtlich um den Gedenkstein und die Anlage drumherum kümmert, hat die Beschädigungen am Samstag, 6. April, gegen 15 Uhr bemerkt. Offenbar haben der oder die Täter ganz bewusst die Schlechtwetterphase nach Ostern für ihr Handeln ausgenutzt, mutmaßt Bittmann.

An eine spontane Tat glaubt der Michelbacher nicht. „Werkzeug und Farbe hat man ja nicht zufällig dabei.“ Und an dem Gedenkstein am Sandweg, etwa 70 Meter unterhalb des Bernsteins in Richtung Gaggenau, kommt man auch nicht einfach so vorbei. „Das war eine gezielte Aktion“, ist sich Bittmann sicher.

„Wir versuchen jetzt, den Stein wieder so weit herzustellen“, zeigt sich der Michelbacher optimistisch, die Schäden beheben zu können. Aufwendig dürfte seiner Einschätzung nach insbesondere das Relief werden. Das hat Roland Bittmann akribisch und in wochenlanger Arbeit künstlerisch gestaltet.

Aber die Farbschmierereien bekomme man auch nicht mal eben weggewischt. Auf jeden Fall wartet viel (unnötige) Arbeit auf die drei, die sich seit Jahren um das Bernstein-Denkmal verdient machen.

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zerschellt ein Militärflugzeug am Bernstein

Der Gedenkstein zeugt von der Tragödie, die sich am Donnerstag, 1. November 1945 – wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs – auf Gaggenauer Gemarkung ereignete. Ein Militärflugzeug zerschellte am Bernstein. 26 US-amerikanische Armeeangehörige verloren ihr Leben.

Eine Zeichung eines Flugzeugabsturzes
Diese Skizze aus dem Unfallbericht des Flugzeugabsturzes rekonstruiert den Verlauf des Crashs. Foto: Peter Bittmann

Peter Bittmann und sein Bruder Roland haben die Geschehnisse rund um dieses Unglück seit 1994 erforscht. Über einen Aufruf in der Presse gelang es den beiden, über Franz Kratz aus Moosbronn Kontakt mit dem Flugzeugingenieur und Historiker Günter Braun aus Oberschleißheim bei München aufzunehmen.

Öffentliche Übergabe des Gedenksteins am Bernstein mit den Beteiligten.
Öffentliche Übergabe des Gedenksteins mit den Beteiligten Ende Oktober 2021: (von links) Peter Bittmann, Werner Schiebenes, Andreas Bach, Arne Glückstein, Franz Kratz, Stefan Schiebenes, Rudolf Barner und Roland Bittmann. Foto: Anna Strobel

Braun hatte sich mit der Geschichte des Flugplatzes in Oberschleißheim beschäftigt, der Anfang 1945 von der amerikanischen Armee übernommen und bis 1997 als Air Base genutzt wurde. Dabei befasste er sich auch mit Flugzeugunglücken von dort stationierten Maschinen.

Darunter befand sich das am Bernstein verunglückte Flugzeug, eine Militärversion des Verkehrsflugzeugs Douglas C-47 (DC-3). Der von Braun zur Verfügung gestellte originale Unfalluntersuchungsbericht ermöglichte schließlich die vollständige Rekonstruktion des Absturzes.

Ein Mann bei Steinmetzarbeiten für einen Gedenkstein.
Roland Bittmann bei der Bearbeitung des Gedenksteins am Bernstein. Foto: Peter Bittmann

Mehr als 60 Zeitzeugen hat Hobbyhistoriker Peter Bittmann befragt, über Jahre hinweg unzählige Stunden in die Geschichte gesteckt, damit diese Tragödie nicht in Vergessenheit gerät.

Seit Oktober 2021 sorgt der Gedenkstein im Wald etwa 70 Meter unterhalb des Bernsteingipfels dafür.

Mitten im Wald
Die Bittmann-Brüder besuchen 1994 die Unfallstelle im Wald. Foto: Peter Bittmann

Den Stein haben die Bittmann-Brüder extra aus der Absturzstelle bergen lassen. Ihn haben sie dann entsprechend bearbeitet und mit einer Infotafel versehen. Auf ihr steht, wie es zur Tragödie kam. Diese ehrenamtliche Arbeit im Dienste der Erinnerungskultur haben unbekannte Vandalen nun verdorben.

Mehrere alte Metallstücke auf einem Boden.
Bei einer Suchaktion 1994 finden die Bittmanns mit einem Metalldetektor zahlreiche Überreste des „Rosinenbombers“. Foto: Peter Bittmann

„Wie krank müssen Typen sein, die Befriedigung durch solche Aktionen empfinden?“, fragt sich Peter Bittmann. Wohl wissend, dass es nicht das erste Mal ist, dass der Bernstein Opfer solcher sinnlosen Attacken geworden ist.

Im März 2020 verunstaltete ein mannshohes Graffito mit der Aufschrift „Saufen“ das Naturdenkmal Bernsteinfels.

Polizei sucht Zeugen

Nach der Sachbeschädigung am Bernstein-Gedenkstein, die sich zwischen 29. März und 6. April ereignet hat, haben die Beamten des Polizeireviers Gaggenau die Ermittlungen aufgenommen. Sie bitten Zeugen, die Hinweise zu Tätern oder Tatumständen liefern können, sich unter der Telefonnummer (0 72 25) 9 88 70 zu melden.

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