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Kaum Niederschlag

Warum es im Juni im Murgtal oft heiß und viel zu trocken war

Elf Tage jenseits der 30 Grad. Nahezu fünf Wochen ohne nennenswerten Niederschlag. Das Murgtal-Wetter im Juni bot einige Kuriositäten. KIT-Professor und Wetterexperte Andreas Fink erklärt, wie es dazu kommen konnte.

Sonnenuntergang bei Ottenau.
Traumwetter fürs Picknick: Sonnenuntergang am 21. Juni, am längsten Tag des Jahres, auf dem Sauberg bei Ottenau. Foto: Patrick Kuhn

Nur der letzte Tag im Juni blieb unter 25 Grad Celsius. Ansonsten registrierte die private Wetterstation von Dieter Kraft in Ottenau 29 sogenannte Sommertage. Auch bei den Hitzetagen war Ottenau ganz vorn dabei, aber noch nicht Spitzenreiter. Denn die Station Waghäusel-Kirrlach im nördlichen Landkreis Karlsruhe registrierte laut Andreas Fink 13 heiße Tage mit 30 oder mehr Grad Celsius. Sie ist damit bundesweite Spitzenreiterin.

Der 1. Juni markiert den Beginn des ersten Sommermonats im Jahresverlauf. Als meteorologische Besonderheit ist der 21. Juni der längste Tag im Jahresverlauf: Früher als an jedem anderen Tag im Jahr geht die Sonne auf, und später als an jedem anderen Tag geht sie wieder unter.

Der zweit-sonnigste Juni seit Aufzeichnungsbeginn
Dieter Kraft
Betreiber einer Wetterstation in Ottenau

Bei den Sonnenstunden war die Station in Ottenau ebenfalls auf Rekordkurs. Dieter Kraft: „Der diesjährige Juni war in Baden-Württemberg mit 340 Sonnenstunden (Normalsoll 202 Stunden) der zweit-sonnigste Juni seit Aufzeichnungsbeginn. Unsere Wetterstation konnte dies eindrucksvoll mit 348,8 Stunden unterstreichen.“ Auf seiner Seite www.dieters-wetter.de dokumentiert Dieter Kraft die Messungen seiner Station.

Heiße Tage, kühle Nächte: Die Minustemperaturen blieben den ganzen Monat teilweise deutlich unter 25 Grad. Also keine sogenannten „Tropennächte“ im Murgtal. Dies hat nichts mit den Breitengraden eines Ortes zu tun. Sinkt die Lufttemperatur nicht unter 25 Grad Celsius, spricht man in der Wetterkunde von einer Tropennacht.

Heiße Tage, kühle Nächte

„Die häufige Ostlage führte zu unbewölkten und trockenen Nächten“, berichtet Meteorologe Andreas Fink. Gleichwohl sank das Thermometer im Juni nie unter die Zehn-Grad-Grenze. Lediglich zu Beginn des Monats, am 1. Juni (10,6 Grad Celsius) und am 6. Juni (10,2 Grad Celsius) sank das Quecksilber in die Nähe des einstelligen Temperaturbereichs.

Dies förderte die nächtliche Abkühlung über zwei Effekte: Es fehlte eine Bewölkungs-„Decke“: „Die langwellige Ausstrahlung – also Wärme – wird somit weniger zum Boden zurück reflektiert. Wolken sind Wasserdampf und Wasserdampf ist ein Treibhausgas.

Trockenheit ist ebenfalls gut für nächtliche Ausstrahlung. Denn die Taupunkte (also die Temperatur, bei der bei Abkühlung Nebel einsetzt und unterhalb derer die Nachttemperatur in der Regel nicht fallen wird) waren niedrig. Sie lagen unter 10 Grad Celsius. Zum Vergleich: Bei warm-feuchten Luftmassen liegt sie bei 17 Grad und mehr, und Tropennächte treten vermehrt auf.

„Skandinavisches Blocking“ hält Tiefdruckgebiete fern

Nahezu fünf Wochen ohne nennenswerten Niederschlag: von 13. Mai bis einschließlich 18. Juni. Die 0,2 Millimeter Niederschlag an der Station Ottenau vom 8. Juni kann man hier getrost ignorieren. Professor Fink erklärt die anhaltende Trockenheit:

„Das war mit dem sogenannten skandinavischen Blocking verbunden.“ Zum Teil lagen die blockierenden Hochdruckgebiete im Juni auch über den britischen Inseln und Irland. Eine derart anhaltend stabile Großwetterlage sei sehr ungewöhnlich. „Somit konnten keine atlantischen Tiefdruckgebiete zu uns kommen. Die trockene Ostströmung südlich dieser Hochdruckgebiete machte auch Gewitter unwahrscheinlich.“

Trockenheit im Oberboden

Die Vegetation litt zusehends. Denn trockene Luft und hohe Windgeschwindigkeiten führten zu starker Verdunstung. „Somit hatten wir trotz eines relativ niederschlagsreichen Frühjahrs sehr schnell Trockenheit in oberen Bodenschichten“, bilanziert Fink.

Die Trockenheit endete erst mit Beginn der dritten Juni-Dekade: „Es fiel nahezu die Gesamtniederschlagsmenge des Monats“, bilanziert Dieter Kraft. Allerdings konzentrierte sich dies auf zwei Tage mit jeweils gut 20 Litern pro Quadratmeter: am 22. und am 30. Juni.

Der Juni war bis zu vier Grad Celsius zu warm

Noch Anfang Mai war man ja durchaus auch von einem eher durchwachsenen Juni ausgegangen. In manchen Medienberichten wurde die Sorge vor einem verregneten Sommer geäußert. Andreas Fink mahnt angesichts solcher langfristigen Spekulationen zur Zurückhaltung: „Belastbare und seriöse Prognosen des Niederschlags, die über zehn bis 14 Tage hinausgehen, können wir Meteorologen (noch) nicht liefern.“

Zum Abschluss verweist Andreas Fink auf die Vergleichsperiode 1961 bis 1990: Im Vergleich dazu war der Juni 2023 im Südwesten bis zu vier Grad Celsius zu warm.

Der Juni an der Wetterstation von Dieter Kraft im Vergleich (Vorjahresmonat in Klammer): Temperaturdurchschnitt 22,4 Grad Celsius (21,9 Grad Celsius), Niederschlag 55,4 l/m2 (87,6 l/m2), Niederschlagstage 7 (14).

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