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Vielseitiges Programm

Wie eine Gänsekapelle zur Attraktion beim Jubiläumsfest in Gaggenau wird

Die Gänsekapelle aus den Niederlanden ist der Publikumsmagnet beim Jubiläumsfest aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Stadt Gaggenau. In der Innenstadt wird am Wochenende kräftig gefeiert.

Gänse, Menschen
Folgsam: Die niederländische Gänsekapelle wird beim Gaggenauer Stadtfest zum Publikumsmagneten. Foto: Stefan Maue

Es gleicht einer Prozession durch die Gaggenauer Innenstadt. Vorneweg läuft Eva Schubach, die ihr klangvolles Glockenspiel anstimmt. Hinter ihr folgt ein leibhaftiger Gänsemarsch. Genauer gesagt: Zwölf imposante Toulouse-Gänse bewegen sich in Reih und Glied, noch dazu äußerst diszipliniert.

Keines der Tiere zeigt sich auch nur ansatzweise widerspenstig. Am Ende der Gänsekapelle lässt Marc Picar die Pauken erschallen, die er in einer sehenswerten Eigenkonstruktion so gestaltet hat, dass selbst eine durchsichtige Trommel zum Inventar gehört, deren Inhalt wie ein Gänsestall erscheint.

Ich hatte Ratten als Haustiere und komme auch mit Gänsen gut klar.
Elke Schubach, Künstlerin

Das Totaal Theater aus den Niederlanden ist der Blickfang schlechthin beim Jubiläumsfest zum 100-jährigen Bestehen der Stadt Gaggenau. Wie aber gelingt es denn, die tierischen Publikumsattraktionen fachgerecht zu trainieren? „Gleich wenn sie geschlüpft sind, wachsen sie in unserem Wohnzimmer auf, kommen mit auf das Sofa und werden allmählich in die Reihe der älteren Tiere integriert“, verrät Picar, der schon seit 20 Jahren in vielen europäischen Ländern mit den Tieren unterwegs ist.

Picars Partnerin Elke Schubach , Trapezkünstlerin und Trainerin an der Zirkusschule in Rotterdam, kümmert sich in dem kleinen Gehege im Murgpark auch um die Fütterung der Gänse im Alter zwischen vier und 16 Jahren: „Ich hatte Ratten als Haustiere und komme auch mit den Gänsen gut klar“, sagt sie.

Leute, Gänse
In Reih und Glied watscheln die Gänse durch die Gaggenauer Fußgängerzone. Foto: Stefan Maue

Eine Festbesucherin, die die außergewöhnliche Darbietung gerade genossen hat, meint denn auch völlig entzückt zu ihren Begleitern: „Wie goldig, das müssen wir nochmal sehen.“

Das Publikum hier ist toll und sehr aufgeschlossen.
Richard Neef, Künstler

Freilich ist die Gänsekapelle nur eine von vielen Attraktionen auf dem Festgelände zwischen Murgpark und Marktplatz. An anderer Stelle etwa mutieren eher unscheinbar wirkende Stoffteile zu farbenfrohen Girlanden. Die Besucher können die Stofftücher selbst mit Mustern versehen. Karin Arts und Richard Neef, zwei niederländische Künstler aus Amsterdam, gestalten mit einer Nähmaschine die neuen Kreationen.

Frau,  Leute, Stoffreste
Aus alt mach neu: Die niederländische Künstlergruppe Restvorm kreiert aus Stoffresten,die von den Besuchern bearbeitet werden, farbenfrohe Girlanden. Foto: Stefan Maue

„Das Publikum hier ist toll und sehr aufgeschlossen“, lobt Neef die Ideenvielfalt der Gaggenauer. Die Intention der Künstler sei es, auf diese Art Reste zu verwerten und ein Zeichen für Nachhaltigkeit zu setzen. „Wir machen auch Hüte aus Tetrapacks“, nennt Neef ein weiteres Beispiel, das ein Signal gegen die Wegwerfmentalität setzen soll.

Turnerinnen , Schaufenster
Überzeugende Leistungen: Die jungen Turnerinnen des TV Au am Rhein setzen mit Hebefiguren und Überschlägen in der Fußgängerzone einige sehenswerte sportliche Akzente. Foto: Stefan Maue

Sportliche Topleistungen werden derweil in der Fußgängerzone geboten. Nach einer Modenschau unter freiem Himmel vor der Jeans-Box, formiert sich dort eine junge Garde von Leistungsturnerinnen des TV Au am Rhein zwischen neun und 14 Jahren.

Rebeca Zipfel, die gemeinsam mit Sarah Blach die Truppe trainiert, ist sichtlich stolz auf die Vorstellung der Mädchen. Ein wahres Feuerwerk an Saltos, Flickflacks und Hebefiguren in teilweise atemberaubender Geschwindigkeit entlockt begeisterten Beifall bei den Zuschauern.

Wir konnten für diese Choreographie nur einmal am Tag zuvor trainieren.
Rebecca Zipfel, Turntrainerin

„Wir konnten für diese Choreographie nur einmal am Tag zuvor trainieren“, verweist Zipfel auf das kurzfristig erfolgte Engagement, das gleichwohl viel Eindruck hinterlässt.

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema

Vereinzelte Regenschauer sorgen im Laufe des Familienprogramms im Murgpark immer mal wieder dafür, dass Schirme gezückt werden. Etwas abgelegen und geschützt unter Bäumen hat sich dabei der Schachclub Ottenau eingerichtet. „Hier gibt es etwas mehr Ruhe zum Nachdenken“, sagt Oliver Stahlberger, stellvertretender Jugendleiter des Vereins.

„Jeder, der Schach lernen und mehr über das Spiel erfahren will, ist gerne willkommen“, betont er. Mit einem überdimensionalen Schachbrett werben denn auch zwei Nachwuchsspieler auf plakative Weise in der Fußgängerzone für das Angebot, das königliche Spiel genauer unter die Lupe zu nehmen.

Figurenthater mit Feuerwerk und Seifenblasen

Während ganz in der Nähe manch kleiner Musikfreund versucht, einem mobilen Piano einige hörenswerte Töne zu entlocken, zieht das Trash-Figurentheater „Die Poppets“ mit Feuerwek und Seifenblasenmaschine vor allem die Kinder in seinen Bann.

Die kleinen Festgäste haben freilich auch noch allerlei andere Verweilmöglichkeiten - mit diversen Angeboten zum Basteln, Malen und Spielen.

Puppenthater
Schräge Ideen: Das Figurentheater „Die Poppets“ produziert mit seiner Vorstellung im Murgpark viel Heiterkeit, vor allem beim ganz jungen Publikum. Foto: Stefan Maue

Und etwas umsonst gibt es beim Infostand der Stadt Gaggenau: Ein passend zum 100-jährigen Stadtbestehen gestaltetes 100 Zentimeter langes Maßband etwa, Kugelschreiber und einen roten Schutz für den Fahrradsattel unter dem Motto „Gaggenau sitzt 100 Jahre fest im Sattel“. Judith Feuerer, die städtische Pressesprecherin, unterstreicht dazu: „Wir haben bei dem Material der Produkte vor allem auf Nachhaltigkeit geachtet.“

Eine reiche Palette kulinarischer Genüsse bereichert das Festgeschehen ebenso wie musikalische Beiträge verschiedenster Stilrichtungen. Da aber keine hochsommerlichen Temperaturen mehr herrschen hat Nachwuchssänger Simon bei seinem Auftritt mit Partnerin Lea zumindest einen heißen Tipp parat: „Tanzt euch warm“, rät er – und der Appell verhallt nicht ungehört.

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