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Abschied mit Wehmut

Achern: Ehrenamtliches Team von „Iss gemeinsam“ hört auf

Der vorerst letzte Heiligabend für Alleinlebende markiert das Ende des monatlichen Angebots in Achern.

Ein Gruppe überwiegend älterer Menschen
Mit Wehmut und Bedauern richtete das ehrenamtliche Team von „Iss gemeinsam“ zum letzten Mal einen Heiligabend für Alleinlebende aus: Mechthild Gießelmann (von links), Klaus und Alice Huber, Hildegard Uhlig, Lilo Knapp, Hans-Werner Wiegert und Irma Armbruster mit Pfarrer Christof Scherer. Foto: Michaela Gabriel

Das alte Weihnachtslied bekam eine ganz neue Bedeutung, als es beim vorerst letzten Heiligabend für Alleinlebende in Achern angestimmt wurde: „Es wird scho glei dumpa, es wird scho glei Nacht.“ Das Jahresende markiert für die Ehrenamtlichen vom Team „Iss gemeinsam“ das Ende ihres Engagements in diesem Bereich. Deshalb lagen Wehmut und Bedauern über dem Festessen mit Zithermusik und Weihnachtsgeschichte, das Gäste und Helfer gemeinsam im Restaurant Franz in Achern genossen.

„Alters- und gesundheitsbedingt ist die Organisation nicht mehr zu bewältigen“, erklärte Klaus Huber aus Oberachern, der mit seiner Frau Alice Huber jedes Mal einen ganzen Tag sowie in der Vor- und Nachbereitung gefordert war, um vielen Gästen ein gemeinsames Mittagessen zu bescheren.

Achern: Vor 14 Jahren fand im alten Josefshaus die Premiere statt

Los ging das vor über 14 Jahren im September 2009 noch im alten Josefshaus in der Acherner Kronengasse. Die Idee, für Alleinlebende große Tische im Gemeindezentrum zu decken, wurde vielfach gewürdigt und als „Weg aus der Einsamkeit“ ausgezeichnet. Unter dem gleichen Namen „Iss gemeinsam“ fand sie Nachahmer in Mösbach, Önsbach und Renchen.

In Achern wird es das monatliche Angebot nicht mehr geben – wenn nicht jemand anderer es fortsetzen möchte. „Wenn es weitergeht, werden wir gern als Besucher dabei sein“, kündigte Mechthild Gießelmann an, die das Geld der Gruppe verwaltete. Sie sei dankbar für die Erfahrungen: „Ich habe sehr viel gelernt von den Gästen.“ Irma Armbruster, die stets die Tische deckte, servierte und mittlerweile 88 Jahre alt ist, ließ sich beim Abschiedsessen auch mal bedienen – was ihr fast schwerfiel. „Es hat mir immer Spaß gemacht“, sagte sie.

Viele der Helfer müssen aus Altersgründen aufhören

Hans-Werner Wiegert, der seine kranke Frau zu Hause pflegt, bedauert das Ende, weil es ihm immer gutgetan habe, unter Menschen zu kommen: „Es wird mir was fehlen.“ Lilo Knapp stand viele Jahre mit Hildegard Uhlig und Alice Huber in der Küche, um die Mahlzeiten zuzubereiten. „Man möchte viel, aber irgendwann geht es nicht mehr“, meinte sie am letzten Abend. 

Auch den Gästen wird etwas fehlen. Christel Adler erinnert sich: „Bei Iss gemeinsam konnte man sich nett unterhalten und hat auch mal andere Ansichten gehört als die eigenen.“ Dass die Tische immer so liebevoll dekoriert waren, habe sie super gefunden und nicht nur das: „Die Idee war einfach gut und es haben sich viele Bekanntschaften und Freundschaften entwickelt.“

„Hier ging es um viel mehr als ums Essen“, sagte Pfarrer Christof Scherer, der dem Team zum Abschied Danke sagte und kleine Geschenke überreichte. „Iss gemeinsam“ sei jedes Mal ein kleines Fest gewesen. „Sie haben Menschen unkompliziert zusammengeführt“, lobte er die Ehrenamtlichen, die das ermöglichten. Auch wenn es schade sei, müsse man sich manchmal von Dingen verabschieden. Er würde sich freuen, wenn sich im neuen Jahr etwas Neues auftun würde, um die gute Sache fortzusetzen.

Hier ging es um viel mehr als ums Essen
Christof Scherer
Pfarrer
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