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Projekt des Sägewerks

Lärmbelästigung? Acherner sehen geplantes Pelletwerk skeptisch

Gestartet ist es als Vorzeigeprojekt für den Klimaschutz. Aber die von einem Oberacherner Sägewerk geplante Anlage zur Herstellung von Holzpellets stößt bei Bürgern auf Skepsis. Sie befürchten eine erhöhte Lärmbelastung.

Sägewerk Keller in Achern-Oberachern
Idyllische Lage: Das Sägewerk Keller in Oberachern plant ein Biomasse-Heizkraftwerk und eine Anlage zur Herstellung von Holzpellets. Das stößt in der Nachbarschaft auf Skepsis. Foto: Michael Moos

Das Oberacherner Sägewerk Hermann Keller will ein Biomasse-Heizkraftwerk und eine Anlage zur Herstellung von Holzpellets bauen. Obwohl sich Oberacherner Bürger in Erinnerung an die unrühmliche Geschichte des gescheiterten Pelletwerks in Achern Sorgen über mögliche Lärmbelästigungen machen, erklärte der Bau- und Umweltausschuss des Acherner Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung seine Zustimmung zu beiden Projekten. Das letzte Wort hat dann der Gemeinderat.

Das Biomasse-Heizkraftwerk mit einer Leistung von 6.600 Kilowatt sowie die Pelletieranlage mit einer Jahreskapazität von mehr als 60.000 Tonnen sieht das 1862 gegründete Unternehmen „als wesentlichen Baustein zur Standortsicherung des Sägewerkbetriebs und der damit verbundenen Arbeitsplätze“.

Das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren ist, wie Carlo Frohnapfel als Leiter des Fachgebiets Stadt- und Umweltplanung deutlich machte, beim Regierungspräsidium Freiburg anhängig, die Stadt Achern werde lediglich um die „Herstellung des Einvernehmens“ gebeten.

Was das Sägewerk Keller in Oberachern plant

Verarbeitet werden die im Werk anfallenden Sägenebenprodukte, die nach Angaben des Unternehmens in hochwertige Holzpellets für private Haushalte umgewandelt werden sollen. Den erzeugten Strom aus dem 24 Stunden am Tag laufenden Biomasse-Heizkraftwerk will die Firma hauptsächlich im eigenen Betrieb verbrauchen, den Rest in das öffentliche Netz einspeisen. Die anfallende Wärme wird über ein betriebseigenes Warmwassernetz zu den internen Verbrauchern transportiert.

Gebaut werden die neuen Anlagen auf einem 9.700 Quadratmeter großen Gelände entlang der Acher. Dieses liegt zwar im FFH-Gebiet „Schwarzwald – Westrand“ und ist damit Teil eines Natura 2000-Gebiets und zusätzlich als Biotop nach Paragraf 33 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt, dennoch seien die durch das Vorhaben in Anspruch genommenen unversiegelten Böden nach Einschätzung der Genehmigungsbehörde in Anbetracht der bereits vorhandenen Gewerbeflächen „von einer vergleichsweise geringen Bedeutung für den Naturhaushalt“.

Stadtverwaltung Achern: Nicht vergleichbar mit Biopell

Nachteiligen Umwelteinwirkungen seien nicht zu erwarten, obwohl sich hier nach Bundes- und Landesrecht besonders geschützte Biotope und zwei Wasserschutzgebiete befinden. Laut der Hochwassergefahrenkarte liege das Grundstück zudem in einer Überflutungsfläche bei extremen Hochwasserereignissen.

Aus Sicht der Acherner Stadtverwaltung bestehen keine planungsrechtlichen Bedenken gegen das Vorhaben des Sägewerks. Wie Frohnapfel deutlich machte, entspricht das Vorhaben durch die ressourcenschonende Produktion von Wärme und Elektrizität exakt den Zielen des im vergangenen Jahr vom Gemeinderat beschlossenen städtischen Klimaschutzkonzepts.

Wir brauchen die Arbeitsplätze in Oberachern.
Karl Früh
CDU-Fraktionschef

Das Biomasse-Heizkraftwerk werde die Grenzwerte der TA Luft einhalten, betonte Frohnapfel. Die entstehende Flugasche werde in speziellen Filtern abgeschieden, die Höhe der notwendigen Schornsteine wird mit knapp 30 Metern angegeben. Die Anlage werde zudem so positioniert, dass mögliche Schallquellen in Richtung der Nachbarschaft abgeschirmt werden.

„Wir brauchen die Arbeitsplätze in Oberachern“, unterstrich CDU-Fraktionschef Karl Früh, der damit offen seine Unterstützung für die Erweiterungspläne der Firma Keller signalisierte, deren Geschäftsführer Christian Keller bekanntlich auch Mitglied seiner Fraktion ist. Laut Früh sei das Vorhaben nicht mit dem einstigen Acherner Pelletwerk Biopell vergleichbar, das auf die Produktion unter Einsatz von mit Öl betriebenen Schiffsdieseln und in unmittelbarer Nähe zu bewohnten Gebieten setzte.

Rege Diskussion im Bau- und Umweltausschuss

Von einer „zukunftsorientierten Entwicklung“ sprach Gebhard Glaser im Namen der Freien Wähler. Das Vorhaben sei „ein Beispiel für den Klimaschutz“. Ähnlich positiv äußerten sich die Vertreter der Grünen. Während Markus Singrün (SPD) empfahl, „die Emotionen rauszunehmen“, meldete die Acherner Bürger Liste (ABL) Bedenken an. „Auch wenn die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden – die Luft wird durch das Vorhaben der Firma Keller nicht besser und der Lärm nicht weniger“, warnte Fraktionschef Manfred Nock.

Die Stadtverwaltung warnte vor direkten Vergleichen mit Biopell. Bürgermeister Dietmar Stiefel wies darauf hin, dass es sich bei den damals in der Umgebung wahrnehmbaren Belastungen durch Schwingungen im Boden nicht um „Luftschall“, sondern um „Körperschall“ gehandelt habe.

Als Leiter des Rechtsamts machte Björn Eiselt in diesem Zusammenhang deutlich, dass bei der Zulassung der Anlagen der Firma Keller ein „vorzeitiger Beginn“ und nicht etwa eine endgültige Genehmigung Gegenstand des Verfahrens sei: „Damit geht der Unternehmer ins Risiko.“ Das sei auch bei Biopell der Fall gewesen. Wie damals, müsste auch die Firma Keller ihr Pelletwerk stilllegen, wenn die vorgegebenen Belastungswerte nicht eingehalten werden.

Am Ende votierte die Mehrheit des Bau- und Umweltausschusses für das Vorhaben der Firma Keller. Die beiden Vertreter der ABL und die Oberacherner CDU-Stadträtin Rosa Karcher enthielten sich der Stimme. Oberbürgermeister Manuel Tabor (CDU) sprach von einem „emotionalen Thema“. Er zeigte Verständnis für die Sorgen der Bürger und forderte sie auf, ihre Fragen der Stadtverwaltung zur Weitergabe ans Regierungspräsidium Freiburg zuzuleiten. Tabor räumte ein, dass die Freiburger Behörde in diesem Fall „etwas zäh“ agiere.

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