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Gemeinderat lehnt Vorstoß ab

Keine Kirchenfenster für die Illenau: CDU-Stadtrat in Achern ist „maximal enttäuscht“

Mit viel Geld wird in Achern die Illenau saniert. Nach Ansicht der CDU-Fraktion sollten dazu auch zwei historische Glasfenster für die alte Illenau-Kirche gehören. Der Gemeinderat sieht das anders.

Die Originale der beiden Fenster hängen in der Kirche in Memprechtshofen.
Nicht am Ursprungsort: Die Originale der beiden Fenster hängen in der Kirche in Memprechtshofen. Zu einer Rückholaktion wird es wohl nicht kommen. Foto: Roland Spether

Das Rad der Zeit in der ehemaligen Illenau-Kirche ein wenig zurückdrehen – diesem Plan der CDU-Fraktion im Acherner Gemeinderat hat der Bauausschuss nach kurzer Diskussion einen Riegel vorgeschoben. Der Fraktionsvorsitzende Karl Früh hatte den Antrag gestellt, in der Apsis des Raums zwei Bleiglasfenster anbringen zu lassen.

Die historischen Originale hatte der evangelische Kirchengemeinderat im Jahr 1946 für einige Hundert Mark nach Memprechtshofen verkauft, wo sie bis heute in der Kirche verbaut sind. Die Öffnungen, welche die Fenster in der Illenau-Kirche einst ausfüllten, gibt es nicht mehr: Die Stadt Achern geht davon aus, dass sie von französischen Streitkräften nach dem Zweiten Weltkrieg zugemauert wurden. Die nutzten den Kirchenraum als Kinosaal.

CDU-Fraktion: Kirche soll in altem Glanz erscheinen

Die Fraktion sei an einer „ganzheitlichen und vollständigen Sanierung der Illenau-Kirche interessiert“, hieß es in dem Antrag an Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU). Dazu gehöre auch, dass die Fenster wieder an ihren Platz kommen. Dann könne die Kirche „so originalgetreu wie möglich wieder in ihrem alten Glanz erscheinen“.

Die Fraktion brachte zwei Optionen ins Spiel: Einerseits könne man Repliken anfertigen lassen, wobei mit Kosten um die 70.000 Euro zu rechnen sei. Andererseits könne man auch versuchen, auf „fairer, freiwilliger Basis“ die Originale aus Memprechtshofen zurückzukaufen.

In einer Stellungnahme verwies die Stadt Achern auf die Denkmalfachbehörde. Den Einbau von Nachbildungen oder Repliken lehne diese ab, stattdessen solle die historische Bausubstanz erhalten werden. Auch pragmatische Gründe führt die Stadt an: Die Buntglasfenster bräuchten spezielle Vorfenster, damit nicht zu viel Wärme entweicht.

Es passe außerdem nicht zur neuen Nutzung der ehemaligen Kirche als kultureller Veranstaltungsraum, dass natürliches Licht einfällt. In solchen Räumen sei Licht aus Fenstern meist störend. Da die Fenster also abgedeckt werden müssten, wären sie für die Besucher meist ohnehin nur von außen sichtbar.

Dämmung, Licht, Akustik: Vieles spricht gegen Fenster

Weitere Nachteile durch den Einbau der Fenster befürchtet die Stadt hinsichtlich der Raumakustik. Deren Berechnung sei inzwischen abgeschlossen. Die Auswahl von passenden Materialien für die Auskleidung von Wänden und Decken sei schwierig genug gewesen. Zwei zusätzliche Fenster würden dieses Konzept über den Haufen werfen und neue Berechnungen erforderlich machen. Der Einbau brächte somit „keinerlei Nutzen, sondern eher Nachteile für die Nutzung als kulturelle Veranstaltungsstätte“.

Das ist keine Kirche mehr, sondern ein Festraum.
Klaus Muttach, Oberbürgermeister in Achern

„Diese Antwort der Verwaltung ist niederschmetternd“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Karl Früh vor dem Bauausschuss. Er sei „maximal enttäuscht“, dass nicht mehr dabei herausgekommen sei. In dem Antrag habe man um Prüfung gebeten, was eine Replik kosten würde oder ob die Originalfenster zurückgeholt werden könnten. Beides habe die Stadt nicht beantwortet. Daher sehe sich seine Fraktion nicht in der Lage, darüber abzustimmen.

„Wir haben den Prüfauftrag sehr wohl ernst genommen“, hielt Muttach dagegen. Die Analyse habe aber schon früh gezeigt, dass ein Einbau der Fenster nicht sinnig sei. „Das ist keine Kirche mehr, sondern ein Festraum.“

„Die Illenau wird für einen zweistelligen Millionenbetrag in ihren Urzustand versetzt und diese Fenster fehlen dabei“, beharrte Früh. Ob Replik oder Original sei für ihn zweitrangig. Es gehe darum, dem Urzustand gerecht zu werden.

Stadträte folgen Argumenten der Verwaltung

Zuspruch für die Stadt kam von Stadtrat Gebhard Glaser (Freie Wähler). „Den Kirchencharakter verliert der Raum schon ziemlich“, sagte er. Es sei daher nicht angebracht, eindeutig kirchliche Fenster einzubauen. Er regte eine Infotafel oder einen Bereich im Illenau-Museum an, der sich mit der Geschichte der Fenster beschäftigen könne. Dieser Sicht schloss sich auch Ernst Kafka (Acherner Bürger Liste) an. Die Stellungnahme der Stadt sei überzeugend.

Markus Singrün (SPD) schlug sich mit einem gewagten Vergleich auf die Seite von Früh. Er verwies auf die Hagia Sophia in Istanbul, die in ihrer Geschichte schon Christen und Muslime sowie ein Museum beherbergt habe. „Ein kirchliches Aussehen schließt die Nutzung als Festraum keineswegs aus.“ Am Ende half es nichts: Acht Stadträte stimmten gegen den Antrag der CDU, fünf waren dafür. Einer enthielt sich.

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