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Spatenstich für Großprojekt

Neues Krankenhaus für Achern: Nach fünf Jahren rollen jetzt die Bagger an

Fast zehn Jahre lang hat man sich im Ortenaukreis um die Krankenhausreform gestritten, seit fünf Jahren steht der Beschluss. Und seit Donnerstag wird offiziell gebaut.

Männer bei Spatenstich
Mit Euphorie in den Krankenhausneubau: Den Spatenstich vollzogen Christoph Beuting, MdL Bernd Mettenleiter, Christian Keller, Manne Lucha, Frank Scherer, Klaus Muttach, Johann Dreier (RP Freiburg), Peter Kraemer vom Vorstand des Klinikums und Rainer Stapf, Klinikum-Geschäftsbereichsleiter Bau und Technik (von links).   Foto: Katrin König-Derki

„Hier entsteht Zukunft. Und zwar eine Zukunft, die kreispolitisch entschieden wurde.“ Mit diesen Worten beschrieb Landrat Frank Scherer in seiner Begrüßung zum offiziellen Spatenstich am Donnerstag den bevorstehenden Bau eines neuen Krankenhauses in Achern.

Die Bedeutung des Festakts spiegelte sich in der Präsenz von Sozialminister Manne Lucha. Erschienen waren zudem Vertreter des Ortenau Klinikums, des Regierungspräsidiums Freiburg, Kreis- und Kommunalpolitiker sowie Planer. Luchas Unterstützung bei der Agenda 2030 lobte Scherer. Der Minister gestalte angstfrei Politik. Auch weiteren „mutigen und kompetenten Menschen“ sei es zu verdanken, „dass wir auf einem guten Wege sind“.

Den Spatenstich bezeichnete Scherer als „historischen Meilenstein“: Für den Ortenaukreis, der mit der Agenda das größte Investitionsprogramm seiner 50-jährigen Geschichte umsetze. Und für die Stadt Achern, die den Bau eines neuen Klinikums auf ihrer Gemarkung feiern könne. „Wir schaffen die Voraussetzungen, damit die Menschen auch in Zukunft eine erstklassige Gesundheitsversorgung haben.“

Vier statt neun Klinikstandorte ab 2030

Vor nur fünf Jahren habe die Kreispolitik entschieden, dass das Klinikum ab 2030 seine stationären Leistungen gegenüber zuvor neun Standorten noch in Achern, Lahr, Offenburg und Wolfach erbringen werde. Als Beweggründe nannte er Qualität und Personal. „Mit attraktiven Arbeitsplätzen möchten wir qualifizierte Beschäftigte gewinnen und binden.“

Ab 2028 hätten Achern und die nördliche Ortenau einen modernen, attraktiven Klinikneubau mit 234 Betten. Das energieeffiziente Gebäude werde über wichtige Kernfunktionen verfügen. Die rund 650 Beschäftigten versorgten pro Jahr künftig über 30.000 Patienten ambulant und stationär.

Gesamtprojekt kostet rund 1,3 Milliarden Euro

„Für die Umsetzung investieren wir rund 161 Millionen Euro.“ Die gesamte Agenda löse Investitionen von bis zu 1,3 Milliarden Euro aus. Das sei auch dank eines schlüssigen Finanzierungskonzeptes möglich. Das deutsche Gesundheitssystem, räumte er ein, stehe vor strukturellen, personellen und finanziellen Herausforderungen.

„Deshalb sind wir dankbar, dass unser Minister einen Rettungsschirm für 126 Millionen Euro Landesgeld aufgespannt hat. Daneben braucht es aber unbedingt auch weitere Mittel des Bundes.“

Lucha zeigte sich zu Scherzen aufgelegt. Er duze Landrat Scherer inzwischen, sagte er etwa, denn: „In harten Debatten muss man auch mal ,du Säckel’ sagen können.“ Sehr ernst meinte er hingegen wohl das Lob der Leistungen der Ortenau im Gesundheitswesen, auch in der Pandemie: „Das ist aller Bonheur wert.“

Den hiesigen Krankenhausverband würdigte er als „einen der innovativsten in ganz Deutschland“. Attraktive Kliniken seien notwendig, ebenso deren Konzentration auf weniger Standorte, gebündelte Kompetenzen und eine stärkere Verzahnung des ambulanten und stationären Bereichs.

Zugleich plädierte er für den Bürokratieabbau: „Wir brauchen Struktur- und Ergebnisqualität. Auf dem Weg dazwischen will ich Sie alle von unnötigen Dokumentationen befreien.“ Im Gepäck hatte er einen ersten Förderbescheid über 6,9 Millionen Euro.

Dieser Spatenstich ist für mich der wichtigste, der emotionalste und auch der letzte.
Klaus Muttach
Oberbürgermeister

Oberbürgermeister Klaus Muttach sprach von einem „Jahrhundertereignis“. „Dieser Spatenstich ist für mich der wichtigste, der emotionalste und auch der letzte.“ Zurück liege ein langer und steiniger Weg. „Bei keinem Thema haben wir uns im Kreistag so leidenschaftlich engagiert, teilweise auch so hart auseinandergesetzt, wie bei der Frage der künftigen stationären Versorgung im Ortenaukreis.“

Das Vier-Standorte-Modell bringe die richtige Balance zwischen notwendiger Spezialisierung mit einer Konzentration von Standorten und der Präsenz in der Fläche. Mit einer Rettungswache auf dem Acherner Areal werde auch die Notfall-Versorgung verbessert. Wesentlich sei in dem Kontext die Erschließung über die Nordtangente.

Die Restfinanzierung des städtischen Anteils von 2,9 Millionen Euro bezeichnete er als sehr überschaubar, die kostenlose Übereignung des jetzigen Krankenhauses als „tolle städtebauliche Perspektive“.

An alle am Reformprojekt Beteiligten richtete er Worte des Dankes, besonders aber an Scherer, dem er dafür „einen festen Platz in den Geschichtsbüchern des Kreises“ vorhersagte. Dem Vorstandsvorsitzenden des Ortenau Klinikums, Christian Keller, bescheinigte er „immenses Engagement“.

Heute ist der Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte unseres Klinikverbundes.
Christian Keller
Vorstandschef Ortenau Klinikum

Auch Keller selbst äußerte sich euphorisch: „Heute ist der Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte unseres Klinikverbundes.“ Er unterstrich zugleich das Motto der Veranstaltung: „Die große Vision wird wahr.“ Inhaltlich und zeitlich „liegen wir mit unserem Leuchtturmprojekt vor dem Plan“. 

Christoph Beuting vom zuständigen Büro „gmp Architekten“ schließlich sagte, die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten habe sich angefühlt wie in einem großen Team. „Der Leuchtturm leuchtet hell.“

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