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Brandheißes Experiment

Riskanter Trend in sozialen Medien: Feuerwehr zeigt, wie gefährlich „Teelichtöfen“ sind

Angesichts steigender Energiepreise suchen viele Bürger nach alternativen Heizmethoden. „Teelichtöfen“ sind ein Renner in den sozialen Medien. Die Feuerwehr Achern zeigt in einem Experiment, wie gefährlich die vermeintlich harmlosen Öfen sind.

Die Bürger suchen nach alternativen Heizmethoden, Werden sie dabei unvorsichtig? Was ist beim Umgang mit Teelichtöfen, Grills, Heizöfen zu beachten? Was rät die Feuerwehr?
Aus Spargründen, alternative „Heizungen“ wie selbst gebaute Teelichtöfen zu verwenden, kann brandgefährlich werden, wie ein Experiment der Feuerwehr belegte - hier Kommandant Michael Wegel (rechts) mit Marlon Hurst, der mit der Wärmebildkamera die Temperatur ermittelte. Foto: Roland Spether

Dass es sich an einem Blumentopf ganz gehörig die Finger verbrennen lässt, war für den erfahrenen Kommandanten der Acherner Feuerwehr ein völlig neuer „Schadensfall“. „Ich rate jedem dringend dazu, die Finger von solchen Öfen zu lassen“, meinte Michael Wegel, nachdem er mit Marlon Hurst ein brandgefährliches Experiment vornahm und mit Blick auf die „erfinderischen“ Bürger alle Sirenen einschaltete.

Denn wenn die Energiepreise steigen, die Temperaturen fallen und Hiobsbotschaften die Runde machen, kommen Menschen auf die tollsten Ideen und bauen sich alternative Heizquellen, um Geld zu sparen. Aktuell sind „Teelichtöfen“ die ultimativen Renner in den sozialen Medien, auch bekannte Online-Händler bieten diese in allen Varianten für den häuslichen Betrieb an.

Doch beim Deutschen Feuerwehrverband und dem Bundesverband der Schornsteinfeger schrillen alle Alarmglocken, wie dies jüngst bei einem Presseauftritt über die Gefahren von alternativen, selbst gebastelten Energiequellen deutlich wurde.

An erster Stelle der „Heizungen“ Marke Eigenbau rangieren die Teelichtöfen, von deren Gebrauch die Feuerwehrexperten tunlichst abraten. „Das hätte ich nicht erwartet, dass die Hitze durch die Sicherheitshandschuhe geht“, berichtete Wegel während eines Experimentes, das eindeutige Ergebnisse mit der Wärmebildkamera und mit Schmerzen brachte. So wurden Teelichter auf einer tönernen Unterlage platziert und angezündet, darüber hielt Wegel einen Blumentopf aus Ton.

Auch Vorrichtung sorgt für keine höhere Sicherheit

Die im Handel angebotenen „Öfen“ haben allerdings eine Vorrichtung, mit der die Blumentöpfe in einer bestimmten Höhe über den Kerzen fixiert werden. Doch der brandgefährliche Effekt war mit den Händen spätestens nach 30 Sekunden zu greifen, als der Topf immer wärmer wurde und nach zwei Minuten so „knallheiß“ war, dass er mit bloßen Händen nicht mehr gehalten werden konnte.

Nach kurzer Zeit ermittelte die Wärmebildkamera im oberen Bereich des Topfes eine Wärme von über 100 Grad, unter dem Topf brannten gerade einmal sieben kleine Teelichter. Interessant war, dass die erste Wärmereaktion des Kommandanten nach wenigen Sekunden kam und sich immer mehr steigerte, derweil staute sich unter dem Topf die Wärme, drückte nach unten und befeuerte die brennenden Kerzen mit dem Effekt, dass sich das Wachs schnell verflüssigte und darin 150 Grad gemessen wurden.

Das wäre jetzt nicht das große Problem, aber wenn so ein „Teelichtofen“ in der Advents- und Weihnachtszeit neben einem Adventskranz oder anderer Dekoration steht und das Ganze munter vor sich hin „heizt“ oder durch Unachtsamkeit außer Kontrolle gerät, kann schnell ein Zimmerbrand die Folge sein.

Teelichtöfen sind nicht effektiv

Diese Gefahr sah Michael Wegel durchaus und zeigte sich als Fachmanns äußerst kritisch, solche selbstgemachten Öfen einzusetzen. Denn es werde eine erhöhte Bandgefahr provoziert und die erhoffte Wärme falle sehr gering aus. Fachleute berechneten, dass pro Quadratmeter ein Teelichtofen stehen müsste, um einen spürbaren Wärmeeffekt zu erzielen.

„Mit offenem Feuer in der Wohnung zu hantieren ist absolut gefährlich.“ Dies bedeute aber nicht, dass gar keine Kerzen angezündet werden dürfen, sofern sie sachgerecht aufgestellt würden. Dass die Not erfinderisch macht und die merkwürdigsten Ideen provoziert, hat es im Bereich der Feuerwehr Achern schon gegeben.

So berichtet Wegel von Männern, die sich um ein Raclette-Gerät versammelten, es auf Volldampf drehten und daran ihre Hände wärmten. Warnende Worte des Kommandanten gingen auch an jene, die den Grill oder andere Elektrogeräte in der Wohnung als Heizung benutzen wollen, denn dies könne schnell in eine völlig falsche Richtung laufen.

Mit Sorge sehe die Feuerwehr, dass sich die Leute mehrere der Elektro-Heizöfen kaufen, sie gleichzeitig laufen lassen und sich der Gefahr aussetzen, dass das Stromnetz zusammenbreche, brennbares Material in der Nähe der Öfen stehe oder diese umfallen und vom Tannenbaum bis zum Vorhang alles Mögliche entzünden können.

Eine Gefahrenquelle sah Wegel auch darin, dass die Bürger aus Spargründen auf die elektrischen Kerzen verzichten, wieder die guten, alten Wachskerzen auf den Baum stecken und am Ende feurige Weihnachten „feiern“.

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