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Preview von „Baden gegen Württemberg“

Schauspieler Christian Pätzold diskutiert mit Kino-Besuchern in Achern

Im SWR-Film „Baden gegen Württemberg“ spielt Christian Pätzold den Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden. Kinobesucher konnten nun bei der Preview im Acherner „Tivoli“ mit dem Schauspieler ins Gespräch kommen.

Schwabe aus dem Schwarzwald:  Schauspieler Christian Pätzold (links) zusammen mit Klaus Woede (SWR) auf „Kinotour“ im Acherner „Tivoli“.
Schauspieler Christian Pätzold (links) zusammen mit Klaus Woede (SWR) auf „Kinotour“ im Acherner „Tivoli“. Foto: Joachim Eiermann

Erstaunlich, wie es den Programmgestaltern des Kommunalen Kinos immer wieder gelingt, Filmschaffende nach Achern einzuladen. Im Rahmen einer Preview-Vorstellung von „Baden gegen Württemberg“ war am Freitag der Schauspieler Christian Pätzold im „Tivoli“ zu Gast, bekannt als streitbarer Bürgermeister Gottfried Häberle in der schwäbischen Mundartkomödie „Die Kirche bleibt im Dorf“.

Im Dokudrama um die Bildung des Südweststaats verkörpert Pätzold den Ministerpräsidenten Reinhold Maier von Württemberg-Baden nach 1945. Nur mit Trickserei gelingt diesem das Schurkenstück (aus badischer Sicht), seinen Freiburger Kontrahenten Leo Wohleb, vehementer Kämpfer für ein Bundesland Baden, auszuknocken.

Die Gründung Baden-Württembergs 1952 erfolgte nach einer Volksabstimmung, deren Modus das Bundesfassungsgericht später als unrechtmäßig ansah. Doch der wirtschaftliche Aufschwung des neuen Landes marginalisierte schließlich die Badenfrage.

Der Landkreis Bühl, zu dem Achern damals zählte, war eine Hochburg der Altbadener. In einer Szene ist ein Wahlplakat aus Bühl zu erkennen. Gezielt lässt Regisseur Andreas Köller Archivaufnahmen in die Spielszenen einfließen. Historiker und Zeitzeuginnen ordnen das Geschehen ein.

Das Ergebnis ist eine authentische, faktentreue wie höchst unterhaltsame Aufarbeitung regionaler Nachkriegsgeschichte mit den Macht- und Ränkespielen einer fortwährend qualmenden Männergesellschaft, die unter dem Druck der Besatzungsmächte stand.

Vor dem Hintergrund der 70-Jahr-Feier Baden-Württembergs sei es an der Zeit, nicht nur „das Schöne im Land“ herauszustellen, sondern auch einmal „die schwierigen Dinge“ aufzuzeigen, erklärte Klaus Woede vom SWR-Fernsehen. „Baden gegen Württemberg“ wird am Karfreitag, 21 Uhr, im Dritten ausgestrahlt. Im „Tivoli“ wurde der Streifen vorab im Rahmen einer „Kinotour mit Filmgespräch“ gezeigt.

Pätzold betont in Achern die Rolle der Frauen

Pätzold reiste direkt von einer Vorstellung in Schramberg nach Achern weiter. Als nach Wohlebs Niederlage die Lichter im Saal wieder angingen, sah sich der aus Nagold stammende Schauspieler mit zahlreichen Fragen und Wortmeldungen konfrontiert. Diese drehten sich vor allem um Heimat, Krieg und Vertreibung sowie die klischeebeladene Rivalität zwischen lebenslustigen Badenern und sparsamen Schwaben.

Der 77-Jährige schilderte, dass er es bewusst vermieden habe, die Person Maier zu imitieren, um stattdessen seine ganze schauspielerische Kraft in die Figur des Machtpolitikers stecken zu können.

Es waren die Frauen, die das zerstörte Land wieder aufbauten, dennoch blieben sie in der Politik außen vor. „Baden gegen Württemberg“ erinnert auch an den Stuttgarter Frauenfunk des SDR, der sich in emanzipatorischen Ratschlägen versuchte und seine Zuhörerinnen aufrief, ihr Wahlrecht zu nutzen. Die Frage einer Besucherin zum weiblichen Abstimmungsverhalten konnte Pätzold aber nicht beantworten. Demoskopie war damals noch ein Fremdwort.

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