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Sperrung bei Rheinau/Gambsheim

„Schnell durchschlüpfen“ ist an der Rheinbrücke nicht drin

Drei Nächte lang wird er Rheinübergang zwischen Rheinau und Gambsheim voll gesperrt. Wie wirkt sich das aus? Wir haben bei betroffenen Unternehmen und Verkehrsteilnehmern nachgefragt. Hintergrund sind Bauarbeiten für den Radweg über den Rhein.

Sperrung Rheinbrücke
"Bitte wenden": Endstation für sämtliche Verkehrsteilnehmer war am Rheinübergang zwischen Freistett und dem elsässischen Gambsheim nach der Totalsperrung am Mittwochabend. Foto: Josef Budai

Von Josef Budai

Der Fahrer des Autos mit französischem Kennzeichen bremst abrupt ab und staunt nicht schlecht, dass es am Rheinübergang Rheinau-Gambsheim für ihn nicht weitergeht. Es ist Mittwochabend, kurz nach 20 Uhr, und wie angekündigt ist die Brücke wegen der Bauarbeiten für den Radweg erneut voll gesperrt. Zwischenzeitlich hat der Autofahrer gewendet und fährt wieder Richtung Freistett. Er ist aber nicht der einzige, der unvermittelt wenden muss, denn in der Folgezeit halten weitere Fahrzeuge vor der Absperrung an. Offensichtlich haben sie die großzügige Ausschilderung, auch von der Autobahn her, nicht genau beachtet oder es auf „gut Glück“ versucht, wie ein Autofahrer aus dem elsässischen Kilstett, der gehofft hatte, noch schnell „durchschlüpfen“ zu können. Er will jetzt über die Kehler Europabrücke nach Frankreich ausreisen und nimmt das Ganze relativ gelassen.

Halbe Stunde Fahrt bis zum Übergang Iffezheim

Ziemlich überrascht zeigt sich auch ein Ehepaar aus Saarbrücken, das auf der Heimfahrt aus der Schweiz war. Die Hinweisschilder sind ihnen offenbar auch entgangen. Jetzt heißt es Rückwärtsgang rein und einen anderen Übergang benutzen. Die Empfehlung, weiter bis Iffezheim zu fahren, nehmen die Saarländer dankbar an, angesichts der lediglich knapp 30 Minuten, die man dafür von Rheinau aus an Fahrzeit einplanen muss. Auch für zwei Radler ist an der Straßensperre Endstation, denn die Sperrung gilt auch für Radfahrer und Fußgänger.

Der Umsatz bewegt sich gegen Null

Noch weniger Verkehr als auf der Straße herrscht bei der angrenzenden Tankstelle. Seit 20 Uhr ist keine der Zapfsäulen mehr belegt. Lediglich zwei Lastwagenfahrer, die auf dem Rastplatz dahinter auf die Weiterfahrt am nächsten Morgen warten, schlendern über den Vorplatz. „Ab 20 Uhr geht hier praktisch gar nichts mehr, der Umsatz bewegt sich im Vergleich zu ,normalen’ Tagen gegen Null“, berichtet die Tankstellenmitarbeiterin Agnes Vogel. „Normalerweise ist jetzt Hochbetrieb, und bis 22 Uhr, wenn wir schließen, kann ich wenigstens noch ein paar Regale nachfüllen“, sagt sie – ihre Begeisterung hält sich in Grenzen. Kein Wunder, denn nach der Benzinpreiserhöhung in Frankreich zum Jahreswechsel macht sich dies auch bei den hiesigen Tankstellen mit einem Umsatzplus deutlich bemerkbar.

Nächtliche Sperrung beeinflusst Arbeitsabläufe

Umsatzrückgänge dagegen brauchen die umliegenden Industriebetriebe dagegen wohl nicht zu befürchten, doch die nächtlichen Sperrungen haben durchaus Einfluss auf die Arbeitsabläufe. „Unsere Mitarbeiter müssen teilweise auf andere Übergänge ausweichen, um pünktlich anzufangen, denn oft sind Liefertermine zwingend einzuhalten“, erklärt Mathias Lüftner, Disponent bei der Freistetter Spedition Hauser. Außerdem sind im LKW-Verkehr zusätzlich Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten, das erfordere schon einen organisatorischen Mehraufwand.

Großteil der Beschäftigen betroffen

Ähnlich bewertet die Situation Sarah Rudolf von der Personalabteilung der Zimmer-Group. „Bei uns wird das von den Leitern der einzelnen Abteilungen bisher weitgehend intern geregelt, man spricht sich untereinander ab, oder es werden Schichten getauscht“, berichtet Rudolf. „In unserem Betrieb ist ein Großteil der Beschäftigten direkt betroffen“, so Roland Hillenberg, Personalleiter bei der Firma Brunner. Beim Sitzmöbelhersteller sind Früh- und Spätschicht gleichermaßen betroffen, sodass Arbeitszeiten flexibel, auch in Hinblick auf die erweiterten Fahrzeiten der Grefferner Fähre, angepasst werden. „Das ist doch ein erheblicher Mehraufwand in der täglichen Arbeitsorganisation, und wir versuchen möglichst flexibel zu reagieren.“

Kaum abendlicher Betrieb beim Discounter

Fast schon „himmlische Ruhe“ im Rot der untergehenden Sonne herrscht auch auf den Parkplätzen der Discounter in Freistetts Industriegebiet. Normalerweise ist hier gegen 20 Uhr, kurz vor Ladenschluss, ordentlich Betrieb. Heute scheinen sich die Kunden aus Frankreich zeitiger auf dem Weg zurück gemacht haben. So hat die Sperrung auch noch etwas Gutes, denn wann sonst unter der Woche kann man den Sonnenuntergang auf dem Freistetter Aldi-Parkplatz mal in aller Ruhe genießen?

Die Sperrung des Rheinübergangs zwischen Rheinau und Gambsheim wird an drei Nächten hintereinander erfolgen und jeweils um 6 Uhr am anderen Morgen aufgehoben. Ab Samstagmorgen, 28. April, kann der Verkehr dann wieder ungehindert rollen. Allerdings dürfen sich die Kraftfahrzeugführer nicht zu früh freuen, denn das Regierungspräsidium Freiburg hat für die erste Maiwoche bereits weitere Sperrungen, über die Nachtstunden angekündigt.

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