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Katholische Kirche

Segnung von Homosexuellen: Acherner Pfarrer ist verärgert über das Nein aus Rom

Das Verbot der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sorgt für Unmut unter Priester. Viele fordern Veränderungen.

Zwei Männer schneiden eine Hochzeitstorte an.
Hochzeitstorte, aber kein Segen: Priester in der Region sind nicht zufrieden mit dem Nein aus Rom. Foto: Ina Fassbender/dpa

In der Katholischen Kirche darf es keine Segnung von Verbindungen zwischen zwei Menschen gleichen Geschlechts geben. Wer auch immer in Rom aktuell danach gefragt hat, die Welt hat nun die Antwort. In Achern wehen zwar als Reaktion darauf keine Fahnen in Regenbogenfarben, aber die Entscheidung stößt auch bei Priestern vor Ort auf Unverständnis.

Sehr geärgert hat sich Dekan Georg Schmitt über das kategorische Nein der römisch-katholischen Kongregation für die Glaubenslehre zu der Frage, ob die Kirche die Vollmacht habe, Verbindungen von zwei Frauen oder zwei Männern zu segnen. „Schon die Fragestellung finde ich fragwürdig”, sagt er. Jeder Mensch habe das Recht, einen anderen Menschen zu segnen, ihm Gutes zuzusagen.

Acherner Priester wünscht sich Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral

Ob die Anfrage von einem einzelnen Bischof oder sogar von einer einzelnen Person gekommen sei, wisse man nicht. Doch die Kirchenbehörde sei völlig frei, auf welche Anfragen sie antworte: „Hätte die Glaubenskongregation lieber geschwiegen.” Wichtig ist Dekan Schmitt die Feststellung, dass Papst Franziskus zu diesem Schreiben nicht seine Zulassung gegeben habe, sondern darüber nur informiert worden sei.

Der Leiter der Kirchengemeinde Achertal St. Nikolaus sagt, er stehe hinter der Auffassung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Es brauche eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral. Um den besonderen Wert der Ehe zwischen Mann und Frau herauszustellen, müsse man nicht andere Formen von partnerschaftlichen Lebensgemeinschaften abwerten.

Wenn zwei Menschen sich aufrichtig lieben und dazu den Segen Gottes wünschen, steht es für mich außer Frage, dass ich den auch erteile.
Joachim Giesler, Pfarrer

Der Leiter der Kirchengemeinde Achern, Pfarrer Joachim Giesler, sieht sich seinem Glauben verpflichtet, wonach jeder Mensch Gottes geliebtes Kind sei. Die Segnung jedes Menschen zu ermöglichen, die Segnung ihrer Beziehung zueinander jedoch nicht, sei weltfremd.

„Wenn zwei Menschen sich aufrichtig lieben und dazu den Segen Gottes wünschen, steht es für mich außer Frage, dass ich den auch erteile”, so Giesler. Seelsorge sei den Menschen zugewandt. Das Nein stärke lediglich konservative Kreise.

Dass es so nicht stehen bleiben darf, dafür setzen sich aktuell tausende Priester, Ordensleute, Gemeinde- und Pastoralreferenten bundesweit ein. Aus ihrer Initiative „mehr Segen” ist zu hören, dass Priestern für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare dienstrechtliche Konsequenzen drohen. „Wer segnet, darf nicht bestraft werden”, fordern sie.

Wir haben durch die Haltung der Kirche in dieser Frage doch viele schon verloren.
Joachim Giesler, Pfarrer

Zwischen möglichen Konsequenzen und dem Wunsch, ein guter Seelsorger zu sein, fühl sich der in Achern tätige Vikar Manuel Gärtner zerrissen und wünscht sich eine einende Lösung. Auch wenn Geschiedene sich neu verbinden, wäre das aus seiner Sicht segenswert: „Aber damit gibt es ähnliche Probleme.”

Tatsächlich hatten weder Dekan Schmitt noch Pfarrer Giesler bisher Anfragen von homosexuellen Paaren. „Wir haben durch die Haltung der Kirche in dieser Frage doch viele schon verloren”, macht sich Joachim Giesler nichts vor.

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