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Im Bereich der Illenau

So soll der Friedhof der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt in Achern erhalten werden

Der Illenauer Friedhof ist ein Kulturdenkmal und ein Ort der Besinnung. Nun soll er restauriert werden. Warum das nicht nur eine Aufgabe für die Stadt Achern ist.

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Bürgermeister Dietmar Stiefel, OB Klaus Muttach, die Planer Stefan Schädel, Günter Mader und die ehrenamtlichen Helfer Klaus Scherer, Bernhard Schmitt (von links) auf dem Illenauer Friedhof. Im Hintergrund: Marcel Friedmann (Stadt Achern). , Foto: Joachim Eiermann

Frage: Wo befindet sich der Illenauer Friedhof: in Achern oder Obersasbach? Die Antwort lautet: auf Gemarkung Obersasbach. Wer ist für die Pflege und Unterhaltung des Gräberfeldes verantwortlich? Das ist die Stadt Achern, da Eigentümerin des Waldfriedhofs. So handelte es sich denn auch um eine rein hornisgrindestädtische Angelegenheit, als Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) und Bürgermeister Dietmar Stiefel (parteilos) am Dienstagnachmittag am großen schmiedeeisernen Eingangstor sich mit zwei Fachleuten für Gartenplanung und Denkmalrestaurierung trafen.

Deren Büros sind damit beauftragt, ein Pflege- und Entwicklungskonzept zu erstellen, um das „Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung“ langfristig zu sichern. Als solches wird der historische Friedhof von der höheren Denkmalschutzbehörde im Denkmalbuch des Regierungspräsidiums Freiburg geführt.

„Wir wollen möglichst viel Substanz der alten Gräber erhalten“, erklärt Stiefel. Gleichsam gehe es darum, den Baumbestand der 1,1 Hektar großen parkähnlichen Anlage weiterzuentwickeln, die ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Der Kontakt zu den Planern sei über deren Tätigkeit am alten Freiburger Friedhof erfolgt.

Mit Genehmigung des Denkmalamts konnte die Stadt Günter Mader, Architekt und Gartenplaner aus Ettlingen, sowie Stefan Schädel, Geschäftsführer von Strebewerk-Architekten in Stuttgart, für Honoraraufträge ins Boot holen.

Die Patina des Friedhofs Illenau soll erhalten bleiben

Ein Drittel der mit rund 62.000 Euro projektierten Gesamtkosten trägt das Land. Bis zum Herbst sollen die Konzepte vorliegen und in einer Gemeinderatssitzung präsentiert werden. Danach beginnt die praktische Umsetzung. Das Versprechen lautet, behutsam und sensibel nach einer Prioritätenliste vorzugehen. Die Patina des Friedhofs bleibe erhalten.

Wer den 1858 angelegten Park betritt und die Grabinschriften liest, begibt sich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt. Doch der Zahn der Zeit nagt an den alten Grabstätten, Inschriften verwittern zusehends. Stürme setzen den Bäumen zu. Im März stürzte eine stattliche Eiche um und schlug eine Schneise der Verwüstung. Das Alter des botanischen Gartens birgt sichtlich Risiken für das Kulturdenkmal insgesamt.

Ehrenamtliche helfen bei der Grünpflege

Vier Ehrenamtliche, die zum Termin eingeladen wurden, machen sich seit Jahren bei der Grünpflege verdient. Sie halten Wege und Abflussrinnen sauber, sehen nach dem Rechten und schließen abends ab. Angesichts dessen präsentiere sich der Friedhof in einem „sehr guten Zustand“, lobt Mader das Engagement. Die Fachgruppe Hochbau im Rathaus schickte Steinmetze los, wenn Schäden an Grabmalen festgestellt wurden.

Die Stadtverwaltung beabsichtigt nunmehr, anhand einer restauratorischen Bestandserfassung eine gezielte, interdisziplinäre Sanierung in Angriff zu nehmen. Mit dem Baumkataster hat Günter Mader bereits begonnen. „Wir werden Eingriffe in den Baumbestand vornehmen müssen“, kündigt er an.

Auch seien Gewächse zu entfernen, die Grabmale „unter Druck setzen“. Neupflanzungen sollen die Lücken schließen. Stefan Schädel, spezialisiert auf denkmalgeschützte Gebäude und Objekte, wird jeden der rund 350 Grabsteine auf Schäden untersuchen und dokumentieren. „Die Grabsteine leiden alle unter einem gewissen Verfall.“

Den Illenauer Friedhof zu erhalten, ist ein lohnendes Ziel.
Klaus Muttach, Oberbürgermeister der Stadt Achern

„Den Illenauer Friedhof zu erhalten, ist ein lohnendes Ziel“, betont Klaus Muttach und erwähnt, dass ihn eine Führung bei seiner ersten OB-Bewerbung vor 16 Jahren „nachhaltig beeindruckt“ habe. Hugo Huber habe diese damals geleitet. Dem Friedhof sehr zugetan war auch Walter Stodtmeister, der vor zwei Jahren starb. „Von seiner Vorarbeit bei der Erfassung der Pflanzen wollen wir möglichst viel verwerten“, erklärt Mader.

Bleibt die Frage, wie der Illenauer Friedhof nach Obersasbach kam. Muttach erinnert, dass viele reiche Familien hier ihre Angehörigen bestatten ließen. War ihnen der Weg zum Acherner Friedhof zu weit? Oder war jener ihnen „nicht gut genug“, wie Muttach meint. Oder wollten sie einfach nur unter sich sein? Die Illenau war jedenfalls eine Welt für sich.

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