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Naturheilkunde

Vorsitzende des Kneippvereins Achern: So geht Kneippen richtig

Isolde Ehrmeier, Vorsitzende des Kneippvereins Achern, erklärt, wie man richtig einen „Schenkelguss“ anwendet. Die Techniken von Kneipp sprechen vor allem ältere Menschen an.

Isolde Ehrmeier, Vorsitzende des Acherner Kneippvereines
Isolde Ehrmeier zeigt im Acherner Kneippbecken den Storchengang. Foto: Hauke Heuer

Isolde Ehrmeier, Vorsitzende des Acherner Kneippvereines, läuft durch das Kneippbecken im äußersten östlichen Bereich des Stadtgartens. Gleich einem Storch hebt sie ein Bein in bewussten, ausladenden Bewegungen aus dem kalten Schwarzwaldwasser. Mit der Zehenspitze voran taucht sie ihren Fuß wieder in das Nass und bewegt sich so langsam vorwärts – immer am Geländer entlang.

„Guckt, so geht das, das könnt ihr auch machen, das tut euch gut, dann geht es euch besser“, fordert die rüstige Frau die Kinder am Beckenrand auf, es ihr gleich zu tun. Doch die schauen nur mit großen Augen und offenen Mündern. Warten darauf, dass Ehrmeier das Kneippbecken wieder freigibt, damit sie sich unter der Aufsicht ihrer Eltern dem Badespaß hingeben können.

„Für das Kneippen interessieren sich doch eher ältere Leute“, gibt Ehrmeier unumwunden zu. Dabei könnten auch Jüngere von den teils seltsam anmutenden, aber in den Augen seiner Anhänger bewährten Lehre des 1821 in Oberschwaben geborenen Pfarrers Sebastian Kneipp profitieren. „Aber die jungen Menschen machen lieber Sport im Fitnessstudio, fahren in den Urlaub und sind beruflich eingebunden. Die Älteren haben Zeit, wollen etwas Gutes für ihren Körper tun und suchen vor allem die Aktivitäten mit anderen in der Gruppe“, erklärt Ehrmeier.

Dennoch zählt der Verein rund 200 Mitglieder und ist damit einer der größten in der Hornisgrindestadt. Die Mitglieder sind nicht nur regelmäßig beim „Wassertreten“ im Acherner Kneippbecken anzutreffen, sie praktizieren auch gemeinsam Qi-Gong oder unternehmen Ausflüge. So zum Beispiel in das bayerische Wörishofen, wo Kneipp zu Lebzeiten in einem Kloster praktizierte und seine Patienten empfing.

Die fünf Säulen des Kneippens

Die Praxis das Kneippens basiert auf fünf Säulen: Der Bewegung – frei nach dem Motto: „Wer rastet, der rostet“. Der Ernährung. „Es geht vor allem darum vielseitig und viel Obst und Gemüse zu essen“, erklärt Ehrmeier. Der Lebensordnung, die auf Selbstzufriedenheit und einer gesunden Seele basiert, ohne die es nach Kneipp auch keinen gesunden Geist gibt. Der Nutzung von Heilpflanzen. Und nicht zuletzt der Anwendung von Wasser und Bädern, die die meisten mit dem Kneippen verbinden.

„Wasser ist die Tasse Kaffee der Naturheilkunde“, soll Kneipp einmal gesagt haben. Ein Großteil seiner Theorie baut auf der „erfrischenden Wirkung“ des Nass auf. Kneipp, der als Kind an Tuberkulose erkrankt sein soll, behauptete, sich selbst mit kalten Bädern in der Donau geheilt zu haben. Als Inspiration dafür sollen ihm Kühe gedient haben, die nach einem kurzen Bad im Wasser einen deutlich lebhafteren Eindruck gemacht hätten.

Der Körper muss vor dem Kneippen warm sein

Der Laie meint vielleicht, dass sich diese „Wasseranwendungen“ kaum von einem kurzen Sprung unter die kalten Dusche unterscheiden. Doch Ehrmeier erklärt die Feinheiten, die es beim Kneippen zu beachten gilt: „Wichtig ist, dass der Körper vorher warm ist“, stellt die Vereinsvorsitzende klar.

Wer sich zum Beispiel in der heimischen Dusche einen „Schenkelguss“ gönnen wolle, müsse den kalten Wasserstrahl zuerst auf die äußere Flanke des Fußes lenken. Dann geht es das Bein und den Oberschenkel auf der Außenseite hinauf und auf der Innenseite wieder herunter. Mehrmalige Anwendungen sind möglich. „Hier geht es darum, dass man zuerst die Bereiche abkühlt, die sich besonders weit vom Herz entfernt befinden. Auch das steile Eintauchen der Füße beim Wassertreten – der sogenannte Storchengang – folgt diesem Prinzip“, erklärt Ehrmeier. Ebenso wichtig sei es, nach der Behandlung wieder für Wärme zu sorgen – etwa mit warmen Socken.

Armbad ist ausgleichend

Eine weitere Anwendung, die jeder leicht nachmachen kann, ist das „Armbad“, das ausgleichend und anregend zugleich wirken soll. Hier gilt es, die Unterarme gleichzeitig für etwa 30 Sekunden in kaltes Wasser zu tauchen und dabei die Hände zusammen zu halten. „Das sollte allerdings nie gleichzeitig mit einem Schenkelguss oder dem Wassertreten geschehen, sondern erst zwei Stunden später, um den Kreislauf nicht unnötig zu belasten“, empfiehlt Ehrmeier.

Insbesondere während der heißen Sommertage erscheint das Kneippen besonders reizvoll. Ehrmeier selbst nutzt die Techniken in der Nacht, wenn sie wegen der Hitze nicht gut schlafen kann. „Nach einem kalten Schenkelguss fühlen sich die vorher sehr warmen Füße wieder gut an und ich schlafe sehr schnell ein“, berichtet die 78-Jährige, die großen Wert darauf legt, dass das Kneippen bei gesundheitlichen Problemen nicht den Gang zum Arzt ersetzt.

Wer sich einmal direkt beim Kneippverein über das Kneippen oder Veranstaltungen informieren möchte, wird auf der Homepage www.kneipp-verein-achern.de fündig.

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