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Wärmeplanung

Wie Achern bis 2040 klimaneutral werden will

Alle Gebäude CO2-neutral mit Wärme versorgen, das ist das Ziel auch für die Stadt Achern. Wie das funktionieren soll, steht in der Wärmeplanung, die jetzt vorgestellt wurde.

Hand an digitalem Heizungsregler
Klimaneutral mit Wärme versorgt sein: Das ist das Ziel für alle Gebäude in Achern bis zum Jahr 2040. Foto: Jens Büttner/dpa

Bis 2040 sollen alle Gebäude in Achern klimaneutral mit Wärme versorgt werden. Die ersten konkreten Hausaufgaben dafür hat sich die Stadt jetzt selbst gegeben. Bis zum Ende dieses Jahres müssen die Wärmeplanungen der größten Kommunen in Baden-Württemberg stehen. Der Acherner Entwurf dafür wurde am Montag vor dem Bau- und Umweltausschuss präsentiert. Wo steht die Stadt in Sachen Energie, wo kann gespart werden? Schon jetzt ist deutlich: Es wird nicht einfach.

Ein erstes Ergebnis des Entwurfs, den die Badenova Netze GmbH erarbeitet hat, ist ein grober Überblick darüber, wo in der Kernstadt und in den Stadtteilen zentrale Wärmenetze möglich wären und wo Häuser besser mit einzelnen eigenen Heizungen versorgt wären.

So gibt es in fast allen Orten einen mehr oder weniger kleinen Bereich, der für ein Wärmenetz infrage kommt – lediglich in Sasbachried nicht, was unter anderem an der dort zu lockeren Bebauung liege. Das schreibt die Badenova in ihrem 140 Seiten starken Papier.

Zentrales Wärmenetz für Wagshurst wird geprüft

Potenzial gibt es insbesondere in Wagshurst, wo das Fachbüro ebök aus Tübingen vorab schon einmal genauer hingeschaut hat. Dort erzeugen zwei Bauernhöfe Biogas und gewinnen daraus Strom und Wärme. Weil der Großteil davon nicht direkt dort genutzt werden kann, könnte die Wärme künftig in den Ort fließen. Dafür müssten zwei neue Blockheizkraftwerke errichtet werden, am südlichen Ende der Hanauer Straße zum Beispiel. „Das hätte das Potenzial, den gesamten Ort zu versorgen“, sagte Holger Zimmermann von ebök.

Das Wärmenetz entstünde im Ortskern entlang der Wagshurster Hauptstraße, könnte aber erweitert werden. Große Abnehmer wären die Maiwaldschule, eventuell auch Ortsverwaltung, Kirche und Pfarramt. Für die konkretere Planung ist eine Machbarkeitsstudie nötig. Dieser gab der Ausschuss am Montag seine Zustimmung. Bisher gibt es in Achern ein einziges kleines Wärmenetz in der Robert-Schuman-Straße nahe der Illenau.

Neben dem Wagshurster Wärmenetz hat sich die Stadt weitere Aufgaben auf die Prioritätenliste geschrieben. Mindestens fünf Maßnahmen aus dem Wärmeplan müssen die Kommunen nämlich in den nächsten fünf Jahren bereits umsetzen. Auf der Liste steht unter anderem eine Machbarkeitsstudie über den Aufbau einer zentralen Wärmeversorgung in der Kernstadt.

Um weiter Energie zu sparen, will die Stadt außerdem ihre kommunalen Gebäude sanieren und gleichzeitig die Acherner informieren, was die Sanierung von deren eigenen Häusern angeht, zum Einsatz von Wärmepumpen etwa. „Bei den Bürgern sollte ein Verständnis geschaffen werden, was Energie ist und wie mit ihr nachhaltig umgegangen werden kann“, schreibt die Badenova dazu.

Der Wärmebedarf muss sinken.
Nina Weiß
Badenova Netze GmbH

„Der Wärmebedarf muss sinken“, sagte dazu Nina Weiß, die den Entwurf vorstellte, über die bestehenden Gebäude und wies zudem auf das Thema Neubauten hin: „Alles, was dazu gebaut wird, sollte außerdem schon klimaneutral sein.“

Zuletzt – die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2019 – wurden in Achern 243.784 Megawattstunden an Energie für Wärme verbraucht. Private Haushalte machten dabei mit 66 Prozent den größten Anteil aus, dazu kamen Gewerbe- und Industriebetriebe mit 30 Prozent, während der Anteil der Stadt bei vier Prozent lag.

Gedeckt wurde der Bedarf dabei zu 79 Prozent durch Heizöl und Erdgas, zu sieben Prozent durch andere fossile Energieträger wie Kohle oder Flüssiggas und zu 14 Prozent durch erneuerbare Energiequellen wie Holz, Solarthermie und Umweltwärme, das heißt mit Erd- und Luftwärmepumpen.

Dadurch kam in Achern 2019 ein Treibhausgas-Ausstoß von 62.161 Tonnen CO2 zustande. Die städtischen Liegenschaften trugen dazu 2.199 Tonnen CO2 bei.

Es braucht auch die Bevölkerung.
Klaus Muttach
Acherner Oberbürgermeister

Die „Wärmewende“ bis 2040 werde die Stadt nicht allein stemmen können, sagte Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU). „Da braucht es auch die Bevölkerung.“

Dass die Wärmeplanung allerdings bis zum Jahresende 2023 stehen und beschlossen sein wird, werde knapp, sagte Bürgermeister Dietmar Stiefel (parteilos). „Wir wären nicht die einzige Stadt, die das nicht schaffen würde.“ Man bemühe sich, werde sich aber nicht unter Zeitdruck setzen. Der Ausschuss sprach sich jetzt einstimmig für den nächsten Schritt, die Offenlage des Entwurfs, aus.

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