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Planer stellen ihren Entwurf vor

Wie eine gut geölte Maschine: Das neue Acherner Krankenhaus wird auf Effizienz getrimmt

Gesprochen wurde über das Krankenhaus, gemeint war wohl die Nordtangente: Die Kommunalpolitik in der nördlichen Ortenau muss zwei Riesen-Projekte miteinander verknüpfen. Eine knifflige Aufgabe.

Grafik eines Gebäudes
Hell und lichtdurchflutet: Aus dieser Perspektive sollen Besucher das neue Krankenhaus in Achern erleben. Die Arkaden rechts im Bild sollen nach den Vorstellungen der Planer auch ein geplantes Ärztehaus anbinden. Foto: gmp international GmbH

10.000 Quadratmeter Grundfläche über vier Stockwerke, 234 Betten, sechs Operationssäle. Die Pläne für das neue Acherner Krankenhaus materialisieren sich langsam aus dem Nebel der groben Vorplanung.

Die Gemeinderäte aus Achern und Sasbach erlebten diesen Moment am Montagabend mit, als Christoph Beuting vom Generalplaner gmp aus Aachen und Klinik-Geschäftsführer Christian Keller im angesichts der Corona-Lage bedenklichen vollen Bürgersaal des Acherner Rathauses die aktuellen Entwurfspläne für den Klinikneubau präsentierten.

Hell, freundlich und effizient wie eine gut geölte Maschine – so stellten sie das neue Klinikum vor. Man konnte sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass es an diesem Montag um etwas ganz Anderes ging.

Um Werbung für die Nordtangente nämlich, die nach der grundsätzlichen Einigung zwischen der Stadt Achern, der Gemeinde Sasbach und dem Landratsamt jetzt die beiden Gemeinderäte passieren muss.

Nordtangente ist ein Knackpunkt für den Klinikbau

Ein Nein zu dieser neuen Straße könnte gewaltig Sand ins Getriebe bringen. „Die baurechtliche Genehmigungsfähigkeit des Klinikums entscheidet sich an dieser Erschließung“, so Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU) dazu. Und der Sasbacher Bürgermeister Gregor Bühler (CDU) sekundierte: „Durch das Klinikum werden viele Dinge erst ermöglicht.“

Warum ein neues Krankenhaus? Schnittbilder der vier Stockwerke zeigten erstmals nachvollziehbar, warum die 1913 gebaute und seither immer wieder erweiterte Acherner Klinik mit einem auf dem Reißbrett neu gezeichneten Haus nicht mithalten kann.

Nicht bei den Kosten, nicht beim Personalaufwand und auch nicht beim Komfort für die Patienten, denen unnötige Wartezeiten und lange Wege in einem immer ambulanter werdenden Medizinbetrieb durch eine geschickte Anordnung von Räumen und Funktionsbereichen erspart bleiben sollen.

Durch das Klinikum werden viele Dinge erst ermöglicht.
Gregor Bühler, Bürgermeister

„Mit jeder Erweiterung wird ein Krankenhaus schlechter“, so Christoph Beuting. Deshalb habe man das Gebäude modular geplant, so dass es ohne unnötige Kosten und komplizierte Wege mit dem Bedarf wachsen oder schrumpfen kann. Dass Letzteres auch Thema ist, dafür sorgen Corona und der Trend zu immer mehr ambulanten Operationen.

Um rund 20 Prozent seien die Patientenzahlen seit 2020 zurückgegangen, sagt Christian Keller, der deutlich machte: Die jetzt geplanten 234 Betten für Achern sind nicht in Stein gemeißelt. Das Ortenau Klinikum hatte mit all seinen Standorten nach den schmerzhaften Kürzungen der 80er und 90er Jahre noch 1.605 Planbetten; nach der Agenda 2030 werden es zwischen 1.269 und 1.459 sein – je nach Rechenmodell. Oder auch weniger: „Wir müssen sehen, wie sich die Dinge entwickeln“, so Keller, der an diesem Tag jedenfalls keine ausdrückliche Garantie gab, dass es bei den 234 Betten in Achern bleiben wird.

Effizienz stand bei der Planung im Vordergrund. In rund 60 Sitzungen habe man sich mit dem Klinikum abgestimmt, auch die Anregungen der Beschäftigten aufgenommen. „Wenn man sich die Grundrisse ansieht, dann erkennt man, wie viel Gehirnschmalz darin steckt“, sagt Christoph Beuting.

Stationen sind identisch aufgebaut und sollen so Arbeit erleichtern

So sind alle Stationen nach demselben Muster aufgebaut. Wer an einer eingewiesen wurde, kann auch an den anderen arbeiten. Die OP-Säle beispielsweise sind so groß, dass auch hier neue Technik ohne große Umstände noch Platz findet, und selbst der Außenbereich ist so geplant, dass medizinische Großgeräte auf direktem Wege angeliefert und eingebaut werden können – selbst wenn man dafür eine Wand aufbrechen muss. Das sei, so Beuting, Usus an allen Kliniken und billiger als eine entsprechend große, strahlengeschützte Tür.

Orthopädie kommt aus Kehl

Das Medizinkonzept birgt keine Überraschungen: „Es wird im Wesentlichen das geboten, was es bisher in Achern auch schon gibt“, sagt Christian Keller. Mit zwei Ausnahmen: Es wird eine Fachklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, bislang in Kehl, eingerichtet, die auch den Planungen im Nachbarkreis Rechnung trägt: „Wir werden im Zuge dessen, dass das Klinikum Mittelbaden nach Norden rückt, selbstverständlich auch das Notfallgeschäft abdecken“, so Keller. Zudem sei die Einrichtung einer geriatrischen Abteilung geplant.

Mit jeder Erweiterung wird ein Krankenhaus schlechter.
Christoph Beuting, Generalplaner

Wie das Personalwohnheim auch, erscheint das geplante Ärztehaus auf den am Montag gezeigten Animationen bisher nur als Schattenriss. Hier werden möglicherweise andere planen, der Kreis will eine Positiv- und Negativliste der dort anzusiedelnden Fachrichtungen vorlegen und dann an einen privaten Investor übergeben.

Die Wahl des Standorts biete auch die Chance, eine neue Rettungswache anzusiedeln, die über die Nordtangente schnell und problemlos erreichbar ist, so Oberbürgermeister Muttach. Er verwies auf die Pläne in Mittelbaden, die die Entscheidung für einen Neubau in Achern um so mehr rechtfertige.

Dass es diesen überhaupt gebe, dafür seien 2006 die Weichen gestellt worden, als der Kreistag die Überführung des Klinikums in eine GmbH „mit hauchdünner Mehrheit“ ablehnte. Wäre die Entscheidung damals anders gefallen, „dann wäre der Standort Achern heute zur Schließung bestimmt“.

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