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Bedrohte Tierart

Wildkatze bei Rheinau-Helmlingen entdeckt

Durch die Rheinauen bei Helmlingen streift eine Wildkatze. Zweimal fotografierte eine Wildtierkamera in diesem Jahr das seltene und scheue Geschöpf. Ihr Revier sei wegen einer möglichen Erweiterung des Petersees bei Freistett bedroht, fürchtet Naturschützer Uwe Wagner aus Helmlingen.

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Ertappt: Eine Wildkatze in den Rheinauen bei Helmlingen. Foto: BNN

26. November, sieben Minuten nach Mitternacht: Die Fotofalle löst erneut aus. Wagner und sein Kollege Klaus Burkart aus Lichtenau ertappten das Tier. Es ist bereits der zweite Schnappschuss. Im vergangenen Frühjahr gelang den Naturschützern erstmals ein Bild der Wildkatze. Sie ist, so Wagner, „eine der seltensten einheimischen Säugetierarten und durch internationale Abkommen wie der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen und der Berner Konvention streng geschützt“. Die Rote Liste Deutschlands stuft die Wildkatze als gefährdet ein.

Seit 1912 ausgerottet

Seit 1912 galt sie in Baden-Württemberg als ausgerottet, bis 2006 erstmals wieder Exemplare der seltenen Tierart gesichtet wurde. „Seither hat sie sich immer weiter ausgebreitet“, weiß Wagner. Wildkatzen leben flächendeckend entlang des Rheins. Weitere vereinzelte Vorkommen befinden sich im Naturpark Stromberg-Heuchelberg, im Bereich der Ostalb und an der oberen Donau.

Bundesweit bis zu 10.000 Wildkatzen

In der Ortenau sind Wildkatzen seit etwa neun Jahren wieder heimisch und leben dort in den Rheinauen. Dabei soll es sich um keine große Population handeln. Wie viele Wildkatzen tatsächlich im Ortenaukreis leben, ist nicht bekannt. Das Seckenberg-Institut schätzt den Gesamtbestand der Wildkatze in Deutschland auf 5.000 bis 10.000 Tiere.

Wildkatze wegen Baggersee-Erweiterung in Gefahr?

„Hauptgefährdungsursachen sind Lebensraum zerstörende oder isolierende Maßnahmen durch Forst- und Landwirtschaft und der Ausbau von Verkehrswegen sowie der Kiesabbau“, betont Uwe Wagner. Derzeit entscheidet das Landratsamt über den Antrag des Kieswerks Peter auf wasserrechtliche Zulassung für die Erweiterung der Abbaufläche um 13,6 Hektar Waldfläche im Südosten des Petersees. Hierbei handelt es sich um das Revier der Wildkatze, warnt Wagner.

Landratsamt prüft Auswirkungen auf Wildkatzen-Revier

Der stellvertretende Leiter des Amtes des Umweltschutzes, Erik Zeeb, erklärt auf Anfrage dieser Zeitung, dass seine Behörde das Vorkommen der Wildkatze am Petersee und die Auswirkungen des Vorhabens der See-Erweiterung prüft. Allgemeine Programme des Landratsamts zum Schutz der Wildkatze gebe es nicht. Mehr könne die Behörde aufgrund des laufenden Verfahrens derzeit nicht mitteilen. „Eine solch lebensraumzerstörende Maßnahme steht nicht in Einklang mit dem Schutzstatus der Wildkatze“, ist Wagner überzeugt. Gespannt wartet er, wie das Landratsamt in dieser Angelegenheit entscheidet.

Nachtaktiv und sehr scheu

Die Wildkatze ist nachtaktiv. „Menschen bekommen sie kaum zu Gesicht“, erklärt Wagner. Sie gleicht einer Hauskatze, ist jedoch deutlich kräftiger. Ihr Merkmal: Dreierriegelung am Schwanz, ein schwarzer, durchgehender Strich auf dem Rücken und ein rosafarbener Nasenspiegel. Das Tier bewohnt große zusammenhängende Wälder und abwechslungsreiche Wald-Feld-Gebiete. Zudem sonnt sich die Wildkatze gerne an Felsen, aber auch an Baumstümpfen. Unterschlupf findet sie unter Felsen, Wurzeltellern, Baumhöhlen, in Dachs- und Fuchsbauten sowie in Reisighaufen.

Fische und Kaninchen zählen zu ihrer Beute

Waldarme Kulturlandschaften meidet sie ebenso wie Gebiete, die lange von einer geschlossenen Schneedecke bedeckt sind. Die Reviere der Fleischfresserin sind zwischen 100 und 3.000 Hektar groß. Wühlmäuse zählen zu ihrer Hauptbeute, die sie in Waldrändern und Säumen, in Waldwiesen sowie in totholzreichen alten Wäldern findet. Daneben ernährt sie sich vor allem von Vögeln, Fischen und Reptilien – selten auch von Kaninchen und größeren Beutetieren.

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