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Insolvenz

Endgültiges Aus für das Hahn-und-Henne-Geschirr aus dem Schwarzwald

Schlechte Nachrichten für Liebhaber des Kultgeschirrs Hahn und Henne aus dem Schwarzwald: Die Zeller Keramik ist erneut insolvent.

Geschirr Hahn und Henne.
Hahn und Henne: Das Kultgeschirr ist der Verkaufsschlager aus Zell am Harmersbach. Foto: Zeller Keramik

Die gelblichgrünen Tassen mit Hahn und Henne darauf kennt eigentlich jeder. Wer sie nicht in seinem Geschirrschrank hat, der hat zumindest das markante Dekor vor dem inneren Auge. Doch damit dürfte es bald vorbei sein.

Denn in Zell am Harmersbach kämpft die Zeller Keramik seit Jahren ums Überleben. Ein Kampf, der vor allem von Rückschlägen gezeichnet ist. Jetzt folgt das nächste, vermutlich letzte, Kapitel.

Zeller Keramik muss sich dem Markt geschlagen geben

Seit mehr als 110 Jahren gibt es das Motiv. Es ist ein Klassiker. Doch Produktion und Verkauf sind zu Ende. Wie andere namhafte Geschirrhersteller auch – die Marke Rosenthal ist das vielleicht bekannteste Beispiel dafür – musste sich die Zeller Keramik dem Markt geschlagen geben. Die Rosenthal AG meldete im Jahr 2009 Insolvenz an, wurde jedoch von der italienischen Arcturus Gruppe erworben und somit gerettet. 

Bei der Zeller Keramik gab es hausgemachte Fehler

Geschirr ist offenbar nicht mehr so richtig gefragt. Dazu gab es wohl auch hausgemachte Fehler, wie jetzt in einem Pressegespräch deutlich wurde, zu dem Insolvenzverwalter Martin Mildenberger gemeinsam mit Zells Bürgermeister Günter Pfundstein eingeladen hatte.

Wie es mit dem Firmengelände in Zell am Harmersbach weitergeht

Für Zell geht es nicht nur um die Marke, um Hahn und Henne und die anderen, weniger bekannten Produkte der Zeller Keramik. Sondern es geht auch um das zentral gelegene Firmengelände, an dem das Auf und Ab der Manufaktur gut ablesbar ist.

Bürgermeister Günter Pfundstein sagt gegenüber den BNN, es sei sehr bedauerlich, dass die Geschichte des ältesten Zeller Unternehmens mit einer bis 1794 zurückreichenden Firmentradition ende. Das Gelände gehört inzwischen der Stadt.

Der Bürgermeister will das Insolvenzverfahren auch als Chance verstanden wissen. Pfundstein und der Zeller Gemeinderat sehen Entwicklungschancen für die Stadt auf dem Firmenareal.

Der Niedergang des Unternehmens hat sich lang hingezogen. 2007 war die Zeller Keramik erstmals insolvent. Damals übernahm ein Unternehmen aus Freiburg den Betrieb. Die hohen Energiekosten hätten nun in die neuerliche Insolvenz geführt.

Insolvenzverwalter Martin Mildenberger spricht von Versäumnissen

Insolvenzverwalter Martin Mildenberger widerspricht nicht, sieht aber auf Nachfrage dieser Redaktion auch Versäumnisse. Auf die Frage, welche Geschäftssituation er in den Büchern der Zeller Keramik nach dem Insolvenzantrag im September 2023 und seiner Bestellung zum Insolvenzverwalter vorgefunden habe, sagt er mit vielsagendem Blick: „Wir haben keine Bücher vorgefunden“.

Zuletzt hatte die Zeller Keramik mit dem Karlsruher Genesis-Projekt einen respektablen Auftrag an Land gezogen. Künstler Markus Lüpertz hatte 14 Keramikreliefs für unterirdische Stationen des Karlsruher Straßenbahnnetzes entworfen, produziert wurden sie bei der Zeller Keramik.

Stadt hat auch die Rechte an der Marke Zeller Keramik erworben

Mildenberger sieht das Projekt im Nachhinein kritisch. Es hätte Ressourcen in Anspruch genommen, die der Produktion gefehlt hätten. Auch Günter Pfundstein erklärt, dass durchaus vorhandene größere Aufträge nicht hätten bedient werden können.

Die Stadt hat nun nach dem Grundstück auch die Rechte an der Marke Zeller Keramik erworben. Was sie damit anfangen wird, ist noch offen. Auch eine Schauproduktion wäre vorstellbar, heißt es.

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