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Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Im Ortenaukreis hängt jeder siebte Arbeitsplatz am Tourismus

Im Ortenaukreis zeigt nach zwei Pandemie-Jahren die Tourismus-Trendkurve wieder nach oben. Die Anstrengungen, Gäste zu locken, sind groß. Doch es gibt Probleme.

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Die weißen Gespenster auf den Schildern werden die Wanderer weiterhin auf dem Ortenauer Sagenrundweg „Bosenstein“ begleiten. Es ist einer von 32, die viel Resonanz finden. Foto: Roland Spether

Nach der zweijährigen Durststrecke während der Corona-Pandemie geht es im Ortenaukreis auch in Sachen Tourismus wieder richtig rund. Die Trendkurve zeigt nach oben und 2022 zählten die 522 Beherbergungsbetriebe mit ihren gut 33.000 Betten 4,18 Millionen Übernachtungen. Das sei gegenüber 2021 ein Zuwachs von 45 Prozent, so Sandra Bequier. 

Die Tourismusbeauftragte des Landratsamts Ortenaukreis verkündete die frohe Botschaft im Kultur- und Bildungsausschuss zusammen mit ihrer Kollegin Josefa Biegert. Die Genusswelt der Alde Gott Winzer im Ferienort Sasbachwalden mit dem Blick über Reben und Schwarzwald war dafür der ideale Veranstaltungsort.

Die Gästeankünfte summierten sich 2022 auf 1,93 Millionen. Das bedeutet ein Plus von 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Somit bleibt der Tourismus im Ortenaukreis ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Jeder siebte Arbeitsplatz hängt an dieser Branche. Der Fremdenverkehr, wie er früher gern bezeichnet wurde, bringt 20 Millionen Tagesgäste und eine Gesamtwertschöpfung von 605 Millionen Euro. Diese Zahlen gehen aus einer Studie des Deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (DWIF) aus dem Jahr 2018 hervor. Doch ganz ungetrübt ist die Bilanz nicht.

Gäste bleiben im Schnitt nur noch 2,2 Tage

Dem Allgemeintrend folgend, verkürzt sich die Aufenthaltsdauer der Gäste im Ortenaukreis immer mehr. Aktuell sind es laut der Tourismus-Experten aus dem Landratsamt 2,2 Tage. Ein geändertes Freizeitverhalten spielt da vor allem mit hinein, ebenso hat der Quotenbringer Europa-Park Rust seine Auswirkungen auf die Statistik. Denn dort kommt die Mehrzahl der Besucher für einen Tag. Wer länger bleibt, tut dies in der Regel ein oder maximal zwei Nächte. Zudem ist es so, dass in der Statistik zum Beispiel nicht alle Ferienwohnungen erfasst werden.

Was machen wir, dass die Leute länger bleiben?
Siegfried Eckert, Bürgermeister Gutach

Angesichts der allgemeinen Entwicklung stellt sich den Touristikern wie allen Leistungsanbietern die große Frage, kann man diesem Trend entgegenwirken und wenn ja, wie? Siegfried Eckert, Ausschussmitglied und Bürgermeister (CDU) der Freilichtmuseums-Gemeinde Gutach hatte just die Frage gestellt: „Was machen wir, dass die Leute länger bleiben?“ Es bleibe letztlich die Hoffnung auf ein Umdenken beim Reiseverhalten, so Sandra Bequier. Denn wenn die Pandemie einen Vorteil hatte, war es der, dass die Deutschen wieder ihr eigenes Land entdecken.

Ob sich dadurch gleich eine längere Verweildauer entwickelt, angesichts der vor allem in den sozialen Netzwerken propagierten Mikroabenteuer – ein Wochenende Mountainbiken im Schwarzwald und das nächste Schlemmen in der Rhön –, ist natürlich fraglich. 

Dass Gastro wie Beherbergungsbetriebe über den Fachkräftemangel stöhnen, ist nicht neu, aber ebenso ein Problem. An Ideen, Gäste zu locken, mangelt es in der derweil im Ortenaukreis nicht. Und auch nicht an Anstrengungen, das Angebot zu vermarkten. Die Schwarzwald Tourismus GmbH ist da ein Instrument. Der Kreis ist dort im Aufsichtsrat wie im Marketingausschuss vertreten. Da das Handy und damit das Internet heute allgegenwärtig ist, schlägt sich das natürlich nieder.

Schwarzwaldmarie hilft als digitale Reisebegleiterin

Die digitale Reisebegleiterin Frag’ Schwarzwaldmarie hilft bei der Auswahl von Touren, Gastro und mehr. Demnächst soll es sogar Sneakers (sportlicher Segeltuchschuh) im Schwarzwaldstil geben. Weiter Bestand hat die Kooperation mit dem Kuckuck-Genuss-Award. Ebenso beteiligen sich Kreis und Kommunen wieder am „Stadtradeln“. Bei der Klimaschutz-Aktoin steht der Kreis deutschlandweit aktuell auf Platz 15, sprich ziemlich weit vorn.

Vollendet ist seit 2022 ein neues Glanzlicht: die Ortenauer Sagenrundwege. 32 Rundtouren ergänzen dabei die bestehenden Wanderwege und führen zu den Schauplätzen ortsbekannter Sagen und Mythen. Die Abrechung der Kosten erfolgt im Jahr 2023. Die Texte stammen übrigens vom SPD-Kreisrat, Autor und Sagenexperte Willi Keller. Wie die Bequier und Biegert erläuterten, werden die Sagenrundwege „sehr gut angenommen“. 

Und was wäre die Ortenau ohne ihre Burgen: ob Neuwindeck bei Lauf, Brigittenschloss bei Sasbachwalden, ob Hohengeroldseck bei Seelbach oder die Schauenburg bei Oberkirch. Der Ortenaukreis hat einiges zu bieten und beteiligt sich wieder an der grenzüberschreitenden Veranstaltungsreihe zum Erbe der Schlösser und Burgen entlang des Rheins. Von 2023 bis 2025 ist die Geschichte sogar ein Interreg-Projekt. Damit steht es innerhalb des Europäischen Gemeinschaftsfonds zur Förderung der europäischen Kooperation. 

Donnerstags in der Ortenau erlebt die 13. Auflage

Heute ist es eine Veranstaltung mit großer Reichweite. Das war nicht immer so, erinnerte Landrat Frank Scherer (parteilos). „Wir haben mit drei Burgen angefangen, darunter die Neuwindeck in Lauf.“ Es sei ein schönes Beispiel, „wie sich aus kleinen Anfängen etwas Großes entwickeln kann“. Ebenfalls seinen festen Platz hat Donnerstags in der Ortenau (Dort). Es ist die 13. Auflage der kulturell-kulinarischen Veranstaltungsreihe. 

Was im Lastenheft als Daueraufgabe bleibt: die Online-Kommunikation. Da steht die Weiterentwicklung der Tourismus-Webseite ebenso an wie die Optimierung und Vernetzung der touristischen Daten, themenspezifische Kampagnen zur Stärkung der Ferienregion und die Publikation authentischer Beiträge mit Inhalten der Kommune. Trend-Ideen gibt es ebenfalls. So soll es in Kooperation mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord Touren für Gravelbikes (geländegängige Rennräder) geben. Erfreulich, dass da die Mehrheit der Menschen in der Ortenau hinter dem Tourismus steht, wie eine Umfrage ergab. 

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