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Zu Gast in Kappelrodeck

Palästinenserin über Konflikt mit Israel: der Teufelskreis von Hass, Rache und Vergeltung

Faten Mukarker war zu Gast im Weltladen Kappelrodeck und in der Pfarrei St. Nikolaus. Sie versucht, die Spirale der Gewalt zu erklären, die zum aktuellen Konflikt geführt hat.

Palästinenserin Faten Mukarker im Weltladen Kappelrodeck und in der Pfarrei St. Nikolaus
Extremes Denken auf beiden Seiten des Konflikts müsse aufhören, sagt Faten Mukarker, hier zusammen mit Thea Schmidt im Weltladen, in dem auch Kunsthandwerk aus Bethlehem angeboten wird.  Foto: Roland Spether

Familien in Bethlehem fertigten aus Olivenholz Figuren der „Heiligen Familie“, Kamele und Esel, die mit zum Sortiment des Weltladens „Lichtblick“ gehören und die über die palästinensische Friedensaktivistin Faten Mukarker nach Kappelrodeck kamen.

Mit dem Verkauf unterstützt das Weltladen-Team um Thea Schmidt Familien in Bethlehem, wo Faten Mukarker mit ihrer Familie nur wenige Minuten von der „Krippe Jesu“ entfernt lebt.

In normalen Zeiten kommen tausende Touristen nach Bethlehem, als Reiseleiterin führt die griechisch-orthodoxe Christin gerne die Gäste durch ihre Heimatstadt im Westjordanland und kocht für sie arabische Spezialitäten. Doch durch den Gaza-Krieg änderte sich alles, die Touristen blieben aus, die Menschen hätten keine Arbeit und wüssten nicht, was noch alles komme, berichtet Mukarker in Kappelrodeck.

Ich war fassungslos, dass Menschen zu so etwas fähig sind.
Faten Mukarker
Palästinenserin

„Ich war fassungslos, dass Menschen zu so etwas fähig sind“, so ihre Reaktion auf den Überfall der Terror-Organisation Hamas am 7. Oktober 2023. Aus Erfahrung war ihr klar, dass es eine Vergeltung geben werde, so Faten Mukarker, die auf Einladung des Weltladens und des Bildungswerks sprach.

Palästinensische Friedensaktivistin zu Gast in Kappelrodeck: Rote Linien wurden überschritten

„Wir leben seit Jahrzehnten in einem Teufelskreis von Hass, Rache und Vergeltung, das ist nichts Neues.“ Was dann nach dem furchtbaren Überfall der Hamas mit vielen ermordeten Zivilisten geschah und wie Israel reagierte, konnte niemand erwarten.

„Israel hat mit der Gewalt in Gaza die rote Linie überschritten“, so Faten Mukarker mit Blick auf den Tod vieler Kinder und Zivilisten. „Ganz sicher“ habe aber auch die Hamas die „rote Linie“ überschritten, etwas Unvorstellbares getan und Unschuldige ermordet.

Viele hätten damit gerechnet, dass es nicht gut gehen würde, wenn Menschen über Jahrzehnte hinweg wie im Gaza-Streifen „abgeriegelt“ werden, Entbehrungen erleiden müssen und nicht in Freiheit leben können. „Für mich war klar, dass hier keine Engel aufwachsen. Die jungen Leute sehen doch über die sozialen Medien, wie draußen die Welt tickt“.

Deshalb war damit zu rechnen, dass in Gaza über die Jahre Menschen „heranwachsen“ und zu Gewalt bereit seien, weil sie nichts zu verlieren hätten. Der aktuelle Konflikt sei der fünfte Krieg in Gaza in den letzten 20 Jahren. „Die Kriege wurden begonnen und beendet und niemand in der Welt kümmerte sich darum, wie eine Lösung aussehen könnte.“

„Extremes Denken auf beiden Seiten“ sei ein wesentlicher Grund, weshalb der Israel-Palästina-Konflikt in 70 Jahren nicht gelöst wurde. „Dieses extreme Denken ist wie eine Schablone, jeder will dieses kleine Land für sich alleine haben und das geht nicht.“ Keiner könne sich in Luft auflösen und deshalb müsse ein Weg gefunden werden, wie Menschen in Israel und in Palästina friedlich leben können.

Wie hoch ist der Preis für den Frieden?

„Es gibt auf beiden Seiten Menschen, die bereit sind, für den Frieden einen Preis zu zahlen.“ Es gebe aber auch Menschen, die nicht einmal eine „Prise Land“ für den Frieden hergeben würden. Ob dieses extreme Denken jemals aufhöre, wann der Krieg ende und wie es weitergehe, sei völlig offen.

Vielleicht brauche es eine „Drei-Staaten-Lösung“. Alle extremen Palästinenser in einen Staat, alle extremen Juden in einen anderen und alle, die friedlich miteinander zusammenleben wollen, in einen dritten Staat. Doch Faten Mukarker stellte schnell klar: „Das ist eine Utopie“.

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