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„Kindheitstraum geht in Erfüllung“

Stefanie Bäuerle aus Kappelrodeck ist die neue Ortenauer Weinprinzessin

Mit dem Amt der Ortenauer Weinprinzessin geht für die 25-jährige Stefanie Bäuerle ein Traum in Erfüllung. Die Arbeit in den Reben hat sie schon sehr früh kennengelernt.

Stefanie Bäuerle hat nicht nur die Prüfung zum Wein-Guide abgelegt, sonder gibt auch Skikurse.
Stefanie Bäuerle hat nicht nur die Prüfung zum Wein-Guide abgelegt, sondern gibt auch Skikurse. Foto: Hubert Röderer

Der Applaus war groß, als um kurz vor 20 Uhr der Name der neuen Ortenauer Weinprinzessin bekanntgegeben wurde. Unter dem großen weißen Zeltdach auf dem Marktplatz in Offenburg wurde am ersten Tag des traditionsreichen Weinfestes verkündet: Es ist Stefanie Bäuerle aus Kappelrodeck.

Auch wenn die Gemeinde zu einer der ganz großen Weinbauorte in der Region zählt: Offenbar hat seit 1976, als erstmals eine Ortenauer Weinprinzessin gekürt wurde, nur einmal zuvor eine junge Frau aus der großen Rotwein-Gemeinde die Krone getragen. Das war 1986 Martina Huber, geborene Schnurr.

Kappelrodeck hat keine eigenen Weinhoheiten

Ein Grund könnte sein, dass es in Kappelrodeck – im Gegensatz zu vielen kleineren Winzergemeinden – keine Ortshoheit gibt. Gerade in dieser ersten Stufe gewinnen junge Kandidatinnen häufig das nötige Selbstbewusstsein, um sich einem überörtlichen Wettbewerb und, im Falle einer Wahl, dem großen Rampenlicht zu stellen.

Stefanie Bäuerle, gerne Steffi genannt, wie sie sagt, stellte sich am Mittwoch in den Räumen der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg in Zell-Weierbach der Jury. Die 25-Jährige setzte sich gegen eine Mitbewerberin durch. Unter den Juroren war auch Julia Wolf aus Oberkirch, die als junges Mädchen in Waldulm zu Hause war.

Für mich ist natürlich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen.
Stefanie Bäuerle
Neue Ortenauer Weinprinzessin

Die Mutter von Matthias Wolf, seit gut einem Jahrzehnt Betriebsleiter des Weingutes Schloss Ortenberg, war zwar niemals Ortenauer Weinprinzessin – das Amt gab es seinerzeit noch nicht – dafür aber 1972/73 Badische Weinkönigin und im Folgejahr, vor exakt 50 Jahren, Deutsche Weinprinzessin.

„Für mich ist natürlich ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“, sagt Bäuerle. Bereits als junges Mädchen habe sie die Arbeit in den Reben kennengelernt. Einerseits, weil sie in eine Winzerfamilie hineingeboren wurde, die nach wie vor ein Hektar Reben im Nebenerwerb bewirtschaftet. Anderseits, da ihr Vater Martin als Kellermeister der Oberkircher Winzer einer der höchstdekorierten seines Faches ist.

Stefanie Bäuerle hat die Prüfung zum Wein-Guide abgelegt

In seinen vielen Berufsjahren hat er Medaillen und Trophäen gesammelt wie kaum ein anderer: Landes- und Bundesehrenpreise, Deutscher Rotweinpreis der Zeitschrift Vinum, Top-Plätze bei der Top-Ten-Prämierung des Weinparadieses Ortenau. Bäuerle ist seit mehr als 30 Jahren für die Genossenschaft tätig – seit deren Fusion mit der Weingenossenschaft Kappelrodeck sitzen auch seine „Kappler“ mit im Boot.

Auch Tochter Stefanie hat bereits per Prüfung zum Wein-Guide nachgewiesen, dass sie von der Weinkunde viel Ahnung hat. Diese Ausbildung sei die beste Basis für die Bewerbung gewesen. All dies zusammen habe sie motiviert, für die Ortenau zu kandidieren: „Die Motivation kam von innen heraus.“ Niemand habe sie zur Kandidatur gedrängt.

Auch sonst kann die 25-Jährige auf ein breites Bildungsspektrum verweisen. Einem dualen Bachelor-Studium in BWL Industrie an der Hochschule Karlsruhe ließ sie ein Masterstudium in Transport und Logistik folgen. Coronabedingt, sagt sie, sei es eher eine Art Fernstudium gewesen. Längst ist sie im Beruf tätig. Ihr Arbeitgeber habe gegenüber der Kandidatur keine Einwände erhoben.

Jetzt sei sie erst mal gespannt, was an Aufgaben auf sie zukommen. Sie wisse lediglich, dass sie den 2.700 Hektar großen badischen Anbaubereich Ortenau zwischen Baden-Baden und Gengenbach vertreten, auch für die touristischen Vorzüge der Region werben und mit ihrer Anwesenheit Weinfeste aufwerten soll.

Der Weinanbau hat in Kappelrodeck Tradition

Auf einer Fläche von 180 Hektar bewirtschaften in Kappelrodeck rund 80 Winzerfamilien die Weinberge der Lage „Hex vom Dasenstein“. Seit 1971 werden die Reben nach der berühmten Sage aus dem Jahre 1356 so benannt. Hauptsorte ist der Blaue Spätburgunder.

Doch der Lieblingswein der neuen Hoheit ist ein ganz anderer: der Viognier, in der Ortenau noch ein ziemlich unbekannter Tropfen. Dass Stefanie Bäuerle auch Ahnung von der Winzerei hat, bewies sie diese Woche: „Ich bin von der Wahl direkt in die Reben gegangen.“ Ein besonders Hobby ist das Skifahren: „Ich gebe auch Kurse.“

Vorgängerin Alisa Höll wird verabschiedet

Verabschiedet wurde am Freitagabend ihre Vorgängerin Alisa Höll. Die 25-Jährige aus Kappelwindeck war 2022 gewählt worden. Als Affentaler Weinkönigin hatte sie bereits viel Amtserfahrung mitgebracht. Die zwei Jahre davor war die Wahl zur Ortenauer Weinprinzessin wegen der Pandemie ausgefallen.

Höll wird auch die kommenden Monate ein Krönchen tragen, da sie im Frühjahr in Freiburg zur Badischen Weinprinzessin gewählt wurde. Das Ortenauer Weinfest geht an diesem Samstag weiter. Es dauert noch bis einschließlich Montag. Dabei wird auch viel musiziert: Man kann das Weinfest auch als großes Musikfest bezeichnen.

Wahlen zur Ortenauer Weinprinzessin gibt es seit 1976. In den vergangenen zehn Jahren wurden folgende junge Frauen gewählt: Lisa Männle aus Durbach (2013/14), Cornelia Gieringer aus Waldulm (2014/15), Eva Harter aus Nesselried (2015/16), Hanna Mußler aus Berghaupten (2016/17), Elena Batzler aus Oberkirch (2017/2018), Victoria Lorenz aus Sasbachwalden (2018/19), Nicole Kist aus Bühl-Neusatz (2019/20), und Alisa Höll, Kappelwindeck (2022/23).

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