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Turbulente Geschichte

Kapuzinerkloster Zell am Harmersbach besteht seit 100 Jahren

Das Kapuzinerkloster Zell am Harmersbach entstand nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. In der Zeit bis heute ist viel passiert. Wegen des Vorwurfs eines sexuellen Übergriffs wurde das Kloster-Internat 1936 sogar geschlossen.

Jubiläum: Das Kapuzinerkloster Zell a.H. feiert seine Gründung vor 100 Jahren.
Jubiläum: Das Kapuzinerkloster Zell a.H. feiert seine Gründung vor 100 Jahren. Foto: Karl-August Lehmann

Von Karl-August Lehmann

Seit einem Jahrhundert gehört das Kapuzinerkloster bei der Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten zum Harmersbachtal. Obwohl seit nahezu 400 Jahren Kapuziner aus Haslach und – nach der Auflösung des dortigen Kloster – aus Straßburg-Königshofen regelmäßig die Zeller Wallfahrer betreuten, führte erst das Ende des Ersten Weltkrieges zur Gründung des Klosters.

Der Waffenstillstand im November 1918 vertrieb die Kapuziner aus dem Elsass. Nur wenige Stunden vor ihrer Abdankung hatte die damalige badische Großherzogliche Regierung am 11.11.1918 mit einem der letzten Erlasse den Zuzug der Kapuziner unter anderem nach Zell a.H. genehmigt und ermöglichte nach dem in den „Kulturkampfgesetzen“ verhängten Verbot nunmehr die Wiedergründung von Klöstern in Baden.

Die Erzdiözese Freiburg und die Zeller Bevölkerung hießen die Kapuziner im November 1918 herzlich willkommen. Vorerst fanden sie eine vorübergehende Bleibe in Privatwohnungen, hatten aber nur kurze Zeit später mit dem Erwerb eines Grundstücks bei der Wallfahrtskirche auch die Voraussetzung für den Bau des Klostergebäudes geschaffen.

Vorwurf des sexuellen Übergriffs führt zur Schließung des Internats

Sachspenden und unentgeltliche Arbeit auf der Baustelle ermöglichten bereits 1921 den endgültigen Bezug der Klosterräume. Bis 1925 folgte die Fertigstellung der Räume für das Internat „Kloster- und Missionsschule St. Fidelis“. In den Klassen 5-7 (Sexta, Quinta, Quarta) wurden in den folgenden Jahren jeweils bis zu 55 Schülern überwiegend von Ordensleuten unterrichtet.

Schon vor der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten hatten die Kapuziner mit juristischen Anfeindungen zu kämpfen. Eine schwerwiegende Anschuldigung – der Vorwurf eines sexuellen Übergriffs wurde nie endgültig geklärt – führte im August 1936 zur Schließung des Internats.

Im Frühjahr 1945 erlaubte die französische Besatzungsmacht wieder den regulären Unterricht. Das Internat erreichte aber die Schülerzahlen der Vorkriegsjahre nicht mehr. Die Rückläufigkeit war nicht mehr aufzuhalten. Zum Schuljahresende 1976 wurde die Klosterschule aufgelöst.

Dem Konvent der Kapuziner oblag neben dem Unterricht die Betreuung der Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“. 1923 wurde ihm die Wallfahrtskirche als Ordenskirche überlassen. Damals zählte man an Hochfesten Tausende von Wallfahrern, die vor allem mit der 1904 eröffneten Harmersbachtal-Bahn nach Zell strömten.

Erste elektrische Installation im Jahr 1922

Das Jahr über kamen ständig größere Wallfahrer-Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung nach Zell. Mit Gottesdiensten, Beichthören und Predigten waren die Klosterleute hinreichend beschäftigt.

Die Kapuziner trugen damit auch die Verantwortung für die bauliche Unterhaltung der Wallfahrtskirche. In jedem Jahrzehnt waren größere Investitionen erforderlich. Von der ersten elektrischen Installation 1922 über den Einbau einer Heizung 1934 bis zu größeren Innenrenovationen und der Sanierung der Außenhaut mussten bis heute erhebliche finanzielle Mittel im oberen sechsstelligen Bereich aufgebracht werden.

Im Zeller Kapuzinerkloster werden als „Haus der Begegnung“ Tagungen, Kurse und Exerzitien angeboten. Zunehmend fanden die Patres neue Aufgaben in der Seelsorge des Harmersbachtals. Am Samstag, 3. Oktober erinnert das Kapuzinerkloster Zell a.H. mit einem Dankgottesdienst an die Gründung des Klosters vor 100 Jahren.

Am 3. Oktober kommt Weihbischof aus Freiburg

Zur kirchlichen Feier um 10 Uhr in der Wallfahrtskirche „Maria zu den Ketten“ wird außer dem Provinzial der Kapuziner Christophorus Goedereis auch Weihbischof Peter Birkhofer aus Freiburg erwartet. Gemeinsam mit den Kapuzinern zelebriert der Gast aus Freiburg den Gottesdienst und hält auch die Predigt.

Eine Abordnung der Unterharmersbacher Musikkapelle wird den Gottesdienst musikalisch begleiten. Im Abschluss daran ist bei günstiger Witterung ein Empfang im Klostergarten vorgesehen. Bei schlechter Witterung findet dieser unter den aktuellen Auflagen in der Klosterhalle statt. Zum Jubiläum wird auch eine kleine Geschichte des Klosters in Text und Bild vorgestellt.

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