Skip to main content

„Opfer“ per Hubschrauber gerettet

Brand auf Kreuzfahrtschiff: Deutsche und Franzosen üben Evakuierung auf dem Rhein bei Kehl

Feuer auf einem Kreuzfahrtschiff: Deutsche und französische Rettungskräfte haben bei einer Übung auf dem Rhein bis zu 140 Menschen in Sicherheit gebracht.

Ein Helikopter der französischen Sécurite Civile schwebt während einer binationalen Übung über einem Passagierschiff bei Kehl und seilt einen Helfer ab.
Ein Helikopter der französischen Sécurite Civile schwebt während einer binationalen Übung über einem Passagierschiff bei Kehl und seilt einen Helfer ab. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

In Straßburg und im benachbarten Kehl waren am Mittwoch mehrere Boote und zwei Rettungshubschrauber aus den beiden Ländern im Einsatz.

Beteiligt waren nach französischen Angaben 130 Feuerwehrleute, davon 30 aus Kehl im Ortenaukreis. Dazu kamen zahlreiche Rettungssanitäter. „Das Training ist etwas ganz Besonderes für uns“, sagte der Kommandant der Kehler Feuerwehr, Viktor Liehr.

Es sei wichtig, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu üben. „Die Sprache ist oft eine Barriere“, sagte Liehr. Es waren zweisprachige Verbindungsoffiziere eingesetzt, um eine schnelle Kommunikation zu sichern.

Rettungskräfte betreuen während einer Übung freiwillige „Patienten“ während im Hintergrund das Passagierschiff zu sehen ist, von dem sie evakuiert wurden.
Rettungskräfte betreuen während einer Übung freiwillige „Patienten“ während im Hintergrund das Passagierschiff zu sehen ist, von dem sie evakuiert wurden. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Bei der Übung stieg weit sichtbarer Rauch aus dem Maschinenraum des französischen Kabinenschiffs „La Bohème“ auf, das sich mitten auf dem Rhein auf der Höhe der Parkanlage „Garten der zwei Ufer“ befand. Nach Ausbruch des simulierten Brandes dauerte es knapp eine halbe Stunde, bis das in Straßburg stationierte deutsch-französische Feuerwehrboot „Europa 1“ zur Hilfe kam.

Simulierter Brand auf Kreuzfahrtschiff bei Kehl: „Opfer“ per Hubschrauber gerettet

Unfallopfer, die laut Übungsszenario schwer verletzt waren, wurden per Hubschrauber gerettet. Die übrigen wurden über das Wasser an das deutsche Rheinufer zur Behandlung gebracht.

Ein 14-jähriger Schüler aus Kehl nahm als „Opfer“ zum ersten Mal an einer solchen Übung teil. „Es war eine gute Erfahrung“, sagte er im Zelt der Leichtverletzten.

Die 18-jährige Lisa aus dem elsässischen Hagenau hatte sich ebenfalls freiwillig gemeldet; sie wartete geduldig auf einer Bahre auf ihre Behandlung. Eine derartige Übung hatte es in Straßburg zuletzt im Jahr 2015 gegeben, wie ein französischer Feuerwehrsprecher berichtete.

30 Angehörige der Feuerwehr Kehl sind bei der Übung im Einsatz, mit Fahrzeugen und mit dem Feuerwehrboot. Unterstützung kommt zudem von einem Boot der Feuerwehr Rheinau mit drei Feuerwehrleuten. Für die Feuerwehren aus Kehl und Straßburg ist die Zusammenarbeit bei der Übung kein Novum, sondern gelebter Alltag. Die Europa 1 wird wochentags von der Straßburger Berufsfeuerwehr bemannt, nachts und an Wochenenden fährt die Kehler Feuerwehr die Einsätze mit dem deutsch-französischen Löschboot. Bei Großbränden oder Wasserrettungsfällen rufen sich die Feuerwehren gegenseitig zu Hilfe, schreibt die Kehler Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung

Keine gemischte Mannschaft

Dennoch: Auch nach Jahrzehnten der Zusammenarbeit gibt es selbst auf der Europa 1 keine aus deutschen und französischen Feuerwehrleuten gemischte Mannschaft. Die Gründe liegen nur zu einem Teil in den verschiedenen Sprachen, mindestens genauso schwer wiegen die Unterschiede in der Einsatztaktik. Im Ernstfall aber muss jeder Handgriff sitzen, „muss jeder blind wissen, was zu tun ist“, sagt Viktor Liehr.

Einsatzkräfte agieren nebeneinander oder nacheinander

Deshalb agieren auch bei der Übung die deutschen und französischen Einsatzgruppen nebeneinander oder nacheinander, immer im gewohnten Team nach den Tausende Male eingeübten Abläufen. Auch wenn die deutsch-französische Feuerwehreinsatzgruppe für den Kehler Feuerwehrkommandanten „ein Wunschgedanke bleibt“, die gemeinsame Übung ist für ihn „unheimlich wichtig“. Getestet werden nach Angaben der Kehnämlich auch die Kommunikationswege: Wie gehen die Meldungen über die Leitstellen durch, wie klappt die Sicherstellung der Kommunikation über die Verbindungsbeamten? Letztere gibt es bei beiden Feuerwehren, sie sprechen beide Sprachen und kennen beide Strukturen. In jedem gemeinsamen Einsatzfall wechseln sie auf die jeweils andere Rheinseite anders ausgedrückt: Die Verbindungsoffiziere kommen dann zum Einsatz, wenn deutsche Rettungskräfte auf französischem Territorium tätig werden oder französische auf deutschem.

Studenten aus Straßburg und Schüler aus Kehl machen mit

Es üben nämlich nicht nur die Feuerwehren, sondern auch das deutsche und das französische Rote Kreuz sowie der deutsche und französische Rettungsdienst ihr Zusammenspiel. Und geübt wird auch die Versorgung und die Registrierung der Passagiere; im Ernstfall müssen die Rettungskräfte sicher sein können, dass alle Menschen vom Schiff geholt wurden. Im Falle der Übung handelt es sich bei den 138 Passagieren um 100 Studenten aus Straßburg und die Schüler der Klasse 9b des Kehler Einstein-Gymnasiums. Letztere sind sich, als sie am Kehler Ufer im Zelt des roten Kreuzes auf Bahren unter Wärmefolien liegen einig: „Ja, es hat Spaß gemacht.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang