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180.000 Besucher

Landesfeuerwehrtag: Kehl eine Woche lang im Zeichen der Feuerwehr

Der Großteil der Arbeit der Feuerwehren läuft abseits der großen Einsätze im Stillen. Eine Woche lang galt in Kehl jetzt die Aufmerksamkeit den Frauen und Männern in den roten Autos.

Das Feuerwehrlöschboot Europa 1 in Nahaufnahme
Wasser marsch aus allen Rohren hieß es beim Löschboot Europa 1 im Bereich der „Brücke der zwei Ufer“. An Bord war der oberste Dienstherr der Feuerwehr, Innenminister Thomas Strobl. Foto: Roland Spether

Dass die Feuerwehr zu Wasser, an Land und in Höhen im Einsatz ist, um Menschen zu retten, Brände zu löschen und Hilfe zu leisten, wurde bei den Landes-Feuerwehrtagen in Kehl erlebbar.

Vom Stadion über den Marktplatz bis zum Rhein herrschte eine Woche lang Alarm, Feuerwehrleute aus Baden-Württemberg präsentierten die große Bandbreite, die technischen Möglichkeiten und die hohe Motivation der Feuerwehr auf dem Rhein und rund herum. Erwartet wurden 180.000 Besucher.

„Das Arbeiten in der Höhe macht mir nichts aus“, sagt Thomas Bogenschütz, der seit 37 Jahren bei der Berufsfeuerwehr Karlsruhe ist und demonstriert, wie er aus 35 Metern Höhe vom Dach der Friedenskirche eine „Person“ sicher in der Rettungsliege abseilt.

Seit elf Jahren ist er bei der Höhenrettung und gehört zu einer Spezialeinheit der Feuerwehr, die Personen aus 50 Meter hohen Kränen abseilt oder zu noch höheren Szenarien ausrücken. „Während meiner Ausbildung habe ich Kräne aufgestellt und bei der Bundeswehr war ich Fallschirmspringer, das Arbeiten in der Höhe macht mir Spaß“, so Bogenschütz.

Ein Mann von der Berufsfeuer lässt sich beim Landesfeuerwehrtag von einem Gebäude abseilen.
Keine Angst vor Höhen hat Thomas Bogenschütz von der Höhengruppe der Berufsfeuerwehr Karlsruhe. Foto: Roland Spether

Während die professionellen Höhenretter Ovationen erhielten, trug ein Alterskamerad der Kehler Feuerwehr einen Jungen auf dem Arm.

„Der kleine Niels sucht seine Eltern“ war bei diesem nicht geplanten Einsatz über Lautsprecher zu hören, während der Feuerwehrmann mit fast 50 Dienstjahren in der Einsatzkleidung ruhig über den Platz spaziert. Wenig später Entwarnung: „Bei der Feuerwehr geht nichts verloren“, meint er, nachdem er den verirrten Jungen wohlbehalten seine Eltern übergeben hat.  

„Retten, Löschen, Bergen, Schützen“ sind die wesentlichen Einsatzfelder der Feuerwehr und diese wurden vielfältig, qualifiziert und beeindruckend mit Fahrzeugen, Übungen, Ausstellungen, Symposien und einer Messe mit 100 Fachfirmen gezeigt.

Eine solche Leistungsschau der ehrenamtlichen und professionellen Feuerwehren im Land findet alle fünf Jahre statt, sie wird vom Feuerwehrverband des Landes und des Ortenaukreises mit dem Projektleiter und Vizepräsidenten Michael Wegel (Achern) an der Spitze organisiert.

Ein entzündetes Feuer. Im Hintergurnd hält sich ein Mann zum Löschen bereit. Dahinter befinden sich Zuschauer
Einen Fettbrand solle man niemals mit Wasser löschen, denn dann könnte es eine kräftige Explosion geben. Foto: Roland Spether

Die Feuerwehr Kehl mit Kommandant Viktor Liehr war für die Detailplanung vor Ort verantwortlich, die Fahrzeuge rollten aus dem ganzen „Ländle“ an und wurden thematisch nach Spezialgebieten präsentiert.

Somit konnten die Besucher gleichsam auf einem Fleck die breit gefächerten Einsatzfelder erleben, die von Löschangriffen mit Schiffen über den Einsatz von Tauchern, die technischen Hilfen bei Unfällen, die Suche nach Personen in verrauchten Räumen bis zur Bekämpfung von Großbränden, der Rückhaltung von Hochwasser oder der Analytischen Task Force für die Analyse von Gefahrgut reichten.

Deshalb staunten viele Gäste nicht schlecht, als sie entlang der modernen Technik dieses große Einsatzspektrum aus der Nähe sahen und Fragen stellen konnte, die gerne und fachlich versiert beantwortet wurden.

Wir sind hoch zufrieden, unsere Erwartungen wurden erfüllt
Michael Wegel
Vizepräsident Landesfeuerwehrverband

Das war, wie die perfekte Fachmoderation bei den Übungen, ein großer Gewinn für die Besucher, die Feuerwehr bis dahin vielleicht „nur“ vom Löschen eines Brandes oder der technischen Hilfe bei einem Autounfall kennen. Doch Feuerwehr ist viel mehr und vor allem ehrenamtlich, derzeit gibt es über 110.000 Aktive, 2.500 Hauptamtliche und neun Berufswehren.

„Wir sind hochzufrieden, unsere Erwartungen wurden erfüllt“, so Wegel mit einem dicken Lob an die Kameraden und deren Einsatz in Kehl. Den erlebte auch deren oberste Dienstherr, Innenminister Thomas Strobl, bei einer Fahrt mit dem Löschboot „Europa 1“ mit, das ein deutsch-französisches Projekt ist.

Bei der Jugendfeuerwehr im Lauf begann der Einstieg von Wolfgang Falk, seit 2005 ist er bei der Berufsfeuerwehr in Karlsruhe. Für ihn ist dies „einfach ein interessanter Beruf, für die Mitbürger tätig zu sein“. Im Einsatzleitdienst ist die Brandamtfrau Jasmin Blaschke bei der Stadt Pforzheim tätig, für die das Helfen und die Teamarbeit wichtige Punkte waren, in die Feuerwehr zu gehen und Berufsfeuerwehrfrau zu werden.

Immer mehr Frauen in den Feuerwehren

Der Anteil der Frauen steige im freiwilligen Bereich immer mehr, aber es sei noch Luft nach oben. Seit fast 40 Jahren ist Claudia Lienhard aus Achern-Önsbach eine Feuerwehrfrau, noch länger ist sie im Spielmannszug aktiv. „Ich hatte Interesse und wollte helfen“, so Lienhard, die „aus einer Feuerwehrfamilie stammt und in eine heiratete“. Mit 13 Jahren lernte sie Flöte, sie ist Ausbilderin und nahm in Kehl mit dem Spielmannszug am „Wertungsspiel der Feuerwehrmusik“ teil.

Zwei Feuerwehrmänner versuchen mit schwerem Gerät ein Auto zu öffnen.
Technische Hilfe nach einem Verkehrsunfall leisteten die Aktiven der Feuerwehr Zell am Harmersbach. Foto: Roland Spether

Feuer und Flamme für die Feuerwehr ist Marla Dupps (12) aus Achern-Wagshurst, die sich wie 140 Kinder und Jugendlichen der Acherner Wehr den Landesfeuerwehrtag vor der Haustür nicht entgehen ließ. „Mein Opa war Kommandant, mein Vater ist Kommandant und ich werde Kommandantin“, sagt sie.

Viele Nachwuchskräfte haben wie Marla das „Feuerwehr-Gen“ geerbt und werden automatisch Teil der Blaulichtfamilie. In Kehl konnten Jugendliche das Leistungsabzeichen ablegen, die drei Acherner Kindergruppen bestanden den „Kinderfunken“ und damit ihr erstes Feuerwehrabzeichen und waren hell begeistert, was in Kehl geboten wurde.

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