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Erfolge im Tischtennis

Harald Walter ist der Behindertensportler des Jahres in Offenburg

Dass Harald Walter überhaupt einmal Sport treiben würde, war nach seiner Geburt am 2. Februar 1976 nicht zu erwarten. Die Freude am Sport hat er aber bis heute. Und er konnte sportliche Erfolge verbuchen.

Mann spielt Tischtennis an einer Tischtennisplatte in einer Sporthalle
Harald Walter krönte seine sportliche Laufbahn mit Erfolgen bei den deutschen Seniorenmeisterschaften im Para-Tischtennis. Foto: Berthold Gallinat

Die Goldmedaille im Doppel bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften im Para-Tischtennis in Nassau an der Lahn war keineswegs erwartet oder gar geplant, aber sie motivierte Harald Walter aus dem Ottenhöfener Ortsteil Furschenbach so sehr, dass er tags darauf bei den Einzelmeisterschaften sich noch die Vizemeisterschaft holte.

Es war der größte Erfolg des 47-Jährigen in seiner langen Tischtenniskarriere. Die Stadt Offenburg würdigte den Erfolg in der Weise, dass sie Walter zum Sportler des Jahres im Behindertensport kürte. Dies deswegen, weil der sympathische Sportler seit 2004 in der Behindertensportgruppe (BSG) Offenburg aktiv ist.

Dass Walter überhaupt einmal Sport treiben würde, war nach seiner Geburt am 2. Februar 1976 alles andere als zu erwarten. Ein halbes Jahr nach seiner Geburt fiel auf, dass mit seinem Arm und Fuß rechts etwas nicht stimmt. Untersuchungen in der Uniklinik Freiburg diagnostizierten eine spastische Hemiparese, eine Halbseitenlähmung.

Es kam anders als erwartet

Bis zum 6. Lebensjahr konnte Walter mit dem rechten Fuß nur auf der Spitze gehen. Mit sechs Jahren wurden deswegen im Olga-Hospital in Stuttgart bei einer OP ein Muskel verlegt und die Achillessehne verlängert. Laut ärztlicher Diagnose hätte alle drei Jahre eine Nach-OP erfolgen müssen, aber es kam anders.

Walter begeisterte sich wie andere Buben für Fußball. Da er ja nach der OP gehen konnte, ging er mit Freunden mit acht Jahren zum FC Ottenhöfen und spielte Fußball. Aufgrund dieser sportlichen Aktivität waren weitere Operationen nicht mehr nötig, weil im Fuß Sehnen und Muskel mitwuchsen. Für die athletischen Anforderungen in der B- und A-Jugend waren Walters körperliche Handicaps aber dann doch zu stark. Im Jahr 1994 gab er den Fußball auf.

Die Freude am Sport ließ ihn jedoch nicht los. So ging er Ende 1997 zum ersten Mal zum Training des Tischtennisvereins Kappelrodeck und trat dem Verein am 1. Januar 1998 bei. „In den ersten Jahren war es für mich schwierig, weil mir die Technik fehlte“, erinnert er sich. „In den Verbandsspielen, in denen ich mitspielte, verlor ich meistens. Spaß hat mir Tischtennis dennoch gemacht.“

In Offenburg entsteht 2004 ein Tischtennis-Leistungszentrum

Einen deutlichen Leistungssprung erfuhr Walter ab Herbst 2004, als ihn Sportkamerad Klaus Rauber mit zur BSG Offenburg nahm. Die dortige Tischtennisabteilung feierte mit Dirk Hudarin Erfolge auf nationaler und internationaler Eben bei den Paralympics. In Kooperation der BSG mit der DJK Offenburg 2004 entstand ein Tischtennis-Leistungszentrum für Behinderte.

Unter Anleitung von namhaften Trainern wie Mu Hao, Konstantin Tschepkasov und Daniel Sagan verbesserte Walter seine Spieltechnik enorm, wofür er auch den damaligen BSG-Verantwortlichen Günter Pfullendörfer und Holger Kimmig sehr dankbar ist. Ab 2005 nahm er im Behindertensport an Badischen, Baden-Württembergischen und auch Deutschen Meisterschaften im Einzel und Doppel teil und belegte bei den Mannschaftsmeisterschaften gute Plätze.

Auch im Tischtennisverein Kappelrodeck lief es gut, aber dann kam Corona. „Nichts ging mehr“, stellte Harald Walter fest, „und ich überlegte mir ernsthaft, ob ich als inzwischen sportlicher Senior nicht mit dem Tischtennis aufhöre.“

Aber die Lust am Tischtennis war dann doch größer. Ab September 2022 ging es wieder ins Training und es folgte eine gute Verbandsrunde. Dieses Jahr nun nahm Walter auch wieder bei den Deutschen Para-Tischtennismeisterschaften in Sindelfingen teil. Dort wurde ihm Mike Krebs aus Niedersachsen als Doppelpartner zugelost. „Wir verstanden uns gut“, sagt Walter.

Zu Gold kam auch noch Silber

Deshalb meldeten die beiden ihr Doppel bei den Seniorenmeisterschaften im Oktober in Nassau. „Dort lief es so gut, dass wir am ersten Tag überraschend die Meisterschaft und damit die Goldmedaille gewannen und aufgrund des tollen Sieges war ich am zweiten Tag bei den Einzeln so motiviert, dass ich die Vizemeisterschaft und damit die Silbermedaille gewann“, fasst Walter den großartigen Erfolg zusammen und kommentiert: „Es war wirklich unbeschreiblich. Ich wuchs an diesen beiden Tagen über mein Leistungsvermögen hinaus. Im Doppel spielten wir beide über unseren Leistungsgrenzen.“

Walter freut sich, mit den beiden Erfolgen auch der BSG etwas zurückgeben zu können. Beim Tischtennisverein Kappelrodeck engagiert er sich seit 2000 auch ehrenamtlich. Aktuell ist er Jugendleiter und ein Teil des Trainerteams für den Tischtennisnachwuchs.

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