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Zusatzbezeichnung genehmigt

Renchen darf sich jetzt offiziell „Grimmelshausenstadt“ nennen

Renchen profitiert nach Angaben des baden-württembergischen Innenministeriums von der flexibilisierten Regelung der Zusatzbezeichnung und darf diese ab kommendem Jahr auf dem Ortsschild führen: „Grimmelshausenstadt“.

Das Grimmelshausendenkmal mit der Fabelfigur des Titelkupfers an der Einmündung Poststraße/Hauptstraße
Das Grimmelshausendenkmal mit der Fabelfigur des Titelkupfers an der Einmündung Poststraße/Hauptstraße Foto: Peter Meier

Die Urkunde wurde den Bürgermeistern der Gemeinden bei einer Videokonferenz virtuell überreicht.

Natürlich freute sich Bürgermeister Bernd Siefermann (CDU) über diese jetzt offizielle Zusatzbezeichnung. Er hatte Mitte Januar im Staatsanzeiger von der geänderten Möglichkeit einer Beantragung gelesen und den Gemeinderat informiert, der das Antragsrecht mit einer qualifizierten Mehrheit von 75 Prozent ausüben darf. Beide Beschlüsse des Gremiums zu dem Thema wurden einstimmig gefasst, am vergangenen Mittwoch wurde der Stadt die Genehmigung mitgeteilt.

Warum wird Renchen als „Grimmelshausenstadt“ bezeichnet? Grimmelshausen kam in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges über mehrere Stationen ins Badische, wo er 1648 in Offenburg heiratete. Er arbeitete als Schaffner bei dem Adelsgeschlecht der von Schauenburg sowie an der Ullenburg bei Tiergarten. Nach seiner Tätigkeit als Gastwirt im „Silbernen Stern“ in Gaisbach wurde er 1667 Schultheiß in Renchen.

Seit 100 Jahren nennt sich Renchen inoffiziell Grimmelshausenstadt

Seine Amtszeit war auch der Höhepunkt seines literarischen Schaffens. Die Erstausgabe seines bedeutendsten Werkes „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ erschien 1668 nach seinem ersten Amtsjahr in Renchen. Im Folgenden verfasste er Schriften wie „Courasche“, „Springinsfeld“ und „Das Wunderbarliche Vogelnest“. Grimmelshausen starb 1676, er wurde in Renchen begraben und geriet zunächst in Vergessenheit. Erst 200 Jahre später wurden er und seine Werke wieder bekannt.

Renchen führt bereits seit mehr als 100 Jahren den Namenszusatz inoffiziell, jetzt wurde dieser offiziell bestätigt. Als 1879 die herausragende Bedeutung des ehemaligen Schultheißen bekannt wurde und der Renchener Bürgersohn Amand Goegg den Autor mit einem Grimmelshausen-Denkmal bei der Kirche ehrte, schmücken die Renchener ihren Heimatort mit dem Beinamen „Grimmelshausenstadt“.

Seit 1998 ehrt die Stadt Renchen den Autor mit einem eigenen Museum, dem Simplicissimus-Haus. Der Verein Grimmelshausenfreunde, der mit der Stadt dieses rezeptionsgeschichtliche Literaturmuseum betreibt sowie die Stiftung Grimmelshausenarchiv bewahren seit 1976 das Erbe Grimmelshausens. Seit 1993 verleiht die Stadt Renchen mit Gelnhausen, der Geburtsstadt Grimmelshausens, sowie den Ländern Hessen und Baden-Württemberg den Grimmelshausen-Preis an Autoren der Zeitgeschichte. Die Schule trägt den Namen Grimmelshausenschule, Vereine und Straßen sind entsprechend benannt. Brunnen und Denkmäler mit Bezug zu Grimmelshausen zieren die Stadt.

2022 finden die Baden-Württembergischen Kinder- und Jugendliteraturtage statt. Besonderer Schwerpunkt soll hier der 400. Geburtstag Grimmelshausens sein. Bereits 2003 standen die Baden-Württembergischen Literaturtage in Renchen unter dem Motto „Simplicianische Landschaft der Ortenau“, 2015 lautete der Slogan „simplicianisch“ in Anlehnung an das Hauptwerk des Dichters. Die seit 2015 bestehende Kulturpartnerschaft mit der Stadt Straßburg und dem Musée Tomi Ungerer trägt ebenfalls dazu bei, die Grimmelshausenstadt auch im benachbarten Elsass bekannt zu machen.

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