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Bienen, Eidechsen und Käfer

Das Kieswerk Freistett ist ein vielfältiger Lebensraum

Beim Kieswerk Freistett leben trotz der Arbeiten dort viele Insekten. Das ist umso wichtiger, als durch den Kiesabbau am Oberrhein Lebensraum verloren geht

Auf dem neu angelegten Blühstreifen entlang der Nordostseite des Betriebsgeländes der Fa. Peter tummeln sich aktuell viele Bienenarten und andere Insekten und im Baumholzstapel( rechts) gibt es ebenfalls zahlreiche Bewohner aus der Tierwelt
Auf dem neu angelegten Blühstreifen entlang der Nordostseite des Betriebsgeländes der Fa. Peter tummeln sich aktuell viele Bienenarten und andere Insekten und im Baumholzstapel( rechts) gibt es ebenfalls zahlreiche Bewohner aus der Tierwelt Foto: Josef Budai

Es brummt und summt im Freistetter Kieswerk praktisch täglich. Zum einen sind es die schweren Kieslaster, die ihre Runden auf dem Betriebsgelände drehen und als „Dicke Brummer“ nicht zu überhören sind. Z

um anderen gibt es aber auch jede Menge Insekten, die das Kieswerksgelände, den angrenzenden See sowie die Umgebung bewohnen. Je nach Art arrangierten sie sich ganz offensichtlich sehr gut mit dem täglichen Umtrieb auf dem Gelände.

Und wenn man ganz genau hinschaut, dann kann man bei sonnigem Wetter auch eine Vielzahl von flinken Eidechsen und Käfern beobachten, die zwischen den Steinen und Ritzen, aber auch an Palettenstapeln scheinbar perfekten Lebensraum gefunden haben. Nicht zu vergessen die geflügelten Artenvertreter, allen voran die Wildbienen, aber auch neuerdings einige Völker Honigbienen, die sich an den zahlreichen Blühpflanzen am Rand des Werksgeländes, oder im nahen Auwald, mit Blütenpollen eindecken.

Acht Bienenvölker angesiedelt

„Auf dem Abbaugelände der Hermann Peter KG in Freistett haben wir zum Welttag der Bienen insgesamt acht Bienenvölker angesiedelt. Als logische Folge unserer Produktion nach modernsten ökologischen Gesichtspunkten möchten wir so einen zusätzlichen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in Fauna und Flora leisten“, erklärt Christian Peter, Mitglied der Geschäftsleitung, das Engagement in Sachen Artenvielfalt.

„So können wir der Natur, gemäß unserer ökologischen Verantwortung, wieder etwas zurückgeben, das lange Zeit aus dem Fokus gerückt war und unterstützen die ökologisch nachhaltige Bewirtschaftung unserer Standorte in Rheinau-Freistett und Breisach am Rhein über das übliche Maß hinaus“, so Peter weiter.

Dass Kiesgruben durchaus ökologisch sinnvolle Grundlagen für Biodiversität sein können, wurde schon in etlichen wissenschaftlichen Studien festgestellt.

So heißt es etwa im Leitfaden zur Kiesgruben-Renaturierung des Landesbunds für Vogelschutz Bayern: „Viele gefährdete Arten sind auf vegetationslose/-arme Rohbodenstandorte und auf Kleingewässer angewiesen. Diese sind in unserer heutigen Kulturlandschaft absolute Mangelbiotope, so dass diese Arten zum Überleben oft auf Kiesgruben angewiesen sind.“ Aufgestellt hat und professionell betreut die Freistetter „Kieswerksbienen“ Andreas Fien, örtlicher Imker und Vorsitzender des Imkervereins Unteres Hanauerland.

Ideale Lebensgrundlage für die Insekten

„Der angrenzende Auenwald und der Bewuchs an den Rändern des Betriebsgeländes bietet den Bienen, aber auch anderen Insekten, eine ideale Lebensgrundlage. Ahorn, Akazie, aber auch Bärlauchblüten werden dabei, neben den blühenden Wiesenblumen entlang des Rheindammes, von den Bienen gerne besucht“, sagt der Experte.

Zusätzliche Nahrungsquellen für Insekten bieten zudem die seit kurzem neu angelegten Blühstreifen und Blumenbeete. „Die Blumenbeete wurden im Eingangsbereich zum bestehenden Verwaltungsgebäude in Freistett angelegt“, so Peter.

Wo bisher eine eher eintönige Rasenfläche das Bild bestimmte, sorgen nun naturnah bepflanzte Randstreifen für bunte Abwechslung und damit deutliche, ökologische, aber auch optische Aufwertung des Verwaltungskomplexes der Herrmann Peter KG.

Im gleichen Zug wurde am gesamten nordöstlichen Rand des Betriebsgeländes ein rund vier Meter breiter Blühstreifen mit vielen verschiedenen Blumen und Pflanzen angelegt. „Hier wuchsen früher etliche Birken und die allgemeine Pflanzenvielfalt war nicht so ausgeprägt“, so Christian Peter.

Nun werden viele Insekten nicht nur von der Blütenfülle, sondern auch vom Duft des üppig gedeihenden Gewürzfenchels magisch angezogen. Und aus der Nachbarschaft, versteckt unter einem Stapel Baumholz, beobachten etliche Eidechsen nicht nur die „dicken Brummer“ mit den vier Rädern im Hintergrund, sondern auch die „Brummer“ mit den bis zur vier Flügeln im Blühstreifen.

Uferschwalben bauen Brutröhren

Apropos Flügel: Vergessen darf man dabei nicht die Kolonie von den streng geschützten Uferschwalben, die in den Steilwänden von Sandaufschüttungen an der Westseite des Werksgeländes ihre Brutröhren gebaut haben und dort ungestört ihren Nachwuchs aufziehen dürfen.

Im Zuge der Erweiterung der Kiesabbaugenehmigung im Zweigwerk Niederrimsingen bei Breisach hat Peter 2016 und 2020 ein künstliches Habitat für die Mauereidechsen geschaffen als gesetzlich vorgeschriebene ökologische Ausgleichsmaßnahme.

„Die Mauereidechse gilt als besonders geschützte Tierart und fühlt sich an Teilen des Randes unseres Sees wohl. 2016 wurde ein 5.800 Quadratmeter großes Areal geschaffen, mit insgesamt vier circa 50 Meter langen Steinriegeln. Das neuste Habitat am „Rimsinger-Ei“ umfasst ein knapp 14.000 Quadratmeter großes Grundstück. Bei beiden Maßnahmen wurden mehrere hundert Tiere umgesiedelt“, so Christian Peter abschließend.

Im Bereich des Oberrheingebietes sind durch den Kiesabbau, aber auch durch Gewässerverbauung sowie den hiesigen Rheinstau vielfach auch wertvolle Auwälder verschwunden. Die Stadt Rheinau hat in ihrem Stadtentwicklungskonzept den Erhalt der Rheinauen sogar schriftlich favorisiert. Doch die praktische Umsetzung dieser politischen Absichtserklärung lässt bisher jedoch auf sich warten. Derweil geht die Verlandung der örtlichen Auwaldgewässer, auch angesichts früherer und aktueller Trockenjahre, weiterhin zügig und scheinbar von vielen unbemerkt voran.

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