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Vor 150 Jahren gründeten sich die Erlenbader Schwestern in Amerika

Auch Jerusalem war in der Überlegung

Emma Franziska Höll gründete vor genau 150 Jahren in Amerika die Erlenbader Schwestern. Die zogen erst 1926 ins Kloster Erlenbad.

Vor 150 Jahren Gründung der Erlenbader Schwestern in Amerika am 28. April 1874
Vor 100 Jahren wurde mit dem Bau des Klostergebäudes Erlenbad begonnen. Bereits seit 1895 war das „Marienheim“ (links vorne) schon das erste Mutterhaus der europäischen Provinz. Foto: Niklas Spether

Es war eine bettelarme Zeit, als Emma Franziska Höll am 28. Februar 1839 in Bühlertal als Tochter „schlichter Landleute“ geboren wurde. Die Menschen litten Not, die Kinder starben und die Familien mussten für ihr tägliches Brot schwer arbeiten. Vielleicht war es diese Erfahrung, dass das Wort „unmöglich“ für die spätere Mutter Alexia ein Fremdwort war, als sie mit den Schwestern Alfons (Paulina Schmid) und Clara (Helene Seiter) die Koffer packte, das Waisenhaus in Schwarzach/Bühl verließ und nach Amerika auswanderte.

Neben etwas Geld und ein paar Habseligkeiten hatten die jungen Frauen eine kräftige Portion Gottvertrauen in ihren Herzen, damit alles gut wird. Dieser Wunsch erfüllte sich vor 150 Jahren, denn am 28. April 1874 gründete Schwester Alexia in New Cassel/Wisconsin ihre „School Sisters of St. Francis“, deren europäisches Mutterhaus sie 1895 im Sanatorium Erlenbad und im „Marienheim“ („Villa Erlenbad“) in Obersasbach einrichtete.

Vor 150 Jahren Gründung der Erlenbader Schwestern in Amerika am 28. April 1874
Mit wenig Geld und viel Gottvertrauen wanderte Mutter Alexia (Franziska Höll) mit zwei weiteren Schwestern nach Amerika aus und gründete vor 150 Jahren ihre Ordensgemeinschaft der Schulschwestern des heiligen Franziskus Foto: Repro Roland Spether

„Ein Kind ihrer Heimat“

Franziska Höll war ein „Kind ihrer Heimat“, schrieb 1919 Spiritual Joseph Philippe in einem Buch, das die Bühlertäler Familie Fritz als Quelle bereitstellte. Der Autor kannte die Schwestern und dies macht seine Ausführungen authentisch und wertvoll, zumal viele persönliche Aussagen und Zitate darunter sind. Demnach war Franziska Höll eine „zähe Schwarzwald-Natur“, eine starke, fröhliche Frau mit „Verstandesschärfe“, die in ihrer vielen Arbeit oft durch „Herzensgaben“ gebremst werden musste. Die Eltern waren fromme Leute, von ihnen lernte sie beten und den Glauben, der sie ein Leben lang prägte und ihr im Leid half. Denn Franziska verlor früh ihren Vater Anselm Höll, ihre Geschwister Markus, Valentin, Josef und Maria Anna starben an der Schwindsucht. Mit zehn Jahren erkrankte sie selbst, wurde wieder gesund und arbeitete mit 14 Jahren in einem Hotel in Baden-Baden. Am 13. November 1857 wurde sie eine Franziskanerin und unterrichtete später in dem 1859 von Pfarrer Franz Xaver Lender gegründeten Waisenhaus in Schwarzach.

„Wie wunderbar sind die Wege Gottes“, sagte die junge Frau, als sie das Ordenskleid anlegte und ihr Leben ganz Gott und den Menschen widmete. Doch ihre Freude wurde auf eine harte Probe gestellt, denn der Staat übte mit seinem „Kulturkampf“ starken Druck auf die Kirche aus und untersagte Ordensleuten selbst mit Staatsexamen die Lehrtätigkeit in Schulen und Heimen. Die Schwestern widersetzen sich, blieben ihren Gelübden treu und planten auszuwandern. Doch wohin?

Amerika war nicht die erste Option

Dass Amerika nicht die erste Option war, zeigt die Begegnung mit dem damals bekannten Alphonse Ratisbonne in Baden-Baden. Dieser stammte aus einer jüdischen Familie in Straßburg, wurde nach einer Marienerscheinung katholischer Priester und war mit den „Brüdern Unserer Lieben Frau von Sion“ im Heiligen Land tätig. Die Schwestern waren nicht abgeneigt, mit ihm nach Jerusalem zu gehen, zumal Alexia „eine große Liebe“ zum Heiligen Land hatte. Was den Ausschlag für „Ich glaube, wir müssen nach Amerika“ (Alexia) gab, lässt sich aus den Zeilen des Autors erahnen. Denn der berichtet von einer spirituellen Erfahrung und einer frommen Beziehung zur Heiligen Philomena, die ihr eingab: „Habet Mut und harret aus“. Damit überzeugte sie Schwester Alfons: „O! Dann bin ich auch dabei“, soll sie „entzückt und in inniger Freude“ ausgerufen haben. Beide waren große Verehrer des Heiligen Josef und riefen ihn im Gebet an: „Lieber, heiliger Josef, sorge du für uns. Gehe jetzt voraus nach Amerika und suche du einen Platz für uns“.

In Basel kauften sie bei der Schiffsgesellschaft die Tickets, hier trafen sie auch Schwestern anderer Orden und am 27. August 1873 nahmen sie mit dem Dampfschiff „Köln“ von Bremen aus Kurs auf New York. Schwester Alexia wollte nach Chicago, da sie hier Verwandte hatte, die wie viele Bühlertäler 1855 auswanderten. Die Kontakte zu ihnen halfen ihr, sich in Amerika schnell einzuleben und zunächst in New Cassel Fuß zu fassen. Hier unterrichtete sie Kinder der Auswanderer, um ihnen einen guten Start in der neuen Heimat zu eröffnen. Diese wichtige Arbeit markierte vor 150 Jahren die Gründung der Kongregation, während vor 100 Jahren der Bau des Klosters im Erlenbad begann. Die Schwestern konnten am 1. Juli 1926 einziehen, doch dies erlebte die Gründerin nicht mehr. Sie starb am 2. Februar 1918 im Kloster in Ruprechtsau/Straßburg, ihr Leichnam konnte durch den Krieg erst am 10. Februar 1920 überführt und in einer Kapelle nahe bei ihren Erlenbader Schwestern beigesetzt werden.

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