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Experiment der Universität Freiburg

Forscher finden heraus: Totes Holz hilft Wildbienen im Nationalpark

Abgestorbene Bäume stehen zu lassen, könnte dabei helfen, dass es in Zukunft wieder mehr Wildbienen gibt. Das ist eines der Ergebnisse der Universität Freiburg, die im Nationalpark Schwarzwald Testflächen angelegt hat.

Lichte Waldflächen fördern den Wuchs der Heidelbeere, von deren Nektar sich Wildbienen gerne ernähren.
Lichte Waldflächen fördern den Wuchs der Heidelbeere, von deren Nektar sich Wildbienen gerne ernähren. Foto: Tristan Eckerter

Totes Holz im Wald kommt Wildbienen zugute. Das haben Forscher der Universität Freiburg zusammen mit dem Nationalpark Schwarzwald herausgefunden.

Abgestorbenen Baum für die Bienen stehen lassen

„Wir vermuten, dass einige der Bienen Totholz als Nistplatz benutzen“, sagt Tristan Eckerter von der Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie in Freiburg und empfiehlt daher: „Wenn der Borkenkäfer schon ausgeflogen sind und der Baum bereits tot ist, ist es wichtig, den stehenden abgestorbenen Baum für die Bienen stehen zu lassen.“ Das helfe besonders oberirdisch nistenden Wildbienen wie zum Beispiel sogenannten Maskenbienen, teilt die Universität mit.

Wie viele Baumarten gibt es im Wald? Wie sind die Bäume verteilt? Wie hoch sind die einzelnen Baumkronen? Gibt es umgestürzte Bäume oder ausgehöhlte Baumstämme? Vielfältige Strukturen wie diese seien wichtig für die Biodiversität in einem Wald – in forstlich genutzten Wälder gebe es dagegen meist wenige verschiedene Strukturen. Daher untersuchte Eckerter gemeinsam mit Forschungsteams der Professur für Waldbau und des Nationalpark Schwarzwalds, ob Strukturen wie stehendes Holz in Wäldern dabei helfen, die Vielfalt von Wildbienen zu fördern.

Totholz mit Käferbohrlöchern, die vermutlich von Wildbienen genutzt werden
Totholz mit Käferbohrlöchern, die vermutlich von Wildbienen genutzt werden Foto: Tristan Eckerter

In einem langfristig angelegten Projekt waren bereits 2016 im Nationalpark, genauer im Schönmünztal (Baiersbronn), künstliche Totholzflächen erzeugt worden: Forscher fällten und entwurzelten dafür auf sechs 50 mal 50 Meter großen Parzellen jeweils 20 Fichten und schufen so Totholz und Lücken, sechs weitere Parzellen blieben zum Vergleich in ihrem natürlichen Zustand.

Die „bearbeiteten“ Flächen böten einen vielfältigeren, abwechslungsreicheren Lebensraum, so die Universität weiter. „Dass wir daraufhin so viele verschiedene Wildbienen finden, hätten wir nicht gedacht“, sagt Tristan Eckerter. Die Forschungsteilnehmer verglichen, wie viele Wildbienen im Juni 2018 und 2019 in den unterschiedlichen Parzellen vorkamen. Ihre Ergebnisse zeigen: Totholz erhöht die Häufigkeit und den Artenreichtum der Wildbienen.

Darüber hinaus seien die lichteren Waldflächen für die Bienen vorteilhaft, denn durch das Licht werde das Wachstum von Blütenpflanzen wieder angeregt. Der vermehrte Wachstum von Heidelbeeren biete den Bienen mehr Nektar.

Alexandra Klein, Leiterin der Professur für Naturschutz und Landschaftsökologie, betont mit Blick auf die Zukunft: „Waldflächen werden im Zuge des Klimawandels vermehrt durch Totholz und lichte Flächen geprägt sein, die durch Stürme, Dürren oder Borkenkäfer entstehen. Dadurch wird der Lebensraum Wald an Bedeutung für Wildbienen zunehmen.“

Waldbesitzer müssen sich keine Sorgen machen

Angrenzende Waldbesitzer müssten sich unterdessen keine Sorgen machen: „Borkenkäfer nutzen lediglich lebende Bäume als Brutraum. Larven und Jungkäfer fressen sich durch Borke und das Splintholz. Der gestresste Baum wird bei starkem Befall geschädigt und kann absterben“, sagt Tristan Eckerter auf Anfrage. „Nachdem der Käfer ausgeflogen ist, stellen die bereits abgestorbenen Bäume kein Borkenkäferrisiko mehr dar.“

Das Projekt sei, wie Eckerter sagt, Teil eines langfristigen Experiments zu der Frage, wie die Entwicklung von Arten gefördert werden kann, indem man die vielfältigen Strukturen in Wäldern gezielt erhöht. Das Forschungsprojekt zu den Wildbienen sei dabei zunächst abgeschlossen. „Geplant ist aber, in naher Zukunft noch einmal Bienen auf den Flächen aufzunehmen, um die Entwicklung der Artenzusammensetzung weiter zu beobachten“, so Eckerter.

Untersuchungen zur Entwicklung anderer Artengruppen – Vögel, Fledermäuse, Käfer, Pilze oder Waldbodenpflanzen – auf den Versuchsflächen des Experiments laufen weiter und sollen in den kommenden Jahren ausgewertet und veröffentlicht werden.

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