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Landkreisbesuch in der Ortenau

„Windverhältnisse wie an der Nordsee“: Ministerpräsident Winfried Kretschmann sieht in Hornisgrinde guten Windrad-Standort

Kommt das zweite Windrad für die Hornisgrinde oder nicht? Darum wird seit Jahren gerungen. Jetzt hat sich Baden-Württembergs Ministerpräsident vor Ort selbst ein Bild gemacht.

Aus einem Windrad sollen zwei werden: Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Investor Matthias Griebl (vorne Zweiter von links) mit Vertretern der Politik auf der Hornisgrinde.
Aus einem Windrad sollen zwei werden: Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Investor Matthias Griebl (vorne Zweiter von links) mit Vertretern der Politik auf der Hornisgrinde. Foto: Roland Spether

Bringt dieser Besuch den bisher fehlenden Rückenwind für die Hornisgrinde? Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat dem höchsten Berg des Nordschwarzwaldes während seiner Tour durch den Ortenaukreis am Donnerstag einen Besuch abgestattet. Dort wird, wie mehrfach berichtet, seit Jahren um ein zweites Windrad gerungen.

Eine Antragsgenehmigung für ein anderes Windkraftprojekt im Landkreis, genauer in Ettenheim, konnte bei dieser Gelegenheit gleich übergeben werden. Zuvor hatte der Ministerpräsident in Achern die Illenau besucht, bevor für den Abend noch ein Bürgerempfang in Lahr auf dem Programm stand.

Der Standort auf der Hornisgrinde sei „hochgradig geeignet“ für die Anlagen, bilanzierte Kretschmann nach einem kurzen Spaziergang über den Gipfel unter tatsächlich recht windigen Bedingungen: „Wir haben hier Windverhältnisse wie an der Nordsee.“ Dass man Windräder baue, sei entschieden, nun diskutiere man nur noch, wo man sie baue, sagte Kretschmann. 

Wir haben hier Windverhältnisse wie an der Nordsee.
Winfried Kretschmann über die Hornisgrinde

Schließlich zeige die Wissenschaft, dass nicht mehr viel Zeit bleibe: „Wenn wir den Klimawandel nicht eindämmen können, dann wird es auch den Schwarzwald so nicht mehr geben.“ 

Zu lange dauern dürften die Genehmigungen nicht, sagte der Ministerpräsident, der in diesem Zusammenhang von einer „Überbürokratisierung“ sprach.

Fragen des Artenschutzes seien Kretschmann als studiertem Biologen wichtig. „Aber es ist mir ein Rätsel, was ein Windrad, das hier oben gebaut werden würde, dem Auerhuhn antun soll.“ Der vom Aussterben bedrohte Vogel war den Windrad-Plänen auf der Hornisgrinde bislang im Weg gestanden. 

Der vorgesehene Standort befindet sich im Vogelschutzgebiet – nun erhofft man sich, so sagte der Landrat des Ortenaukreises, Frank Scherer (parteilos), eine Ausnahmeregelung für das Windrad.

Der Berg sei der windstärkste Standort in Baden-Württemberg, „wenn nicht in ganz Deutschland“, sagte Matthias Griebl, Investor und Betreiber des schon vorhandenen Windrads. Das ersetzt seit 2015 – ebenfalls nach mehreren Jahren und zahlreichen Gutachten – drei kleinere Anlagen und scheine sich bisher nicht negativ auf die Auerhuhn-Population auszuwirken, so Griebl.

Ganz in der Nähe, unterhalb der Schwarzwaldhochstraße, denken auch die Gemeinden Sasbach und Lauf über Windräder nach. Dabei geht es um Standorte nahe des Mummelsees und bei Unterstmatt.

Einzelne Demonstranten mit Plakaten vor Ort

Weniger überzeugt war dagegen eine Handvoll Demonstranten auf der Hornisgrinde und zuvor schon in Achern, die ihren Unmut über die Windrad-Pläne mit Plakaten kundtaten: „Wer die Natur liebt, würde so etwas nie tun“, stand darauf unter anderem zu lesen.

In Achern hatte Kretschmann zuvor am Mittag Station gemacht. Dort trug der Ministerpräsident sich in das Goldene Buch der Stadt ein und ließ sich durch das Illenau Arkaden Museum führen. 

Die Revitalisierung der Illenau – einst Heil- und Pflegeanstalt, Schule sowie Kaserne der französischen Streitkräfte – sei ein Musterbeispiel für eine gute Zusammenarbeit von Bund, Land, Kreis, Stadt und Ehrenamtlichen, sagte Oberbürgermeister Klaus Muttach (CDU).

Ministerpräsident Winfried Kretschmann trägt sich, umrahmt von Vertretern der Politik, ins Goldene Buch der Stadt Achern ein: Gemeinderäte Manfred Nock und Karl Früh, die Landtagsabgeordneten Willi Stächele und Bernd Mettenleiter, Oberbürgermeister Klaus Muttach, Landrat Frank Scherer und Gemeinderat Thomas Kohler (von links).
Ministerpräsident Winfried Kretschmann trägt sich, umrahmt von Vertretern der Politik, ins Goldene Buch der Stadt Achern ein: Gemeinderäte Manfred Nock und Karl Früh, die Landtagsabgeordneten Willi Stächele und Bernd Mettenleiter, Oberbürgermeister Klaus Muttach, Landrat Frank Scherer und Gemeinderat Thomas Kohler (von links). Foto: Roland Spether

Derzeit wird, wie berichtet, am letzten Abschnitt des Umbaus gearbeitet: dem Kulturforum und den künftigen Räumen der Musikschule

Bis zum Abschluss der Revitalisierung im kommenden Jahr werden Bund und Land etwa 20 Millionen Euro Landessanierungsmittel für das Projekt gegeben haben, teilt dazu die Stadt Achern mit. Damit seien Investitionen in Höhe von weit mehr als 200 Millionen Euro ausgelöst worden.

Was man hier gemacht hat, ist attraktiv und gelungen.
Winfried Kretschmann über die Illenau

Was man aus dem Kulturdenkmal gemacht habe, sei attraktiv und gelungen, sagte Kretschmann nach dem Rundgang durch das Museum und damit durch die wechselhafte Geschichte des Orts. 

Gemeinsam mit Vertretern des Acherner Gemeinderats, des Förderkreises Forum Illenau und der Illenau Werkstätten gedachte der Ministerpräsident auch den von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen. 

„Ein solches Ensemble wieder so zum Leben zu erwecken, dass es in die Zeit passt, anstatt immer neu auf der grünen Wiese zu bauen, ist wichtig“, sagte Kretschmann, „denn hier weht der Wind der Geschichte“.

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