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Verbesserungen vor Natura-Abriss

So wird im Rastatter Freibad für einen barrierefreien Zugang zu den Becken gesorgt

In anderthalb Jahren soll das Freibad Natura in Rastatt abgerissen werden. Nun gibt es weitere Verbesserungen bei der Barrierefreiheit.

Ein Mann sitzt auf einem Beckenlifter im Schwimmbad Natura in Rastatt.
Rollstuhlfahrer Alessandro Benigni vom Verein Kunst & Inklusion Rastatt demonstriert für das Foto, wie leicht es ist, mit dem mobilen Pool-Lifter ins Schwimmbecken zu kommen. Foto: Frank Vetter

Bisher war es für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen schwierig, ohne Hilfe in die Schwimmbecken des Rastatter Freibads zu gelangen. Rollstuhlfahrer Alessandro Benigni freut sich, dass dies nun leichter wird.

Mobiler Pool-Lifter im Einsatz

Im Natura gibt es seit dieser Saison einen mobilen Pool-Lifter. „Es ist ein fundamentaler Schritt, um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten“, sagt Benigni, künstlerischer Leiter des Vereins Kunst & Inklusion Rastatt. Dieser hatte im Vorjahr auf Barrieren im Freibad aufmerksam gemacht. „Das passt nicht für eine Stadt wie Rastatt, die sich für Inklusion starkmacht“, sagt Benigni im Gespräch mit dieser Redaktion. Wie er berichtet, fand ein Treffen mit Verantwortlichen der Stadt Rastatt und den Stadtwerken Rastatt vor Ort statt. Bis zur Eröffnung der Saison 2022 wurde dann behoben, was zeitlich noch machbar war.

Auch mobilitätseingeschränkte Menschen haben nun die Möglichkeit, sich noch in diesem und nächsten Sommer abzukühlen.
Alessandro Benigni 
Künstlerischer Leiter Verein Kunst & Inklusion

Dazu gehören barrierefreie Übergänge zum Becken (Kosten: etwa 1.500 Euro). Barrierefreie Sanitäreinrichtungen gab es schon, sie wurden lediglich optimiert. Unter anderem wurden klappbare Haltegriffe angebracht, was Kosten von etwa 300 Euro verursacht habe, sagt Bäderleiter Tobias Peter (Stadtwerke Rastatt/Eigenbetrieb Bäder).

Nur mit dem Pool-Lifter hat es 2022 noch nicht geklappt. Umso größer ist jetzt die Freude beim Verein Kunst & Inklusion. „Auch mobilitätseingeschränkte Menschen haben nun die Möglichkeit, sich noch in diesem und nächsten Sommer abzukühlen“, sagt Benigni und bestätigt: „Der Lifter wird schon oft genutzt.“

Dabei handelt es sich laut Peter um ein neuwertiges, gebrauchtes, mobiles und variables Hilfsmittel. Es hat 6.500 Euro gekostet – und könnte auch im neuen Kombibad eingesetzt werden. Eine kleine Maßnahme also mit großer Wirkung. Dass nicht noch mehr Geld in die Barrierefreiheit investiert wird, dafür hat Benigni Verständnis: Schließlich soll das Schwimmbad abgerissen und auf dem Areal ein Kombibad gebaut werden.

Demnächst soll aber noch ein Bereich zu den Liegewiesen mit einer Rollbahn ausgestattet werden, ähnlich wie man es von den Stränden am Meer kennt. Außerdem soll zeitnah der Zugang zu den sanitären Anlagen durch den Einbau eines Schließzylinders für Euroschlüssel vereinfacht werden, hat sich der 50-Jährige informiert.

Natura bleibt noch in der Saison 2024 in Betrieb

Zu Beginn der Badesaison stand neben dem Eingang des Natura ein Baugerüst und wanderte dann an eine andere Stelle weiter. So mancher Natura-Fan dürfte sich schon mit bangem Blick auf das 85 Jahre alte Gebäude gefragt haben: Sind das die Vorboten für ein vorzeitiges Aus? Die Antwort lautet: nein. Das Natura soll auch noch eine volle Saison im nächsten Jahr erleben, bevor es dem Erdboden gleichgemacht wird.

Der denkmalgeschützte Riegel des Freibads Natura muss beim Kombibad erhalten bleiben.
Der denkmalgeschützte Riegel des Freibads Natura muss beim Kombibad erhalten bleiben. Foto: Egbert Mauderer

Die Erklärung: Das Dach war an einigen Stellen undicht und musste instandgesetzt werden. „Die alte marode Brettereindeckung wurde entfernt, die Bitumenbahn erneuert, sodass kein Wassereintritt mehr vorhanden ist“, erläutert Bäderleiter Peter auf Anfrage. Die Kosten werden auf rund 20.000 Euro beziffert. Etwaige Überlegungen, die ohnehin erforderliche Sanierung des denkmalgeschützten Eingangsbereichs eventuell noch vor dem Kombibad-Bau anzugehen, bevor man Geld für Reparaturen in die Hand nimmt, gibt es offenbar nicht. 

Dachausbesserung partiell erforderlich

Die Dacharbeiten seien nur partiell und aus Gründen der Verkehrssicherung für die Gäste und das Personal „zwingend jetzt“ erforderlich gewesen, verdeutlicht Peter. Der zu erhaltende Bereich müsse jedoch komplett und denkmalgerecht ertüchtigt werden. Dies sei bereits in den Planunterlagen vom Architekturbüro Lehmann aus Offenburg berücksichtigt. „Da Stand heute nur noch die Freibadsaison 2024 vorgesehen ist, werden diese Instandsetzungsmaßnahmen ausreichen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten“, sagt er.

Sicherheitsdienst schon seit Corona-Zeit vor Ort

In der aktuellen Badesaison wurden bisher über 31.141 Besucher gezählt; die meisten kamen am 25. Juni. An dem Tag besuchten 3.563 Menschen das Schwimmbad. Damit alles in geordneten Bahnen läuft, ist ein Sicherheitsdienst vor Ort, insbesondere am Wochenende und zu den Stoßzeiten. Es gebe leider immer wieder Vorfälle.

„Das Aggressionspotenzial der Gäste ist deutlich angestiegen und der Respekt gegenüber dem Schwimmbad-Personal leider rapide zurückgegangen“, so Peter. Der Sicherheitsdienst wird allerdings schon seit der Corona-Zeit in Rastatt eingesetzt und nicht erst, seit im Malscher Schwimmbad ein Bademeister verprügelt worden ist.

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