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300 Teilnehmer

Fastnacht bei 30 Grad: Närrischer Umzug führt durch Au am Rhein

Hexen, bunte Vögel und Motivwagen – beim sommerlichen Fastnachtsumzug in Au am Rhein ist viel Närrisches geboten. Was lockt die Menschen bei brütender Hitze zu diesem Treiben?

Sommer-Narren-Umzug in Au am Rhein: Aus der Sauna zum Narrenumzug
Originelles Windrad: Die Besucherinnen am Straßenrad könnten bei der sommerlichen Hitze einen kühlenden Wind gut gebrauchen. Foto: Frank Vetter

„Man muss net so viel drunter anziehen“, bilanziert eine Steinmauerer Griesbich-Hex am Samstagnachmittag. Gerade haben sie und ihre Mit-Hexen bei Temperaturen um die 30 Grad den Narrenumzug in Au am Rhein bewältigt.

Das durchaus umstrittene Event lockte viele Zuschauer in die Hardt-Gemeinde, und die machten die Narrenparade zu einem Erfolg.

„20 Grad zu warm“, lacht eine weitere, an einen Schatten spendenden Baum gelehnte Griesbich-Hex und nimmt einen kräftigen Schluck aus der Mineralwasserflasche. Es sei schon komisch, im Juli zu einem Umzug zu gehen. Erstaunt sind die Hexen über die Resonanz, auf die der Sommer-Narren-Umzug – so der offizielle Name – stieß.

Die Zuschauer stehen dicht gedrängt an der Strecke in Au am Rhein

Tatsächlich gibt es am Samstagnachmittag Abschnitte an der Umzugstrecke, an denen die Zuschauer dicht gedrängt stehen, mitsingen und schunkeln. Närrisch halt. „Warum nicht? Das machen nur die Auer“, stellt eine Seniorin fest. Sie und ihre zwei Mitstreiterinnen sitzen auf Klappstühlen auf dem Gehweg und erwarten den närrischen Lindwurm.

„Wir sind die drei Damen vom Grill“, freuen sie sich auf den Umzug. Den führt die Jugendkapelle des Musikvereins Au am Rhein an. Die Musikanten sind fast alle als Indianer verkleidet und gratulieren sich selbst zum 100. Geburtstag mit einem „Happy Birthday“.

20 Gruppen mit rund 300 Aktiven machen sich von der Rheintalhalle aus auf den Weg. Mit dabei auch das Auer Nestgeflüster. Die jungen Frauen begeistern die Zuschauer mit den vielleicht schönsten Kostümen des Nachmittags: Sie sind eine Pfauengruppe, die via Seilzug ein Pfauenrad auffalten können. Das Kostüm hätten sie schon vor einigen Jahren kreiert und nun für den Sommerumzug reaktiviert, erklärt ein Pfau.

Eine weitere Gruppe hat es mit bunten Vögeln, die „Piccolos“ sind als leuchtende Flamingos unterwegs. Auffallend auch eine Gruppe Windräder und die Loveparade-Hippies mit ihren Wasserpistolen. Gerätschaften, die Wasser verspritzen oder versprühen können, sind bei Aktiven wie bei den Zuschauern beliebte Utensilien, Sommer eben.

Auer Motivwagen sind zum Teil rollende Discos

Ausgefeilte Balltechnik bewiesen „Die Kollegen“. Ehemalige A-Jugendkicker, die die niederländischen Fußballer als humoristisches Ziel hatten. Eine Hair-Stylistinnen-Gruppe startet unter dem Motto „Amazonen frisch verfönt“. Wie mittlerweile bei närrischen Umzügen üblich, dominierten bei den „Motivwagen“ rollende Discos mit Mega-Lautsprechern. So konnte auch der Letzte das gerade so berühmte, weil teilweise boykottierte Stimmungsliedchen „Layla“ kennenlernen.

Wenn man am Sinn eines Narrenumzugs bei 30 Grad Celsius zweifeln möchte, ist das legitim. Bedenkt man, dass auch bei Fastnachtsumzügen in der fünften Jahreszeit superlaute Disco-Trucks, aus deren Boxen teilweise Sinn entleerte, Alkoholexzesse verherrlichende und mehr oder weniger dezent sexistische „Malle-Party-Songs“ dröhnen, fester Bestandteil sind, ist ein Sommerumzug so abwegig auch wieder nicht.

Sommer-Narren-Umzug sehen Fastnachtspuristen skeptisch

Ein Fastnachtspurist und jahrzehntelanger Aktiver stellt dagegen am Samstag fest: „Den Geburtstag feiert man ja auch am eigentlichen Datum. Außerdem ist die Fastnacht da, um den Winter auszutreiben.“ Die Auer Bürgermeisterin und Initiatorin des Sommer-Narren-Umzuges“, Veronika Laukart, – übrigens auch als Pfau gewandet – betont, das Brauchtum solle nicht missachtet werden. Der Sommerumzug sei etwas ganz Anderes.

Wir treiben die schlechte Laune aus.
Veronika Laukart, Auer Bürgermeisterin

„Wir treiben die schlechte Laune aus“, sagt sie nachdem der Zug schließlich des Festplatz erreicht hat. Von der großen Besucherzahl, es kamen auch viele Zuschauer aus dem Umland, zeigte sich Laukart „überwältigt“. Überwältigt in einem anderen Sinn waren 14 Personen, die vom Ortsverein Hardt des Roten Kreuzes versorgt werden mussten, ein Patient wurde ins Krankenhaus gebracht.

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