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Vorbereitung auf Jahrhundertereignis

So läuft die gemeinsame Probe von Chören und Bietigheimer Streichern für Konzert im Festspielhaus

Der Mittelbadische Sängerkreis wird 160 Jahre alt: Für das Konzert im Festspielhaus proben in Bietigheim das Ensemble Confuoco, der philharmonische Chor Baden-Baden, ein Projektchor und Profisänger gemeinsam.

Musiker
Intensivprobe in Bietigheim: Musiker bereiten sich auf ein besonderes Konzert für Opernfans vor. Foto: Manuela Behrendt

Das Torerolied aus der Oper „Carmen“ von Georges Bizet bebt gepflegt edel durch das Bürgerzentrum „Alter Tabakschuppen“. Ein Mix aus 180 Stimmen und Instrumenten gibt der Arie sattes Leben. Michael Anarp schwingt den Taktstock.

Florian Ganz lauscht dem Tutti. Seine Aufgabe war es, das Notenmaterial einzurichten sowie das in Bietigheim ansässige Streichensemble Confuoco in dessen Erweiterung mit Bläsern, Schlagwerk und Keyboard in Form zu bringen.

Confuoco und Chöre proben in Bietigheim für ein Jahrhundertereignis

Anja Schlenker-Rapke und Dragana Dragojlović konzentrieren sich auf 20 Mädchen aus dem Verbandskinderchor des Mittelbadischen Sängerkreises (MSK), den Philharmonischen Chor Baden-Baden sowie einen Projektchor mit den Solisten Julia Obert (Sopran), Dorothea Pilger (Alt), Thomas Paul (Tenor), Makitaro Arima (Bass). In den Gesichtern der musikalischen Leitung spiegelt sich Wohlwollen. „Es ist Luft nach oben“, kommentiert Dragojlović.

Aber der Sonntag ist noch lang. Gerade ist die Mittagspause vorbei. Ein Fotograf schlängelt sich durch die Reihen von Orchester und Chören, knipst Erinnerungen an ein zeitintensives Miteinander für ein Jahrhundertereignis.

„Das ist einzigartig, passiert nur einmal im Leben, wird sich nicht wiederholen“, sagt der Bratschist Herbert Söllner. Die Cellistin Katja Maier fügt an: „Wir steuern auf ein besonderes Erlebnis zu, denn wir stehen im Festspielhaus in Baden-Baden auf der Bühne, obwohl wir keine Berufsmusiker sind.“

Anarp, Ganz und Schlenker-Rapke betonen stolz: „Das sind hier alles Amateure!“ Diese bringen am 2. Dezember ab 19 Uhr eine hochkarätige Operngala ins Festspielhaus, wo sonst nur Profis auftreten. Das Event beendet das im Jahresverlauf veranstaltete Chorfestival anlässlich des 160-jährigen Bestehens des MSK.

Man kniet sich mit motivationsbrennender Energie, unermüdlichem Einsatz und alles überstrahlender Vorfreude rein, opfert viel Zeit. „Es ist eine gigantisch-tolle Gemeinschaftsarbeit, und es klappt alles sehr gut“, meint Schlenker-Rapke. Sie war verantwortlich für die Choreinstudierungen.

Von vorn: Ende 2021 war klar, dass das Finale des MSK-Chorfestivals im Festspielhaus stattfindet. Den Programmablauf plante Michael Anarp. „Zu der Location gehören anspruchsvolle Opern“, war sein Ziel. Angepackt habe er die Sache „mit Zuversicht“. Jetzt sagt er zufrieden und ungestresst: „Es ist sehr spannend!“

Zauberflöte bis „Ode an die Freude“ sollen im Festspielhaus erklingen

Ausschnitte aus berühmten Werken stehen an: „Die Zauberflöte“ (Wolfgang Amadeus Mozart), „Norma“ (Vincenzo Bellini), „Aida“ (Giuseppe Verdi), „Tosca“ (Giacomo Puccini), „Carmen“ (Georges Bizet), „Tannhäuser“ (Richard Wagner), die „Ode an die Freude“ aus der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven.

Florian Ganz erklärt: „Alle Werke erarbeiteten wir von Grund auf. Es sind keine Repertoirestücke.“ Und: „Registerweise haben wir einstudiert, danach zum Gesamtorchester verbunden.“ In der Gesangssparte machten sich die Solisten allein fit. Anja Schlenker-Rapke führte „in einer langen Reise“ mit der Korrepetitorin Irina Wagner die Formationen zusammen.

Stimmbildnerin lobt junge Teilnehmerinnen

Absprachen zwischen Anarp, Ganz und Schlenker-Rapke fanden überwiegend per Whatsapp statt. Es brauchte „hohe Flexibilität“. Aber man war „trotzdem entspannt“. Anreiz und Ansporn für Petra Berger (Sopran): „Der hohe Anspruch, der es erforderte, auch daheim zu üben.“

Eine andere Liga sind die Mädchen aus dem MSK-Verbandskinderchor. Sie wollten im Opernfach mitmachen. Bisher sangen sie Pop. Hier kam Dragana Dragojlović ins Spiel. Sie ist die Stimmbildnerin der Teenager, lobt „die Leidenschaft der Mädchen, deren Neugier, schnelle Auffassungsgabe und rasche Umsetzung des Erlernten“. Erst seit Mitte September arbeitet Dragojlović mit den Jugendlichen.

Beteiligte fügen vor Konzert in Baden-Baden die Puzzleteile zusammen

„Sehr cool“ findet es Laura Bisch, dass sie nun Teil eines Opernevents ist. Maya Erbacher sagt: „Es ist eine einzigartige Erfahrung, bei der ich meine Stimme weiter entwickle.“ Vor rund drei Wochen kamen Chöre und Orchester erstmals im Tabakschuppen zusammen.

Seither stehe das „Zusammenfügen der Puzzleteile und das Zusammenwachsen“ laut Anarp im Fokus. Zudem der Feinschliff. Für das Chorfestivalfinale am 2. Dezember baute man sich eine Mammutaufgabe, schickt sich aber an, diese mit Bravour, Perfektion, Präzision, Spaß und kaum zu bändigender Vorfreude auf das Festspielhaus zu meistern.

Unter www.festpielhaus.de gibt es die Eintrittskarten für die Gala.

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