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Auf dem Vormarsch

Die Gottesanbeterin breitet sich im Landkreis Rastatt aus

Warum kann die Gottesanbeterin als Klimagewinner bezeichnet werden? Und was frisst sie gerne? Das Forstamt des Rastatter Landkreises gibt Antworten auf die tierischen Fragen.

Eine Gottesanbeterin.
Ein Exote auf dem Vormarsch: Diese Gottesanbeterin hat Wilhelm Miller in Muggensturm vor die Linse bekommen. Foto: Wilhelm Miller

Wie ein Blatt im Wind schaukelt sich die Gottesanbeterin an einer Wildrose hin und her. Eine Wespe landet direkt vor ihr und bevor sie kehrtmachen kann, schießen die Fangarme der Schrecke vor und greifen ihre Beute.

„Die Wespe ist zur Mahlzeit einer der Klimagewinnerinnen unserer Region geworden“, wird Lukas Klever vom Forstamt des Landkreises Rastatt in einer Pressemitteilung des Landratsamts zitiert. Die europäische Gottesanbeterin komme zwar nachgewiesenermaßen seit dem 18. Jahrhundert im Kaiserstuhl vor, breite sich jedoch im Zuge der Klimaerwärmung immer weiter in Richtung Norden aus.

Die Verbreitung läuft von Basel aus entlang der Rheinschiene bis nach Worms und weiter. Mittlerweile scheint eine westliche Population, die aus Frankreich eingewandert ist, in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland zu existieren, so das Landratsamt weiter. Zudem gebe es eine Population in einigen östlichen Bundesländern, die ursprünglich wohl aus Tschechien stamme.

Gottesanbeterin fängt gerne Wespen, Heuschrecken oder Fliegen

Dabei ist die Gottesanbeterin auf warme und trockene Lebensräume wie Trockenrasen oder Industriebrachen angewiesen, wo sie sich gut entwickeln kann und ihre Beute findet. Mit ihrer Körpergröße von bis zu 7,5 Zentimeter fängt sie als Lauerjägerin alle möglichen Insekten wie Wespen, Heuschrecken und Fliegen aber auch junge Spitzmäuse und Eidechsen.

Als Fangwerkzeug dienen ihr ihre gefalteten, widerhakenbesetzten Vorderbeine, die sie blitzschnell zum Ergreifen der Beute auf- und zuschnappen lassen kann. Sie gaben der Gottesanbeterin auch ihren charakteristischen Namen, denn diese Arme erinnern an zum Beten gefaltete Hände. Gefährlich für den Menschen ist sie nicht.

Insgesamt gehen Experten davon aus, dass bei einem moderaten Temperaturanstieg von bis zu einem Grad die Artenvielfalt in Mitteleuropa durch die Ausbreitung wärmeliebender Arten wie der Gottesanbeterin zunimmt, so das Landratsamt.

Indikator für artenreiche Offenlandschaft

Trotz ihrer voraussichtlich steigenden Population zählt sie zu den besonders geschützten Arten in Deutschland und ist ein Indikator für eine artenreiche Offenlandschaft.

Zwischen Juli und November sind die Tiere ausgewachsen und pflanzen sich fort, bevor sie im Zuge der ersten Fröste sterben. Die Eigelege überwintern dann bis im Frühjahr die noch nicht vollentwickelten Jungtiere, die sogenannten Nymphen, schlüpfen.

„Wer einer Gottesanbeterin trotz ihrer guten Tarnung und ihres unauffälligen Verhaltens beim Spaziergang begegnet, darf sich also glücklich schätzen“, so Klever. Bisher wurden 33 Sichtungen in diesem Jahr in Baden-Württemberg gemeldet.

Service

Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) nimmt unter www.lubw.baden-wuerttemberg.de (Gottesanbeterin) gerne Meldungen, möglichst mit Fotonachweis, entgegen, um die weitere Ausbreitung der Klimagewinnerin nachzuverfolgen.

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