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Auf Stippvisite bei Petrijüngern

Angeln am Goldkanal bei Steinmauern – ein Hobby mit angezogener Handbremse

Am Rhein gibt es viele geeignete Plätze, um die Angelrute auszuwerfen. Der Goldkanal bei Steinmauern und Elchesheim-Illingen ist ein besonders idyllischer Ort. 

Natur pur erleben, das ist eines der Hauptmotive, weshalb es immer mehr Freunde des Angelsports gibt. Die Aufnahme entstand am Stettmundsee/Goldkanal.
Natur pur erleben, das ist eines der Hauptmotive, weshalb es immer mehr Freunde des Angelsports gibt. Die Aufnahme entstand am Stettmundsee/Goldkanal. Foto: Hermann Schmitt

Wolkenloser Himmel, kein Lüftchen weht. Die Abendsonne wandert ihren letzten kurzen Bogen, bevor sie untergeht. Der Goldkanal wird seinem Namen in der übertragenen Bedeutung gerecht: Das gesamte Wasser und die ihn umgebende Landschaft sind in goldfarbenes Licht getaucht. Naturidylle pur. Ein Ort zum Abschalten und Entspannen.

Diese äußeren Bedingungen, die zugegebenermaßen nicht an jedem Tag draußen am Illinger Altrhein, am Stettmundsee und Goldkanal geben sind, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass man hier in einem Naturparadies ist. Nur noch wenige vergleichbare Reservate sind heute im Mittelbadischen zu finden.

Rund 140 Hektar groß ist die Wasserfläche, in deren Mitte zwei Inseln thronen, und bis zu 45 Meter tief. Eigentümer der Gewässer sind die elsässischen Gemeinden Mothern und Münchhausen, aber auch Elchesheim-Illingen und Steinmauern.

In den Abendstunden finden sich die Angler am Ufer ein

Bei der beschriebenen Idylle wundert es nicht, dass sich diese schöne Umgebung Segler, Paddler, Kanufahrer, Surfer und andere Wassersportler, aber auch Badende und Angler teilen. Dies alles scheint recht harmonisch zu funktionieren. Das Gebiet ist Teil des Pamina-Rheinparks. Geht man am Ufer des östlichen Teiles der Wasserfläche entlang, an deren westlichen Seite sich das Kieswerk Valet und Ott befindet, so trifft man gerade in den Abendstunden so manchen Freizeitangler an.

Dabei stellt man fest, dass dieses Hobby in fast jeder Altersphase ausgeübt werden kann. Schon ab sieben Jahren kann in Baden-Württemberg der Jugendfischereischein gegen eine geringe Gebühr erworben werden. Somit können die Kids, allerdings nur in Begleitung eines weiteren erwachsenen Anglers, der die Fischereiprüfung erfolgreich absolviert hat, auf „die Jagd“ gehen. Ab 16 Jahren ist dies allerdings nicht mehr möglich. Dann muss ebenfalls ein Angelschein nachgewiesen werden.

Immer mehr Frauen und Mädchen entdecken den Angelsport für sich. So auch Rebecca Baumann und ihr Mann Timo, deren beiden Kinder ebenfalls begeisterte Angler sind.
Immer mehr Frauen und Mädchen entdecken den Angelsport für sich. So auch Rebecca Baumann und ihr Mann Timo, deren beiden Kinder ebenfalls begeisterte Angler sind. Foto: Hermann Schmitt

„Um diesen Schein zu erhalten“, so berichtet der Vorsitzende des Angelsportvereins Rhein-Hardt, Robert Toth, „muss man für die Fischerprüfung 725 Fragen beantworten.“ Dabei spielt auch das Wissen um die Gewässerökologie eine sehr große Rolle. Außerdem fallen Gebühren in Höhe von 250 Euro an, ehe man diesen Schein sein Eigen nennen darf. Wer dann angeln möchte, muss zuvor eine Tageskarte kaufen.

Drei Hegewarte schauen an den den Gewässern nach dem Rechten

„Es wird immer wieder kontrolliert, ob die vorgeschriebenen Regeln von den Anglern auch eingehalten werden und ein Angelschein sowie eine Tages- oder Jahreskarte vorhanden ist“, berichtet ein Hegewart. Insgesamt gibt es drei. Sie sind im Auftrag der Angelvereinigung Karlsruhe am Gewässer unterwegs, um nach dem Rechten zu schauen. Dieser Verein hat über 6.000 Mitglieder.

„Dabei habe ich schon manches erlebt, mit dem ich nicht gerechnet hatte“, erzählt der Mittsiebziger. Er selbst ist bereits seit frühen Kindheitstagen aktiver Angelsportler und mit Leib und Seele bei der Sache. Nahezu täglich ist er in dem ihm zugewiesenen Gebiet unterwegs. Gelegentlich kommt aber auch die Wasserschutzpolizei von der Seeseite her zu den Petrijüngern, um ebenfalls nach dem Rechten zu schauen.  

Wir angeln aus Ausgleich zu unserer beruflichen Belastung
Deniz und Leon
Hobbyangler aus Pforzheim

Kommt man mit Anglern ins Gespräch und fragt, ob ihnen denn ihr Hobby nicht zu langweilig sei, erfährt man, dass dies nichts mit Langeweile zu tun habe. „Es sieht zwar so aus, als ob wir hier mit angezogener Handbremse agieren“, erklärt Deniz Holz, 22 Jahre alt, schmunzelnd. Er kommt mit seinem Kumpel Leon aus Pforzheim und ist Mitglied im Rastatter Angelsportverein 1923. „Wir angeln als Ausgleich zu unserer beruflichen Belastung“, sagen sie.

Dabei stellt sich heraus, dass man tatsächlich eine ganze Menge an Grundwissen und eine breit aufgestellte Ausrüstung haben sollte, wenn man am Ende des Tages auch mit einem Fang nach Hause fahren möchte. Es gibt etwa zehn bis 15 Angelarten. Sehr beliebt ist das sogenannte Spinnfischen, bei dem man hauptsächlich Raubfische an den Haken bekommen möchte. „Um das zu erreichen, benötigst du ein grundlegendes Wissen über das Verhalten dieser Fische, wie zum Beispiel der Hechte, ohne das du keinen Erfolg haben wirst“, bestätigen die Petrijünger einhellig.

Elftklässlerin aus Rastatt entspannt sich beim Angeln

Bevor der Köder im Wasser versinkt, muss eine Menge taktiert und ausgeklügelt werden. Das ist das Spannende, zugleich aber auch das Entspannende an diesem Hobby. Dass auch immer mehr Mädchen und erwachsene Frauen aktive Anglerinnen werden, ist ein Trend, den Vereinsvorstand Toth bestätigt. „Ich bin 16 Jahre alt“, erzählt Lena Dragan aus Rastatt.

Als Schülerin der elften Klasse im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium tut ihr das Angeln für ihren „Stressabbau“ sehr gut, wie sie sagt. Schon in frühen Kindheitsjahren ist sie durch ihren Papa Sebastian zum Angeln gekommen.

„Meine Freunde fragen manchmal, ob ich denn die Fische, Würmer und Maden tatsächlich anfasse“, erzählt sie. Vielleicht, so vermutet sie, ekeln sich manche Altersgenossen vor diesen Tieren. Diese Einstellung kann sie nicht teilen.

Oft wird die Beute direkt vor Ort zubereitet und am Wohnmobil, das immer mit dabei ist, verspeist. Bei Rebecca und Timo Baumann aus Elchesheim-Illingen ist die ganze Familie dem Angelsport verfallen. Denn sowohl die Tochter (10 Jahre) als auch der Sohn (13) sind immer dabei, wenn Mama und Papa zum Entspannen am Goldkanal Angeln gehen. 

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