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Tänzer im heimischen Wohnzimmer

Kleine Narrengemeinschaft Rastatt veranstaltet erstmals Fastnachtssitzung im Online-Format

Erstmals in ihrer Geschichte hat die Kleine Narrengemeinschaft Rastatt eine Fastnachtssitzung im Online-Format veranstaltet. Rund 100 Mitwirkende standen bei der rund zweistündigen Sitzung auf der Bühne. Das Publikum verfolgte das Geschehen virtuell.

Fastnachter
Top-Talent in der Bütt: Fabio Scheuerer liefert ein „Best of“ seiner Auftritte aus den vergangenen Jahren. Foto: Hans-Jürgen Collet

Fastnachtslieder erklingen, Helau-Rufe schallen durch den Raum und die Szenerie ist geprägt von den traditionellen, gelb-schwarzen Kostümen. Am Samstagnachmittag geben sich die Freunde der Narretei im Kehler Hof förmlich die Klinke in die Hand. Stimmungsvoll begrüßt holen sie alle ihr vorbestelltes Essen ab.

Schnitzel, Gemüselasagne oder Wurstsalat stehen bereit. Mitglieder der Tanzgarden und des Männerballetts verteilen zusätzlich Tüten mit allem, was gemeinhin einen Fernsehabend bereichert.

Salzbrezeln, Erdnüsse und Gummibärchen zählen dazu, genauso wie erlesene Pralinen, die Konditormeister Karl-Ludwig Hauns, seines Zeichens Ehrenmützenträger bei der Kleinen Narrengemeinschaft (KNG), angefertigt hat.

Auch der Text zum Klosterkellerlied, der Hymne der KNG, steckt in der Tüte, die außerdem noch ein Gewinnspiel enthält.

285 Essen werden ausgegeben

285 Essen mit den kleinen Beigaben werden an diesem Nachmittag zubereitet. Es ist die reale Verköstigung zur virtuellen Narrenschau im heimischen Wohnzimmer.

Zwei Fastnachter
Moderatorenpaar: Die erste Vorsitzende Kerstin Huber und Präsident Michael Weber führen durch das Programm der virtuellen KNG-Sitzung. Foto: Hans-Jürgen Collet

„Diese Riesenresonanz ist eine tolle Bestätigung für uns“, sagt Mitorganisatorin Hella Dittrich. „Eine super Sache“, ergänzt Bruno Herm, der selbst gerne bei der KNG auf der Bühne steht.

All dies gehört also zu dieser Premiere, die ein einmaliges Ereignis bleiben soll: Gut eine Woche vor dem zumindest laut Kalender angesagten Höhepunkt der Narretei hat die Kleine Narrengemeinschaft den Widrigkeiten von Corona getrotzt und tatsächlich eine Prunksitzung abgehalten. Allerdings: eben nur online, also ohne leibhaftige Narrenschar.

Unser Männerballett und unsere Gardetänzerinnen wollten das unbedingt machen.
Kerstin Huber, KNG-Vorsitzende

Als einzige der drei großen Karnevalsgesellschaften in Rastatt ging die KNG dieses Wagnis ein. „Unser Männerballett und unsere Gardetänzerinnen wollten das unbedingt machen, unsere älteren Mitglieder waren eher skeptisch“, sagt Dittrich.

So wurde das Programm in anderthalb Tagen dort aufgezeichnet, wo zu normalen Zeiten eben live geschunkelt, getanzt und gelacht wird – im Pfarrsaal der Herz Jesu-Pfarrei im Münchfeld.

„Wir sind Saalfastnachter und da waren die Auftritte ohne Publikum schon etwas befremdlich“, erklärt die KNG-Vorsitzende Kerstin Huber. Die Programmpunkte der insgesamt rund 100 geimpften und getesteten Mitwirkenden wurden dabei einzeln aufgezeichnet.

„Alle Gruppen und Redner waren danach wieder schnell verschwunden“, erzählt Huber von den coronabedingten Vorgaben. Dabei verhehlt sie keineswegs,, dass bei der Aufzeichnung nicht alles perfekt lief: „Es gab etwa leichte Tonprobleme, wenn mal ein Mantel oder ein Schal über dem Mikrofon hing“. Über 200 Links wurden im Vorfeld bestellt, die gleichsam den Eintritt für die Online-Sitzung gewährten, die am Samstagabend freigeschaltet wurde.

Auch der Holzweg ist der richtige, wenn du eine Termite bist.
Bella, KNG-Mitglied in der Rolle als Mutter

Moderiert von Kerstin Huber und Michael Weber eröffnet das junge Talent in der Bütt, Fabio Scheuerer, mit einem Rückblick auf seine besten Auftritte der letzten sieben Jahre die Sitzung.

Als „Mutter und Sohn“ duellieren sich Bella und Lino in prächtiger Manier. Die Empfehlung der Mutter: „Auch der Holzweg ist der richtige, wenn du eine Termite bist.“

Frederik Reith befasst sich als Vikar mit abstrusen Reliquien, während Frank Ullrich seine Rolle als Teufel spielt und einen Blick auf kommunale Brennpunkte wirft: Kombibad, Traglufthalle, Bodenversiegelung in der Kaiserstraße oder der Brunnen mit Geländer, das einem Fahrradständer gleicht: Schauriges Lachen begleitet des Teufels Anmerkungen dazu.

Freiheitsstatue mit viel politischem Biss

Als Freiheitsstatue agiert Melanie Klagmann mit ordentlich politischem Biss, während Ingrid Schwarz ihren ganz speziellen Kummer als Beifahrerin schildert.

Die „Landeier“ Sabrina Weber und Siegfried Soner bieten ihrerseits mit ihrem von Kalauern durchzogenen Zwiegespräch die Garantie für beste närrische Unterhaltung. Musikalische Klänge der Formation „Schräge 11“, die Minigarde, Nachwuchsgarde und Große Garde beweisen ihr tänzerisches Können, das die Badancer, die Showtanzgruppe und das Männerballett ebenfalls nachdrücklich bestätigen

„Ich bin sehr zufrieden, wie es gelaufen ist“, sagt Kerstin Huber, freut sich aber doch auch auf den einzigen noch folgenden realen öffentlichen Auftritt der KNG in dieser Kampagne – bei der genehmigten Narrenparade auf der Iffezheimer Rennbahn.

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