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Mehr als nur eine warme Mahlzeit

Die gemeinnützige Aktion „Herzprojekt Rastatt“ erlebt immer größeren Zulauf

Für viele Hilfsbedürftige ist es der einzige Lichtblick in der Woche: Das „Herzprojekt Rastatt“ bietet jeden Freitag eine kostenlose Mahlzeit im Gemeindehaus St. Alexander an.

Einsatz mit Herz und Hand: Frank und Tanja Pasel (von links) bereiten zusammen mit Volker Graf das Essen für die Bedürftigen in der Küche des Gemeindehauses St. Alexander vor.
Einsatz mit Herz und Hand: Frank und Tanja Pasel (von links) bereiten zusammen mit Volker Graf das Essen für die Bedürftigen in der Küche des Gemeindehauses St. Alexander vor. Foto: Sabine Wenzke

Es duftet nach Essen. Frank Pasel brät in der Küche des Gemeindehauses St. Alexander Frikadellen, während seine Frau Tanja und Volker Graf bereits im Saal das kleine Buffet aufbauen.

Es gibt Salate, Reis und Auberginen, aber auch Waffeln, Muffins, Kaffee und Kuchen. Am langen Tisch hat bereits ein erster Gast Platz genommen. Weitere treffen nach und nach ein. Es ist früher Freitagabend – und da gibt es ein kostenloses Essen für Bedürftige. Für die ist es aber viel mehr als nur eine warme Mahlzeit.

Die Lebensmittel und Speisen haben Privatpersonen, Organisationen, Firmen und zuweilen auch Gaststätten gespendet. Den Raum im katholischen Gemeindehaus darf das „Herzprojekt“ inzwischen ganzjährig freitags für einige Stunden nutzen.

Zunächst war dieser Treffpunkt nur als Winterquartier 2021/22 vorgesehen, um die kalten Monate zu überbrücken, berichten die Organisatoren. Sie sind sehr dankbar für diese Lösung. Zuvor hatten sie im Hof der Caritas die Speisung der Armen bei Wind und Wetter vorgenommen.

Obdachlose und auch Senioren freuen sich über Hilfe

Der Saal füllt sich allmählich. Viele Obdachlose sind darunter, ihre Gesichtszüge meist gezeichnet von einem Leben auf der Straße ohne Zuhause. Manche leben im Übergangswohnheim, erzählt Tanja Pasel. Aber auch Senioren, die mit ihrer winzigen Rente kaum über die Runden kommen, gehören zu den Stammgästen.

Cornelias schmales Budget reicht für keine Extras im Monat, erzählt die 58-Jährige. Da ist der Freitagstreff eine willkommene Gelegenheit, um „mal rauszukommen“, sagt sie und beißt mit großem Appetit in ihre Waffel: „Das sind nette Leute hier.“

Das findet auch Michael (59), der einige Jahre auf der Straße gelebt hat, und gerne zu den Essen kommt. Für viele ist der Freitagabend die einzige Freude und Abwechslung in einem ansonsten meist trostlosen Alltag. Michael findet es toll, wie sich die „Herzprojekt“-Aktiven engagieren.

Bedürftige helfen beim Aufräumen

Auch Peter (62) lobt das Essen und die Gesellschaft: „Ich kenne fast alle hier.“ Vor zwei Monaten habe er seine Wohnung verloren, berichtet er. Derzeit schläft er bei einem Kumpel. Mehr will er nicht erzählen, denn er hat zu tun: „Ich muss die Gläser noch hinstellen.“

Auch andere Besucher packen mit an, tragen Schüsseln und Teller in den Saal. Und sie helfen später auch wieder beim Abräumen und Saubermachen, freut sich Tanja Pasel. Spender bringen noch Speisen. Einer davon ist Oliver Latka.

Er hat einen Apfelrahmkuchen gebacken und steuert regelmäßig Salate, Kuchen und Torten zu den „Herzprojekt“-Abenden bei. „Kochen und Backen ist mein Hobby“, sagt er. Und da, wo Bedarf besteht, helfe er eben gerne.

Transparenz als Erfolgsgeheimnis

„Die Bedürftigen sehen, was gespendet wird. Und die Spender sehen: Was abgegeben wird, kommt auch an“, sagt Volker Graf. Diese Transparenz sei Grund für den Erfolg der gemeinnützigen Aktion, die auch nach jedem Essen in Facebook mit Bildern dokumentiert wird, freilich ohne die Bedürftigen zu zeigen.

Die Aktion kommt nicht nur gut an, sondern vermag auch dem einen oder anderen ein Lächeln ins Gesicht oder gar ein Leuchten in die Augen zu zaubern. Beim Herzprojekt begegnen sich die Menschen auf Augenhöhe. Menschliche Wärme gibt es obendrein. Die Initiatoren setzen sich mit an den Tisch und hören aufmerksam zu, wenn jemand etwas zu berichten hat oder sein Herz ausschütten will. Insistiert wird aber nicht. „Wir sind keine Sozialarbeiter“, sagt Graf.

Wenn man das Elend sieht, muss man einfach helfen.
Tanja Pasel, Herzprojekt Rastatt

Für Tanja Pasel und die Helfer ist der Freitagnachmittag bis in den Abend hinein immer „Herzprojekt“-Zeit.

Obwohl sie allesamt berufstätig sind, nehmen sie sich gerne Zeit für das soziale Engagement, um armen Menschen schöne Stunde zu bereiten. „Es kann jedem passieren, dass er in Not gerät“, meint die 46-Jährige: „Und wenn man dann das Elend sieht, da muss man einfach helfen“, erläutert sie ihre Motivation.

Volker Graf berichtet von seinem Schlüsselerlebnis bei einer Essensausgabe andernorts: „Da standen Leute an, die im Alter meiner Eltern waren, um einen Liter Milch zu bekommen. Das hat mich geschockt.“ Helfen will das Vierer-Team auch künftig. Es ist dabei aber weiterhin auf Spenden und Unterstützung angewiesen. Auch Lebensmittelgutscheine sind hilfreich.

Es wird kälter an dem Abend und der Zulauf immer größer. Mehr als 40 Bedürftige sind es am Ende. 38 waren es in der Woche zuvor. „Wir freuen uns über jeden, der diese Hilfe annimmt, sind aber auch für jede Hilfeleistung dankbar, denn nur dadurch kann diese Hilfe garantiert werden“, ermuntert Tanja Pasel zum Mitmachen. Wer die Gruppe unterstützen möchte, kann sich per E-Mail melden: herzprojekt-rastatt@web.de.

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