Skip to main content

Weihnachtsfeier für Bedürftige geplant

Herzprojekt Rastatt: Winterunterkunft für Essensausgabe gesucht

Die Ehrenamtlichen des Herzprojektes Rastatt stoßen bei ihrer Suche nach einer Winterunterkunft auf geschlossene Türen. Trotzdem wollen die Helfer mit Herz ihre Essensausgabe für Bedürftige den Winter über nicht einstellen.

Ein Mann nippt an einem heißen Kaffee, eine Frau steht ihm gegenüber und freut sich, zwei weitere Männer stehen neben ihr und ziehen Gummihandschuhe an.
Auch bei eisigen Temperaturen bieten Tanja Pasel (Mitte), Mitorganisatorin des Herzprojektes Rastatt, und ihre Mitstreiter den Bedürftigen in Rastatt freitags eine heiße Mahlzeit, Kaffee und Kuchen. Foto: Hans-Jürgen Collet

Jeden Freitagabend tummeln sich rund 25 Männer und Frauen auf dem Caritas-Gelände am Tisch des Herzprojektes Rastatt. Sie stehen fröstelnd an für eine kostenlose warme Mahlzeit. Viele von ihnen sind wohnungslos, die meisten durch Schicksalsschläge. Ein paar haben sich selbst für das Leben auf der Straße entschieden, sagt Volker Graf, der zum vierköpfigen Organisationsteam des Projektes gehört.

Die Altersspanne ist groß, beginne schon bei Ende 20. „Uns besuchen mittlerweile aber auch verstärkt Rentner.“ Beim Herzprojekt wird jedem geholfen, der bedürftig ist.

Seit Januar bieten die Ehrenamtlichen einmal in der Woche ein Abendessen an. Das Projekt wird von vielen Gaststätten in der Region unterstützt. Mal liefern sie Pizza, mal Hühnersuppe, mal Geschnetzeltes mit Salat. Wenn sich in seltenen Fällen kein Restaurant findet, kochen die Helfer. Zutaten erhalten sie von Lebensmittelmärkten oder von Privatpersonen, die Einkäufe spenden.

Essensausgabe ist unter freiem Himmel Wind und Wetter ausgeliefert

Auf einem Tapeziertisch stehen verschiedene Salate in Schüsseln
Reichhaltig: Neben einer warmen Mahlzeit gibt es für die Bedürftigen beim Herzprojekt auch Salat, Kuchen und eine Vespertüte mit haltbaren Lebensmitteln. Foto: Volker Graf

Zusätzlich stellen die Helfer mit Herz ein üppiges Kuchenbuffet und die Bedürftigen erhalten Vespertaschen mit haltbaren Lebensmitteln von Dosenwurst bis Brot. Alles, was das Team an die Bedürftigen ausgibt wird online mit Bericht und Foto dokumentiert. „Transparenz für alle Seiten. Das ist unheimlich wichtig“, sagt Graf.

Das Herzprojekt hat sich in den vergangenen Monaten als Treffpunkt etabliert, bei dem Ehrenamtliche, Spender und Bedürftige gemeinsam an Tischen sitzen. Aktuell beschränkt sich das Projekt jedoch wegen den erhöhten Corona-Inzidenzzahlen auf eine reine Essensausgabe.

Wir stoßen auf geschlossene Türen. Das ist frustrierend.
Volker Graf, Mitinitiator Herzprojekt Rastatt

Der Winter könnte aber selbst das erschweren. „Wenn es noch kälter wird, ist das problematisch. Die Essensausgabe findet ja unter freiem Himmel bei Wind und Wetter statt“, sagt Graf. Seit Anfang Herbst sucht das Team händeringend nach einem Unterschlupf für den Winter. Zentrumsnah sollte der Raum sein, damit das Herzprojekt zu Fuß erreichbar ist. Strom bräuchte man höchstens für die Beleuchtung. Für das Essen gibt es Wärmebehälter, für den Kaffee Thermoskannen.

Zwei Männer und eine Frau schöpfen Pasta auf Teller
Teamwork: Mitorganisator Volker Graf (links) arbeitet fast jeden Freitag an der Essensausgabe des Herzprojektes, unterstützt von wechselnden fleißigen Unterstützern wie Stefan und Tanja König. Foto: Heike Hils

„Es wäre einfach schön, wenn die Leute einmal die Woche zwei bis drei Stunden im Warmen sitzen und ihr Essen zu sich nehmen könnten, das nicht nach zwei Minuten kalt ist“, so Graf. Über Verwandte, Bekannte und befreundete Gruppen habe das Team schon versucht, an Räume der Stadt oder Kirche zu kommen. „Wir stoßen auf geschlossene Türen. Das ist frustrierend.“

Graf geht davon aus, dass die pandemische Lage die Suche erschwert. Interesse am Projekt sei von Seiten der Kirche und Stadt eigentlich durchaus vorhanden, denn Vertreter hätten das Team bereits vor ein paar Monaten vor Ort besucht.

Mann, Essen, Rastatt
Helfer mit Herz: Volker Graf (links) und Georg Schönfelder schöpfen eine Portion Tortellini. Beim „Herzprojekt“ gibt es Unterstützung für Bedürftige ohne große Hürden. Foto: Nico Fischer

Die Ehrenamtlichen wollen das Projekt trotzdem im Winter durchziehen. „Wir haben uns einen Pavillon und Akkulampen angeschafft. Zur Not besorgen wir uns noch ein, zwei Heizstrahler“, sagt Graf. Die Bedürftigen haben schon wärmende Socken, Schals und Handschuhe erhalten.

Wir haben uns ein Pavillon und Akkulampen angeschafft. Zur Not besorgen wir uns noch ein, zwei Heizstrahler.
Volker Graf, Mitinitiator Herzprojekt Rastatt

Auch wenn jemand einen Winterschlafsack oder ein paar kälteresistente Schuhe braucht, kümmern sich die Ehrenamtlichen darum. „Die Leute haben inzwischen Vertrauen und kommen mit solchen Bitten zu uns. Das war am Anfang nicht so leicht. Da haben sie gedacht, das sind wieder Schwätzer, die nichts tun“, sagt Graf. In den meisten Fällen findet sich nach einem Aufruf in der Facebook-Gruppe, die inzwischen rund 900 Mitglieder hat, schnell jemand, der bei der Anschaffung unterstützt.

Ehrenamtliche haben Bedürftige nach ihrem Weihnachtswunsch gefragt

Um den Bedürftigen in der kalten Jahreszeit eine Freude zu bereiten, veranstaltet das Herzprojekt am 18. Dezember eine kleine Weihnachtsfeier mit Pizza, Kuchen, Brezeln und Kaffee. Hobbymusiker Graf und seine Gesangslehrerin Danny Konz aus Karlsruhe werden Musikeinlagen beisteuern.

Es war ein hektisches und anstrengendes Jahr, aber auch ein sehr schönes.
Volker Graf, Mitinitiator Herzprojekt Rastatt

Im Vorfeld hat das Team alle Bedürftigen gebeten, einen Wunschzettel zu schreiben. „Da kam aber nichts, weil sie sich wahrscheinlich nicht getraut haben“, sagt Graf. Deshalb starteten die Ehrenamtlichen einen Aufruf an alle Spender, Weihnachtspäckchen mit Gebäck, Bürsten und anderen nützlichen Dingen zu packen.

Weihnachtspäckchen
Der erste Schwung: Inzwischen konnte das Herzprojekt schon 30 Päckchen sammeln, die den Bedürftigen bei einer Weihnachtsfeier überreicht werden. Foto: Volker Graf

Schon 30 Pakete sind an den Sammelstellen eingegangen. Was zu viel ist, geht an Bedürftige in den umliegenden Dörfern und Karlsruhe. Die Päckchen werden dann an der Weihnachtsfeier überreicht, so Graf. „Es war ein hektisches und anstrengendes Jahr, aber auch ein sehr schönes. An der Weihnachtsfeier können wir das Jahr 2021 miteinander ausklingen lassen.“

Über das Herzprojekt

Das Herzprojekt Rastatt wurde im Januar 2021 ins Leben gerufen von Tanja und Frank Pasel aus Au am Rhein, Maik Sattelberg aus Plittersdorf und Volker Graf aus Bietigheim. Die Essensausgabe für Bedürftige findet freitags ab 17.30 Uhr statt auf dem Caritas-Gelände (Carl-Friedrich-Straße 10) in Rastatt. Interessierte Spender können sich bei Volker Graf via Mobiltelefon (0171) 9514833 oder über die Facebook-Gruppe „Herzprojekt Rastatt“ melden und erfragen, was benötigt wird. Auch eine finanzielle Spende an das Herzprojekt via Paypal ist möglich an herzprojekt-rastatt@web.de. ewa

nach oben Zurück zum Seitenanfang