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Hilfsaktion zu Weihnachten

Eine warme Mahlzeit und Geschenke für Obdachlose in Rastatt

Für Waldemar geht ein schwieriges Jahr zu Ende. Der 55-Jährige lebt auf der Straße, Corona hat die Lage der Obdachlosen noch noch verschärft. Mit einer besonderen Aktion bemüht sich die Caritas in Rastatt, die Betroffenen zu Weihnachten aus der Isolation zu holen.

Eine Suppenküche.
Ausgabe mit Maske: Die Besucher der Caritas freuen sich über eine warme Mahlzeit und Sachspenden zu Weihnachten. Foto: Hans-Jürgen Collet

Waldemar löffelt den Eintopf aus dem Becher. „Das ist gut, vier von fünf Sternen“, sagt er. Eine warme Mahlzeit ist für den Wohnungslosen keine Selbstverständlichkeit. Er ist froh über die kurze Auszeit in den Räumlichkeiten des Caritasverbands des Landkreises im Rastatter Dörfel.

Die Corona-Pandemie hat den Alltag ohne Obdach in den vergangenen Monaten noch schwerer gemacht. „Man ist noch mehr isoliert“, sagt der 55-Jährige. Am Dienstag bemühten sich die Helfer der Caritas, die Betroffenen mit einer Weihnachtsaktion aus der Isolation zu holen.

Neben dem Eintopf warten Präsente auf die Obdachlosen. Paul Hnas, Caritas-Ressortleiter für die Sozialen Dienste, sagt: „Wir haben uns natürlich Gedanken gemacht, was unsere Klienten brauchen können.“ Hochwertige Schlafsäcke stehen bereit, dazu Isomatten. Außerdem haben er und die Helfer Geschenktüten mit Duschgel, Einkaufsgutscheinen und auch Tabak gerichtet.

Tagesstätte nur noch nach Anmeldung zugänglich

„Stephan, nimm Dir auch eine Isomatte, die sind gut!“, ruft Waldemar einem Bekannten zu. Die Unterstützung haben er und die anderen Caritas-Besucher zahlreichen Spendern zu verdanken. Nicht nur Unternehmen und die Kirche, auch viele Privatpersonen haben die Aktion unterstützt. „Es ist deutlich mehr als in den vergangenen Jahren“, sagt Hnas.

Die Caritas-Tagesstätte in der Carl-Friedrich-Straße betreut regelmäßig rund 80 Menschen. Normalerweise stehen die Türen dort ab dem Vormittag für jeden offen. Die Obdachlosen können in den Räumlichkeiten duschen, Zeitung lesen, ihre Handys aufladen und Kontakte pflegen. Doch die Pandemie hat die Abläufe verändert. Der Eintritt ist jetzt nur noch nach Anmeldung in einem zugewiesenen Zeitfenster möglich. Maximal drei Personen dürfen gleichzeitig rein. Gerade im Winter halten sich dort sonst bis zu 15 Personen parallel auf.

Es gibt wenig Akzeptanz für die Maskenpflicht.
Paul Hnas, Ressortleiter der Caritas

Für die Helfer der Caritas bringt das reichlich Aufwand mit sich. Hinzu kommen manchmal kräftezehrende Diskussionen über Corona. „Es gibt wenig Akzeptanz für die Maßnahmen wie die Maskenpflicht“, sagt Hnas.

Manche Besucher seien freiwillig ohne Bleibe und wollten sich der Gesellschaft nicht anschließen. Gerade solchen Menschen seien die Regeln schwer zu vermitteln. Trotzdem habe es in den vergangenen Monaten nur wenig Konflikte gegeben. Hnas führt das auf den engen Kontakt zurück, den er und die Mitarbeiter zu den Obdachlosen pflegen.

Bei der Ausgabe der Spenden tragen alle Besucher Masken. Zum Eintopfessen sitzen sie mit großen Abständen in der Kaffeeküche. Damit nicht alle Interessierten gleichzeitig auf der Matte stehen, hat die Caritas im Vorfeld Abholzeiten vorgegeben. So kann jeder in Ruhe seinen Eintopf essen.

Gekocht hat ihn Marco Widmann von der Schlossgaststätte. „Kartoffeln, Gemüse und Fleisch“, zählt er die Hauptzutaten auf. Seit Ausbruch der Pandemie hat er fast jeden Monat eine Essensausgabe mit der Caritas auf die Beine gestellt. Das ist auch ein Ersatz für das „Gemeinsame Mittagessen für Bedürftige“, das die Rastatter Kirchen in normalen Jahren in der kalten Jahreszeit abwechselnd immer sonntags anbieten.

Anlaufpunkte für Obdachlose brechen weg

Für Waldemar ist es ein Lichtblick am Ende eines außergewöhnlichen Jahres. „Es ist für die meisten schwierig“, sagt er über die Situation der Obdachlosen während der Pandemie. Viele hätten neben der Tagesstätte auch andere Anlaufpunkte. Doch diese seien weitgehend weggebrochen.

Auch Hnas hofft, dass sich die Lage im Lauf des kommenden Jahres wieder normalisiert. Auch die Mitarbeiter hätten dringend Erholung nötig. Trotz aller Widrigkeiten bemüht er sich um eine positive Sichtweise auf die Dinge. „Vielleicht führt Corona zu mehr Zusammenhalt und Reflexion“, sagt er. Die Resonanz auf die Spendenaktion sei zumindest ein Indiz dafür.

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